Aktienanlage - Es "drohen" noch günstigere Kauftage

Donnerstag, 13.03.14 14:08
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

die vergangenen Tage haben uns zwar kaum neue Erkenntnisse geliefert, dafür aber eindrucksvoll gezeigt, was weltweite Vernetzung bedeutet. Selbst den Profis fällt es nicht leicht, alle Schauplätze und deren tagesaktuelle Wirkung auf die Preise im Auge zu behalten. Ich teile allerdings nicht die zunehmende Schwarzmalerei mit Blick auf die Aktienmärkte: Die täglichen Kursverläufe spiegeln die vorsichtig-abwartende Haltung der Großanleger wider, die immer wieder kurzfristig einsteigen, dann aber rasch Kursgewinne realisieren, keinesfalls aber panikartigen Exodus..

So ist es ärgerlich, weil unsinnig, wenn in Agenturberichten dramatische Headlines formuliert werden, wie gestern z.B.: „Krisengeplagte Dax-Anleger fliehen“. Von allgemeiner Flucht kann keine Rede sein. Aber: Die Nervosität hat weiter zugenommen. Schuld sind die Entwicklungen in Osteuropa, wachsende Sorgen über den Zustand der chinesischen Wirtschaft und unterschiedlich interpretierte US-Konjunkturdaten. Kurseinbrüche am Kupfermarkt, dagegen weiter erholte Goldpreise – heißt das geopolitische Instabilität bei gleichzeitigen Zweifeln an der Fortsetzung der weltwirtschaftlichen Erholung? Wir müssen uns darauf einstellen, dass die analytische Bewertung der Unternehmensgewinne, um die es dem Aktionär letztlich ja geht, immer wieder von diesen „großen“ Entwicklungen überlagert wird – unberechenbar.

Keine Hochstimmung beim fünfjährigen Dax-Hausse-Jubiläum

Im Gegensatz zu der sehr positiven Entwicklung zu Beginn des vergangenen Monats kann der Start in den März für den Dax kaum als gelungen bezeichnet werden. Die Zahl der Handelssitzungen, an denen sich der deutsche Leitindex mit einem Minus aus dem Handel verabschiedet hat, überwiegt mit 3 zu 1 die Gewinnertage deutlich. Auch zum Allzeithoch, das vor zwei Wochen noch in greifbarer Nähe lag, ist der Dax wieder merklich auf Distanz gegangen. „Somit schuf der Markt nicht gerade die beste Voraussetzung für eine fröhliche Party“, resümieren die Stimmungsanalysten von Cognitrend und erinnern daran, dass der Dax inzwischen auf fünf Jahre Hausse zurückblicken kann. Wie gesagt, Feierlaune wollte aber angesichts der schwachen Kursentwicklung und des weltweit eingetrübten politischen und konjunkturellen Umfelds nicht aufkommen.

Abgesehen von der recht undurchsichtigen Lage in der Ukraine, entpuppt sich der Weltwirtschaftsmotor China zunehmend als Sorgenkind. Die schwachen Exportdaten, die am Wochenende aus Peking gemeldet wurden, drückten chinesische Aktien sowie den Kupferpreis auf Mehrjahrestiefs. Die fallenden Kurse in Fernost waren aber nicht das Einzige, das für Unruhe bei Finanzmarktakteuren sorgte. Die Tatsache, dass der chinesische Bondmarkt seinen ersten Zahlungsausfall zu verzeichnen hatte – bei der Unternehmensanleihe eines Solartechnikausrüsters wurde der Kupon nicht bedient – wog ebenfalls schwer.

Und dennoch: Die Stimmung der von der Börse Frankfurt wöchentlich befragten Akteuren hat indes nicht sichtbar gelitten. Dies hängt aber sicherlich nicht damit zusammen, dass die Panel-Teilnehmer sich der Gefahr, die von den zuvor beschriebenen Ereignissen ausgeht, nicht bewusst sind oder gar die möglichen Konsequenzen verkennen. Der Grund, warum sich die Stimmung in den vergangenen beiden Wochen kaum verändert hat ist viel simpler: Eine große Zahl der Befragten hat Vorsichtsmaßnahmen bereits vor einiger Zeit getroffen. Die Zahl der Bären (34 Prozent) liegt zwar immer noch klar unterhalb der der Bullen (42 Prozent). Im Prinzip wurde diesmal aber nur die gleichmäßige Abwanderung der Optimisten und Pessimisten wieder rückgängig gemacht. Somit ergab sich lediglich eine leichte Polarisierung. Der Bull/Bear-Index erfuhr dadurch erneut eine geringe Verschiebung nach unten.

Stärkere Rückkäufe erst bei Dax unter 9.000 Punkten?

Bisher hatten die Frankfurter Stimmungsermittler vermutet, dass viele Investoren Abschläge in Richtung 9.200 Dax-Zähler im Auge hätten, um dann wieder einzusteigen. Im gestrigen Wochenbericht heißt es, dass die Meisten offensichtlich auf noch niedrigere Kurse lauern würden – was vielleicht auch mit dem Jahrestief aus Februar knapp oberhalb der 9.070er Marke zu tun haben könnte. Jenes liegt nicht nur für alle gut sichtbar im gegenwärtigen Aktionsradius des Leitindex, es stellt für einige Marktteilnehmer auch einen wichtigen Referenzpunkt dar. Cognitrend abschließend: „Wir vermuten aber, dass die stärkste Nachfrage im Ernstfall erst unterhalb der 9.000er Schwelle zu finden sein wird.“

Das könnte ich mir ebenfalls gut vorstellen, wenn es nicht durch eine veränderte Nachrichtenlage zu einer spürbaren Stimmungsverbesserung kommen sollte. Wer, wie ich, weiter auf die Aktie setzt, muss jetzt nicht unbedingt zugreifen – vermutlich wird es noch günstigere Einstiegskurse geben.

Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer
Chefredakteur
Kutzers Bauchgefühl



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