Börsenausblick Februar - Abwarten und Tee trinken kann nicht schaden

Montag, 03.02.14 13:31
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

„Aktienanleger bleiben skeptisch“, war eine der typischen Überschriften zum Monatsausklang. An anderer Stelle konnte man sogar lesen: „Anleger zittern vor dem Währungscrash.“ Wegen weiterer schlechter Nachrichten und dem erneuten (allerdings erwarteten) Liquiditätsabschöpfungsschritt der Fed resümiert das Handelsblatt: „Angst ist ansteckend.“ Wird von den Medien wieder einmal überdramatisiert? Ich meine, ja. Denn der Januar war, wie schon in der vergangenen Ausgabe beschrieben, sooo schlecht nicht. Lassen Sie sich, geschätzte Anleger, also nicht verrückt machen, wenn Sie im Fernsehen hören, die deutsche Börse sei schwach. Ein Minus von knapp 3 Prozent in einem Monat ist nicht „schwach“. Selbst vom Beginn der allseits und seit langem erwarteten Konsolidierung zu sprechen, wäre verfrüht.

Januar richtungsweisend für das ganze Jahr?

„Wie der Januar, so das ganze Jahr“, lautet eine alte Faustregel, die auf langfristigen Untersuchungen der amerikanischen Indizes basiert. Eine besonders hohe Trefferquote hat diese Regel, wenn es darum geht, steigende Notierungen vorherzusagen. So konnte der Dow Jones Industrials seit 1950 in 90 % der Fälle einen Jahreszuwachs verzeichnen, wenn der Januar mit einem Plus endete. Einem Kursrückgang im Januar folgte immerhin in 64 % der Fälle ein Verlust im Gesamtjahr. Diese Statistik könnte sich durchaus als Stimmungsbremse für all diejenigen erweisen, die den Aufwärtstrend der vergangenen Jahre einfach fortgeschrieben haben. Aber wollen Sie sich wirklich auf derartige Statistiken verlassen?

„Die Risikoaversion ist wieder auf dem Vormarsch", so die Beobachtung eines prominenten Chefvolkswirts. Der beschleunigte Ausverkauf von Devisen wie der türkischen Lira, dem südafrikanischen Rand oder dem brasilianischen Real habe das Vertrauen der Anleger weltweit erschüttert. Auch andere Analysten konstatieren: „Die Sorglosigkeit der vergangenen Monate ist einer gewissen Ernüchterung gewichen." Das kann ich unterschreiben mit der einschränkenden Frage: Waren die Investoren zuvor wirklich so sorglos? Die Stimmungsindikatoren haben das im letzten Quartal jedenfalls nicht (immer) bestätigt. Zuletzt reagierten sie dann stärker. So ist der VDax, ein „Angstbarometer“ der Profis, in kurzer Zeit von unter 15 auf über 20 Punkte geklettert.

Währungsturbulenzen, EZB, Unternehmensgewinne, US-Arbeitsmarkt

Nicht wenige Börsianer befürchten, dass die Währungsturbulenzen in einigen Schwellenländern die Anleger auch in der neuen Börsenwoche in Atem halten dürften. Auch eines der Hauptargumente der Aktien-Bullen, die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank verliere angesichts der allmählichen Rückführung des Kaufprogramms an Zugkraft. Dazu ein Analyst: „Alles starrt auf die Schwellenländer, die Konjunkturdaten spielen erst einmal eine untergeordnete Rolle." Einspruch! Ich glaube das nicht, denn wir sind gerade dabei, die parallele Entwicklung von Konjunktur- und Unternehmensdaten zu fokussieren – die Börse setzt fundamental darauf, dass die bisher teilweise enttäuschenden oder zumindest zurückbleibenden Ertragszahlen der großen Aktiengesellschaften zunehmend besser werden.

Was gibt’s Neues von der Europäischen Zentralbank?

Die Politik der Notenbanken bleibt allerdings ein zentrales Diskussionsthema. Nicht einheitlich wird beurteilt, ob es am Donnerstag Neuigkeiten nach der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) geben könnte. Präsident Mario Draghi hatte zuletzt deutlich gemacht, dass nur kräftig zunehmende Spannungen an den Geldmärkten oder eine weiter sinkende Teuerungsrate die Notenbank zu weiteren Zinsschritten oder Sondermaßnahmen treiben könnte. Analysten rechnen damit, dass Draghi den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,25 Prozent belassen und ihn erst zu einem späteren Termin nochmals senken wird. Ein überraschend schwacher Preisauftrieb nährte zuletzt allerdings schon wieder Deflationsängste und auch Spekulationen auf eine Zinssenkung der EZB.

An fundamentalen Wirtschaftsdaten ist in den nächsten Tagen kein Mangel, wobei üblicherweise der neue US-Arbeitsmarktbericht besondere Aufmerksamkeit finden dürfte. Aus Unternehmenssicht werden Anleger unter anderem auf Daimler im Blick haben: Der Autobauer legt am Donnerstag die Zahlen für 2013 vor. Die Großbank UBS lässt sich am Dienstag in die Bücher schauen.

Mancher von Ihnen, liebe Leser, wird jetzt das Gefühl haben, so schlau zu sein wie zuvor. Damit sind Sie nicht allein. Und wer sich zu den eher vorsichtigen Anlegern zählt, sollte sich daran erinnern, dass es immer wieder Börsenphasen gibt, die zur Zurückhaltung mahnen. Es kann dann nicht schaden, erst einmal zuzuschauen, bis man selbst wieder ein klares Bild gewonnen hat. Vielleicht wird der Februar ein solcher Monat. Ich werde versuchen, das genau im Auge behalten und auf Veränderungen hinzuweisen.

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Ihr

Hermann Kutzer
Chefredakteur
Kutzers Bauchgefühl



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