Börsenboom noch (fast) ohne neue Aktionäre – die Deutschen sollten investieren statt sparen

Freitag, 07.02.25 17:07
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

die Deutschen fremdeln nach wie vor mit den Börsen, auch wenn die von der Deutschen Bundesbank veröffentlichten Zahlen auf den ersten Blick etwas anderes suggerieren. So hat sich das Aktienvermögen hierzulande im Zehn-Jahres-Vergleich von 230 auf 580 Milliarden Euro erhöht, Fonds-Investments sind von 450 Milliarden auf 1,1 Billionen Euro geklettert, was einem Anstieg von rund 150% entspricht. Doch:

Von Ende 2014 bis Ende 2024 hat selbst der Dax um 103% zugelegt (ohne Dividenden nur +52%), der Dow Jones kletterte um 139%, und unser alle 100 Champions umfassender boerse.de-Champions-Index (BCI) gewann 176%. Neue Rekorde beim Anlagevolumen sind also in erster Linie auf Kursgewinne zurückzuführen, was sich auch in der nach wie vor desaströsen Kapitalverteilung der Deutschen widerspiegelt. Denn laut Bundesbank sind nur 12,2% des Geldvermögens privater Haushalte in Investmentfonds und sogar lediglich 6,4% in Aktien investiert, aber 37% in Bankeinlagen und Bargeld, was nominal so gut wie nichts bringt und real (nach Abzug der Inflation) zu einem „gesicherten“ Vermögensverlust führt. Dazu kommt:

Auch die soeben veröffentlichten Zahlen des Deutsche Aktieninstituts (DAI) sind – wenn wir ehrlich sind – enttäuschend. So textet das DAI zwar „Leichter Rückgang auf gutem Niveau – 12,1 Millionen Bürgerinnen und Bürger haben Aktien, Aktienfonds oder ETFs im Depot“, doch die Zahlen stagnieren seit dem Jahr 2020. Während der Covid-19-Epidemie hatten damals netto knapp 2,7 Millionen mehr oder weniger im Homeoffice gelangweilte Deutsche die Börse neu für sich entdeckt, doch seitdem haben sich 215.000 wieder von den Märkten verabschiedet. Und somit sind heute sogar 718.000 Deutsche weniger investiert als im Jahr 2001! Interessant:

Jüngere Anleger bevorzugen primär ETFs. So sind nur 18% der über 60-Jährigen in ETFs investiert (die dafür mit 31% den größten Anteil der Fondsanleger stellen), aber 45% der unter 40-Jährigen, die zumeist auf den MSCI World setzen. Diese Alterskohorte war im Jahr 2000 aber noch nicht geboren bzw. im Höchstfall 15 Jahre jung als dieser Weltindex einen zyklischen Hochpunkt bei 1568 Punkten herausgebildet hatte. Von dort folgte mit dem Platzen der Dotcom-Blase ein Absturz um 59% (2003), und auch zum Ende der Nullerjahre notierte der MSCI erst bei 814 Punkten. Es sollte bis Februar 2015 brauchen, bis die Höchstkurse des Jahres 2000 wieder eingestellt waren, und damit dauerte die MSCI-Korrektur sagenhafte 14 Jahre, 5 Monate und 16 Tage.

Jüngere Anleger haben das damalige Gemetzel (zu dem sich viele Infos in boerse.de finden ließen) nicht miterlebt und setzen heute auf einen „Weltindex“, der zwar 1395 Titel umfasst, in dem aber die Top10-Aktien 26% der Kapitalisierung ausmachen! In den vergangenen Jahren hat der MSCI World von der überhöhten Gewichtung der Technologiewerte profitiert, doch diese Konzentration bedeutet ein Klumpenrisiko, zumal eine Nvidia in den kommenden zehn Jahren nicht wieder 30.000% gewinnen wird, wie in den vergangenen. Stattdessen:

Investieren Sie diversifiziert in Top-Champions, und readjustieren Sie von Zeit zu Zeit, denn genau das machen auch wir – in den boerse.de-Fonds, bei myChampions100 (zu Jahresanfang erhielt jeder Champion wieder 1% Anteil) und in den Einzelkontenverwaltungen. Der anhaltenden Börsenzurückhaltung der Deutschen dürfte bis 2030 bei weiter steigenden Kursen ein Boom folgen, doch bis dahin gibt es noch viel zu tun – für Börsen-Botschafter und für die neue boerse.de-Stiftung ...

Mit bester Empfehlung
Ihr

Thomas Müller


Thomas Müller ist seit Anfang der 1980er-Jahre Herzblut-Börsianer, seit 1987 Verleger von Börseninformationen, begeisterter Entwickler von Anlagestrategien, Autor,...


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