Schon Anfang Juni widmeten wir den digitalen “Kryptowährungenen” einen
Artikel, der von unseren Lesern eifrig diskutiert wurde. Die einen meinten, dass es sich bei Bitcoin & Co., deren Wert damals noch auf Rekordniveau rangierte, um eine gigantische “Blase” handelt. Andere posteten auf
Facebook: “Elektronisches Geld ist wie in einen virtuellen Apfel beißen.” Und was soll ich sagen? Momentan sieht alles danach aus, als ob unsere Leser recht behalten! Innerhalb der vergangenen Wochen gab es einige tiefgreifende Veränderungen, die den Kurs der Kryptowährungen rapide einbrechen ließen. Grund genug, uns die aktuellen Entwicklungen rund um die Cyberwährung Bitcoin einmal genauer anzusehen.
Was sind eigentlich Kryptowährungen?Sie sind virtuell, sie sind charmant, sie sind ein gigantisches Spekulationsobjekt. Die Internetwährungen, die klangvolle Namen wie Bitcoin, Ethereum, Litecoin oder Ripple tragen, existieren (fast) nur als verschlüsselte Zeichenfolge. Im Gegensatz zum “harten” Zentralbankgeld wird das virtuelle Geld von Privatanwendern elektronisch “geschürft”, verschickt oder in einem digitalen “Wallet” (Portmonee) gespeichert. Die Plattform „Coinmarketcap“ listet 840 Digitalwährungen auf, die es insgesamt auf eine Marktkapitalisierung von sage und schreibe 64 Milliarden Dollar bringen; Anfang des Jahres waren es “nur” 18 Milliarden Dollar.
Pionierländer in Sachen Bitcoin sind Japan und (wer hätte das gedacht?) Österreich! Seit Anfang Juli können Bitcoin und andere digitale Währungen österreichweit in allen 1.800 Post-Standorten erworben werden. Echtes Papiergeld wird dabei gegen einen Papierbon im Wert von 50, 100 oder 500 Euro umgetauscht, auf dem ein Internetcode zum Transfer der digitalen Währung ins persönliche “Wallet” des Käufers angegeben ist. Trotz der Bemühungen der Österreicher, Bitcoin “salonfähig” zu machen, hat der asiatische Inselstaat Japan beim Handel mit Kryptowährungen weltweit die Nase vorn. Seit April ist Bitcoin dort als legale Währung anerkannt und wird vermehrt auch für echte Transaktionen wie Supermarkteinkäufe oder Flugbuchungen genutzt.
Autsch! Derbe KursverlusteAufgrund des immensen Hypes um virtuelle Währungen, begleitet von reißerischen Medienberichten wie “Bitcoin: das neue Gold!” oder “18-jähriger wird durch Bitcoin zum Millionär” erlebte die Nummer Eins der Kryptowährungen einen unbeschreiblichen Auf- und Abstieg. Seit Jahresbeginn hat sich der Bitcoin-Kurs bereits mehr als verdoppelt. Zum Jahresstart 2017 stand er bei gerade einmal 960 Dollar. Im Juni erreichte Bitcoin sein bisheriges Rekordhoch von knapp 3000 Dollar. Das ist mehr als doppelt so viel wie der Preis für eine
Feinunze Gold. Doch danach ging es rapide bergab: die Kryptowährung verlor innerhalb eines Monats ein Viertel ihres Werts und kostet momentan “nur noch” um die 2000 Dollar. Ein Debakel, das Gold-Anlegern vermutlich in so kurzer Zeit nie drohen wird. Ganz einfach, weil das seltene Edelmetall im Gegensatz zu Datensätzen echte, innere Werte besitzt und nicht auf Serverfarmen “geschürft” werden kann.
Droht die Bitcoin-Spaltung?Die Hauptursache für den anhaltenden Bitcoin-Wertverfall ist die drohende Aufspaltung der Kryptowährung, die im schlimmsten Fall sogar ihr Ende besiegeln könnte. Was ist passiert? Bitcoin wurde zum Opfer des eigenen Erfolgs. Weil immer mehr Menschen rund um den Globus mit Bitcoins handeln, stößt die zugrundeliegende Technik langsam an ihre Grenzen. Schnelle Transaktionen, der große Pluspunkt von Digitalwährungen, können nur noch verzögert oder gar nicht stattfinden. Bitcoin kannibalisiert sich selbst. Natürlich gibt es auch Lösungsansätze, die den Handel wieder beschleunigen, doch die Bitcoin-Gemeinde teilt sich in zwei kontroverse Lager (“Miner” und “Core”), die bis Ende Juli eine Einigung erzielen müssen. Wenn dies nicht gelingt, werden Nutzer am “Tag X” zwei Arten Bitcoin im Portmonee haben, und das Image der Währung würde durch alle Irrungen und Wirrungen einen erheblichen Schaden erleiden.
Ein persönliches Geständnis zum Schluss: Auch ich war dem Charme der Kryptowährungen verfallen und kaufte Anfang Juni Ethereum. Glücklicherweise mit sehr geringem Einsatz, sodass sich mein Wertverlust noch in Grenzen hielt. Seit diesem unrentablen “Ausflug” ins Land der hochspekulativen Cyberwährungen bin ich wieder auf dem Boden der Realität angelangt und schätze die geldwerten Aktien-Empfehlungen meiner Kollegen vom
boerse.de-Aktienbrief umso mehr. Wenn auch Sie mehr über Investitionen in Sachwerte erfahren möchten, als in die dubiose Cyberwelt der Kryptowährungen einzutauchen, dann darf ich Sie herzlich zu einem Besuch in unserem neu eröffneten “Haus der Börse”, mit Deutschlands erstem
Börsenmuseum, in Rosenheim einladen. Geöffnet: Montag bis Freitag, von 10:00-17:00 Uhr.
Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende,
Ihre Miss boerse.de