Aktienmärkte (3) - Ein Gemisch der Unsicherheit durch viele K-Fragen

Montag, 24.03.14 14:06
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

Vielleicht ist der Eindruck zu persönlich, um allgemein gültig zu sein. Aber in meinem Umfeld sind private Anleger vor dem Hintergrund der geopolitischen Sorgen extrem zurückhaltend mit neuen Aktienengagements. Gold als Krisenmetall lockt aber auch nicht besonders, denn sein Preis scheint nicht nach oben ausbrechen zu können, sieht andererseits stabil und nach unten abgesichert aus.. Dagegen sind Immobilien unter den Sachinvestments so beliebt wie lange nicht mehr – trotz eines in den favorisierten AAA-Lagen zum Teil irrationalen Preisanstiegs.

Viele institutionelle Investoren verhalten sich seit Wochen nach dem ebenfalls von Vorsicht geprägten Motto „Nach gesunkenen Kursen einsteigen, nach gestiegenen Kursen schnell wieder aussteigen“. Man könnte es als eine Art unaufgeregtes, keineswegs hektisches Trading der marktbestimmenden Kräfte bezeichnen. Die Vernetzung der Märkte fördert dabei den Herdentrieb.

Ich warne allerdings davor, die zuletzt spürbare relative Gelassenheit über zu bewerten. Es ist gut, wenn keine Angst herrscht. Aber die weitere Entwicklung ist völlig unberechenbar (mehr...). Und ganz eng damit verknüpft sind die Fragen in Verbindung mit den wirtschaftlichen Folgen. Interessant: Die kursrelevanten Faktoren für die Aktienmärkte werden von den Profis zunehmend ganzheitlich betrachtet – und wirklich nur nebenbei fällt die Bedeutung des Buchstabens „K“ auf: Die Börsen haben es mit einer ganzen Reihe von „K-Fragen“ zu tun, die meist miteinander verlinkt sind. So kann die Krim-Krise die Kreditbeziehungen zwischen Ost und West empfindlich stören, unsere Konjunktur beeinträchtigen und dadurch den Kurs der Notenbanken beeinflussen, wobei in Amerika noch die Klima-Frage zu beantworten ist (welche Nachwirkungen hat die Kälte-Welle?). Für alle Akteure an den Kapitalmärkten sind das schwierige – und gefährliche – Zeiten.

Bedeutende Strategen grübeln derzeit, ob Aufschwung in der Eurozone in Gefahr sei. Schließlich gilt auch der starke Euro-Wechselkurs als Belastung. Schon der ZEW-Index hat in der vergangenen Woche aufgrund der Unsicherheiten in diesen Kontakt einen deutlichen Rücksetzer verzeichnet. Auch die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone (heute), der Ifo-Index (Dienstag) sowie der europäische Geschäftsklimaindex (Freitag) dürften nach Erwartung der Marktteilnehmer von den Ereignissen der vergangenen Wochen nicht unbeeinflusst bleiben und sehr wahrscheinlich Rückgänge verzeichnen. In den USA scheint der Aufschwung grundsätzlich intakt zu sein, wobei der Unternehmenssektor zuletzt zum Taktgeber geworden – bisher ging die zunehmende Dynamik des Wachstums in erster Linie von der stark steigenden Konsumentennachfrage nach Immobilien und Automobilen aus. Dementsprechend wird jetzt mit einem merklichen Anstieg der Auftragseingänge (Mittwoch) gerechnet.

Es sieht also so aus, als sei für die kurzfristige Entwicklung an den Kapitalmärkten das fundamentale Umfeld entscheidend. Dazu kommt die von der Fed selbst und ihrer neuen Chefin in der vergangenen Woche ausgelöste Diskussion, ob die Anleger früher als bisher erwartet mit einer Anhebung der amerikanischen Leitzinsen rechnen müssen. Es könnte also gut sein, dass das eintritt, was die Strategen der Allianz Gobal Investors am Freitag in ihrer Vorschau formuliert haben: „In der kommenden Woche verschiebt sich der Schwerpunkt weg von der Realpolitik hin zur Realökonomie, wobei die Stimmungs-indikatoren das Bild prägen sollten.“

Und heute? Der Dax hat zur Eröffnung so weiter gemacht, wie er am Freitag endete: Innerhalb von weniger als einer Stunde ein Jo-Jo in einer Spanne von über 60 Punkten. Der Aktienmarkt bleibt also zunächst einmal weiter auf einem holprigen Weg.

Machen Sie vorsichtig weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer
Chefredakteur
Kutzers Bauchgefühl



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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...


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