Alles wiederholt sich

Freitag, 01.04.05 08:00
Guten Tag liebe Leserinnen und Leser,

es gibt viele wunderbare und lehrreiche Börsenweisheiten und die meisten davon gehen auf Jesse Livermore zurück, den wohl größten Spekulanten aller Zeiten (1877-1940). Im Buch Jesse Livermore, Die Geschichte einer Börsenlegende (Börsenverlag), steht z.B. das folgende Schlusswort:

„An der Wall Street oder in der Aktienspekulation gibt es nichts Neues. Was in der Vergangenheit passiert ist, wird immer und immer wieder passieren. Das liegt daran, dass die Menschen sich nicht ändern. Und es sind die Gefühle der Menschen, die ihrem Intellekt im Wege stehen.“

Heute ist die riesige Aktienbaisse von 2000/2002 noch immer fest im Gedächtnis vieler Anleger verwurzelt, weshalb den Börsen so schnell keine breite Übertreibung droht. Doch im Laufe der Jahre wird die Erinnerung an die geplatzte New Economy-Blase verblassen, während neue Anlegergenerationen nachrücken, die zu diesen verrückten Zeiten überhaupt keinen Bezug mehr haben werden. Ein solches Muster zeigt sich auch im jüngsten Finanzskandal. Vielleicht erinnern Sie sich noch:

Vor 14 Jahren, im Januar 1991, war die Ambros-Blase geplatzt. Die Initiatoren hatten jahrelang mit traumhaften Renditen geworben (monatl. bis zu 6%!), die mittels Options- und Futures-Tradings an den US-Börsen erzielt werden sollten. Die Gewinne gab es aber nur auf dem Papier und es handelte sich um ein reines Schneeballgeschäft, da die Ausschüttungen mit den Einzahlungen der neuen Anleger bezahlt wurden. Als das Kartenhaus schließlich zusammengefallen war, fehlten 55.000 Anlegern über 800 Millionen DM.

Damals waren Begriffe wie „Hedgefonds“ oder „Managed Accounts“ noch Fremdwörter, doch das ist eigentlich auch der einzige Unterschied zu der nun im März geplatzten Phoenix-Blase. Auch hier ging es um Derivate-Tradings, vor allem an den Rohstoffmärkten, da diese nicht mit den Aktienbörsen korrelieren. Dieses Verkaufsargument war Balsam für die Wunden aller, die in der Aktienbaisse unter die Räder gekommen waren. Diese Anleger suchen heute vor allem „Sicherheit“ und die wurde von den Phoenix Managed Accounts perfekt suggeriert. Denn die Phoenix-Betrugsmaschinerie hatte vor allem auf einer hohen Konstanz der erfundenen Gewinne beruht. So sollte es bei Jahresgewinnen um die 13% im schlechtesten Monat gerade einmal zu einem Minus von 0,75% gekommen sein. Das ist natürlich illusorisch und kann nur als Schneeballsystem funktionieren - eben bis der unausweichliche Tag X kommt. Die aktuelle Schadenssumme wird noch zusammengerechnet, soll sich aber etwa auf 600 Millionen Euro von 30.000 Anlegern belaufen. Sie sehen:

In nicht einmal eineinhalb Jahrzehnten sind deutsche Anleger zweimal auf ein identisches Betrugssystem hereingefallen, wobei wohl kaum ein Phoenix-Anleger jemals von Ambros gehört hat... Es passiert eben tatsächlich immer wieder das gleiche und daran wird sich auch in der Zukunft nichts ändern. Deswegen:

Suchen Sie nicht nach „Neuem“, sondern investieren Sie mit langem Atem in die besten Unternehmen der Welt. Im Mittel 18% Kursgewinn p.a. machen aus 10.000 Euro in einem Jahrzent steuerfrei mehr als 50.000 Euro. Da können Sie über jede „neue“ Anlagekonstruktion eigentlich nur müde lächen...

Mit bester Empfehlung
Ihr

Thomas Müller
Herausgeber
boerse.de-Aktienbrief

PS: Dies ist das Editorial aus dem boerse.de-Aktienbrief, dem Börsenbrief für die laut Performance-Analyse 100 erfolgreichsten und sichersten Aktien der Welt. Wenn auch Sie Ihr Kapital mit diesen Champions-Aktien im Schnitt alle vier Jahre verdoppeln wollen, lade ich Sie herzlich ein, die aktuelle Aktienbrief-Ausgabe hier kostenlos downzuloaden.

Thomas Müller ist seit Anfang der 1980er-Jahre Herzblut-Börsianer, seit 1987 Verleger von Börseninformationen, begeisterter Entwickler von Anlagestrategien, Autor,...


Alle Kolumnen erhalten Sie ganz bequem im Newsletter boerse.de-Aktien-Ausblick, Deutschlands großem Börsen-Newsletter mit mehr als 150.000 Lesern. Hier kostenfrei anfordern ...

Unsere Mission