Aktienstrategien – Testen und vergleichen Sie selbst!

Montag, 20.12.10 16:00

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

heute möchte ich Ihnen einen ungewöhnlichen Vorschlag unterbreiten, geeignet für die besinnlichen Tage zu Jahresende – den „Strategie-Selbst-Test“, kurz SST. Dabei geht es um die Idee, der geneigte Anleger möge doch einmal selbst ausprobieren, mit welchem Vorgehen er am besten zurechtkommt. Um es vorweg zu nehmen: Neben aller Sinnhaftigkeit soll hierbei auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommen. Auslöser für den Gedanken ist das dringend zu empfehlende Buch „Bauchentscheidungen“ des international hoch angesehenen Berliner Psychologieprofessors Gerd Gigerenzer (erschienen bei Goldmann).

Er hat darin u.a. die Frage gestellt, ob Wiedererkennung Expertenwissen ausstechen kann. Es geht um ein Börsenspiel, durchgeführt von einem Wirtschaftsmagazin vor einigen Jahren, bei dem 50 internationale Internet-Aktien die vorgegebene Grundlage bildeten. Mehr als 10 000 Teilnehmer bauten daraus ihr individuelles Portfolio zusammen, natürlich durch Einsatz von möglichst viel Wissen. Ein Depot unterschied sich freilich von allen anderen: Es beruhte auf „kollektiver Unwissenheit“ und war von einem anderen Wissenschaftler, mit dem Gigerenzer zusammenarbeitete, eingereicht worden. In Berlin hatte man zu diesem Zweck 100 Passanten gefragt, von welchen der Aktien sie schon gehört hätten (ganz bewusst wurden dabei nur Männer und Frauen mit keinem oder geringen Börsenwissen interviewt). Aus den 10 Aktien, die am häufigsten wiedererkannt wurden, bildeten die Tester ein Depot und reichten es ein. Dieses erreichte dann eine bessere Performance als 88% (!) aller teilnehmenden Portfolios und schlug auch alle entsprechenden Indizes. Kontrolluntersuchungen bestätigten das Ergebnis.

Irgendwie erinnert mich das an die Erfahrungen eines Rentners, der mir strahlend von seinem „Happy-Depot“ berichtete. Er hatte nämlich herausgefunden, dass er langfristig mit einer einmaligen Überprüfung pro Jahr seines stets aus sieben Aktien bestehenden Portfolios („Mehr kann ich nicht übersehen und beobachten“) glücklich werden konnte, weil es sich besser als der Dax entwickelte. Alljährlich räumte er kurz vor dem Ultimo sein aus Standardwerten bestehendes Depot auf, in dem er sich von Titeln trennte, die schlechter als der Dax gelaufen waren, und die behielt, die besser als der Index lagen. Mal tauschte er also keine von den sieben Aktien aus, mal mehr, mal weniger – im Extremfall alle. Er war nach eigenem Bekunden wirklich glücklich damit.

Sie müssen nicht diese Variante der Trendfolge kopieren. Aber vielleicht macht es Ihnen Spaß, Ihr zur Verfügung stehendes Anlagekapital testweise auf zwei oder drei gleichgroße Depots zu verteilen, um diese dann strategisch zu vergleichen. Beispiel: Sie verfügen über rund 150 000 Euro. Diese könnte man z.B. in ein Stockpicking-Depot investieren, in ein ETF basiertes Modell (vielleicht drei Länderindizes) und eine Trendfolgestrategie. Bei diesem SST sind der Fantasie natürlich keine Grenzen gesetzt. Und nach einem Jahr wird Bilanz gezogen. In jedem Fall sollte etwas herauskommen, das auch Sie „happy“ stimmt!

Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer

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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...


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