Börsencrash - Vielleicht, vielleicht, vielleicht...

Montag, 08.08.11 16:18

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

„Sie haben sich hoffentlich an Ihre selbst gesetzten Stop-Loss-Marken gehalten und sind, falls diese erreicht wurden, auch ausgestiegen! Wir befinden uns plötzlich und unerwartet in einer höchst gefährlichen Situation – nicht nur an der Börse.“ Meine Warnung ist erst wenige Tage alt. Nur wenige Tage älter ist meine Hoffnung: „Wir werden bald wieder über die attraktiven deutschen Aktien diskutieren und über die Chancen in China. Davon bin ich überzeugt. Denn das Sommertheater auf der politischen Bühne muss und wird auch jenseits des Atlantiks in letzter Minute noch glücklich zu Ende gehen. Hoffentlich.“ Davon kann leider keine Rede mehr sein. Ein Wechselbad der Gefühle. Denn es ist erst etwa sechs Wochen, als ich warnte: „Europa – Jetzt wird’s gefährlich! Nein, noch gebe ich meinen Optimismus nicht auf. Aber fast täglich wachsen die Zweifel.“

Ein Furch erregendes Getöse an den Märkten und in den Medien hat eingesetzt. „Die Angst vor dem weltweiten Kollaps“, titelte die Welt am Sonntag. Gleiches lieferte der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung die Schlagzeile: „Furcht vor dem Crash.“ Typisch eine Marktstimme: „Wir sind nicht mehr weit vom Abgrund entfernt.“ Adam Fisher, Investment-Chef des Hedge-Fonds Commonwealth Opportunity Capital, prophezeit im Handelsblatt-Gespräch Panik an den europäischen Finanzmärkten. Nun sei die Politik gefragt. Und die bemühte sich auf höchster Ebene per Handy um Schadenbegrenzung. Die Herabstufung der amerikanischen Kreditwürdigkeit durch Standard & Poor’s bildet den vorläufigen Höhepunkt einer unberechenbaren Entwicklung. Das Sommertheater hat sich als ein Drama herausgestellt, das mit einer weltwirtschaftlichen Katastrophe enden könnte. Hauptvorwurf von allen Seiten, nicht nur von den Märkten: Die Politik braucht zu lange, und die politischen Beschlüsse taugen nichts!

Zwischenruf: Ja, die Politiker beiderseits des Atlantiks sind gefordert. Aber sie sind im Zeitalter elektronisch eng vernetzter und somit globalisierter Märkte überfordert. Es gibt Dinge, die man einfach hinnehmen muss.

Auch wenn’s langweilig werden sollte, erinnere ich an meine alte These: Alles wird gut – nur weiß kein Mensch, was bis dahin noch passiert! Mit anderen Worten: Nichts, wirklich nichts kann mehr ausgeschlossen werden. Das Nächste wäre ein Börsencrash in den kommenden Tagen, der den bisherigen Kurssturz noch weit übertrifft. Was Sie jetzt tun oder lassen sollten, wissen Sie längst, liebe Anlegerinnen und Anleger. Wenn nicht, hier einige Thesen bzw. Fragen, die Sie sich selbst beantworten sollten:

  • Vielleicht ist es sinnvoll, sich jetzt noch von seinen Aktien unabhängig von den Einstandskursen zu trennen.

  • Vielleicht wird man in einigen Monaten und Jahren feststellen, dass der Sommer/Herbst 2011 mit seinen stark gefallenen Kursen ein idealer Einstiegszeitraum für Aktien-Fans war.

  • Vielleicht sollte man rasch einen großen Teil der liquiden Mittel in Gold investieren, möglichst in physisches Edelmetall.

  • Vielleicht wird man in einigen Monaten oder Jahren feststellen, dass Gold seine klassische Rolle als Sicherheit ausstrahlende Ersatzwährung zwar behalten hat, dass sich Preise weit oberhalb von 1500 Euro jedoch als weit überhöht erweisen.

  • Vielleicht sollten mutige Privatanleger ihre Engagements gerade jetzt noch mehr nach Anlageklassen und Regionen streuen – also noch stärkere Diversifizierung.

  • Vielleicht ist es sinnvoll, den Anteil von Investments in Immobilien und alternative Anlagen, insbesondere in nachhaltige Projekte, deutlich zu vergrößern.

  • Vielleicht wird man in einigen Monaten oder Jahren feststellen, dass sich die wichtigsten Anlageklassen weitgehend in gleicher Richtung bewegen.


Den am Wochenende befürchteten schwarzen Montagmorgen hat es jedenfalls nicht gegeben – dank beruhigender Stimmen aus der Politik (!) und Interventionen der EZB. Dennoch: Vergessen Sie bitte nicht, dass es auch eine sinnvolle Alternative zum Geld-Anlegen gibt – das Geld-Ausgeben. Deshalb: Konsumieren Sie, kaufen Sie, reisen Sie! Die deutsche Volkswirtschaft wird es Ihnen danken. Und damit stützen Sie letztlich auch die Aktienkurse.

Machen Sie weiter mit – und machen Sie`s gut!
Ihr

Hermann Kutzer


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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...

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