Anlagestrategien - Rebalancing des Portfolios

Donnerstag, 17.11.11 15:27

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

der Euro muss überleben. Dafür gibt es jetzt gute Gründe. Aber der schwierigste Teil der Finanzkrise steht uns noch bevor. Die zurzeit laufende „14. Euro Finance Week“ in Frankfurt/Main ist kein Schauplatz für oberflächliche Meinungsverteiler und mediengeile Propheten. Auf den zahlreichen Einzelkonferenzen in dieser Woche herrscht Tiefgang, werden kontroverse Positionen ausdiskutiert. Und bei allen Unterschieden zwischen Optimisten und Pessimisten gibt es doch eine gemeinsame Sorge: Die Krise beiderseits des Atlantiks könne noch lange dauern, jahrelang, zu lang. Diesen Eindruck konnte ich am Mittwoch mitnehmen. Es mangelte auf diesem größten Branchentreffen der europäischen Finanzindustrie nicht an prominenten Köpfen, die sich noch nicht an die ungeheuren Summen der Staatsverschuldung gewöhnen wollen und ihre Zweifel an einer absehbaren Konsolidierung erkennen lassen. Zugleich wirken die jüngsten Hochrechnungen des Kapitalbedarfs europäischer Banken nicht nur auf mich furchterregend.

Immobilien können eine Assetklasse sein, die sich im Zeitalter der Sachanlagen wie keine andere anbietet. Das war einer der angeboteten Wege für Investoren. Nur: Auch hier herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Denn zum einen hat das konzentrierte Interesse für Top-Lagen insbesondere in Städten wie Hamburg, Frankfurt und München dort zu überzogenen Preissteigerungen geführt, während die Renditen anderswo dümpeln. Und dann ist auch das Vertrauen in Immobilienfonds – offene wie geschlossene – noch nicht zurückgekehrt. Mit anderen Worten: Wer neben der selbstgenutzten Immobilie in Haus und Grund investiert, sollte diese heterogenen Märkte kennen, um Enttäuschungen zu vermeiden.

Ein von mir geschätzter Vermögensverwalter der konservativen Art, Wolfgang Juds (Credo Vermögensmanagement Gmbh, Nürnberg), hat in seinem jüngsten Brief das „Rebalancing“ des Depots im Interesse eines gesunden Wachstums beschrieben. Ich möchte Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, seine Strategie kurz vorstellen.

Credo setzt voll und ganz auf antizyklisches Handeln und ein stetiges "Rebalancing" des Portfolios. Zu Beginn eines Depot-Contests, bei dem der Dax schließlich geschlagen werden konnte, wurde eine strategische Aufteilung auf die einzelnen Anlageklassen Renten, Aktien, Immobilienfonds und Liquidität vorgenommen, um eine breite Streuung zu erreichen. Wetten auf einzelne Aktien oder Rohstoffe wurden bewusst nicht eingegangen. Im Laufe der Zeit sind einzelne Fonds gestiegen und andere gefallen. Regelmäßig ist die Struktur des Depots überprüft, sind Anpassungen vorgenommen worden. Juds: „Zum einen habe ich Verkäufe in Form von Gewinnmitnahmen getätigt, und zum anderen habe ich den Gegenwert in die Fonds investiert, die mir nach meinem Modell zurückgeblieben erschienen. Die Liquidität habe ich antizyklisch investiert. Diese Form des Ausgleichens der Gewichtung der verschiedenen Anlageklassen im Gesamtdepot wird als Rebalancing bezeichnet. Ich mische schwankungsarme und -intensive Anlagen und gleiche die Gewinne bzw. Verluste aus, indem ich insbesondere bei den gefallenen Fonds zugekauft habe. Dieses Verfahren führt zu einer Glättung und zu einer Verbilligung der Einstiegskurse.“

Auf diese Weise steuert Credo das Depot nicht aufgrund von Prognosen oder Markteinschätzungen. Vielmehr wird auf die Bewertung von Anlageklassen geachtet, also darauf, ob bestimmte Aktien billig oder teuer erscheinen . Gleiches gilt auch für Renten wie Unternehmensanleihen, Staatsanleihen oder High Yields: „Auch hier orientiere ich mich an der Bewertung der Renten und nicht an Meinungen. Schwankungen sehe ich nicht als Nachteil an, sondern versuche sie im Positiven zu nutzen.“

Worauf Sie auch immer setzen mögen, welche Strategie Sie persönlich favorisieren – bleiben Sie auf der Hut, denn die Märkte sind täglich für schlechte Überraschungen gut.

Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr



Hermann Kutzer
 

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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...

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