Eine “Private-Equity”-Gesellschaft sollte normalerweise Geld von privaten Investoren einsammeln und damit attraktive Investments tätigen. Letzte Woche ist die Blackstone Group (WKN: A0MSM5), die wohl bekannteste Private-Equity-Gesellschaft, an die Börse gegangen. Es war der wichtigste und größte Börsengang, seitdem Google (WKN: A0B7FY) im Jahr 2004 am Kapitalmarkt debütierte.
Eine „Private-Equity-Gesellschaft“ die sich ihr Geld öffentlich an der Börse holt - wie verrückt kann es noch werden? Zugegeben, der Begriff „Private Equity“ bezieht sich auch darauf, dass das Geld der Investoren in Unternehmensanteilen angelegt werden, die dann privat gehalten werden. Aber die Ironie ist dennoch nicht zu übersehen: Schwarzmann & Co. stellen regelmäßig heraus, wie viel effizienter man arbeiten könne, weil man börsennotiert, sondern privat gehalten sei. Jetzt argumentiert man, dass man weiter wie eine private Partnerschaft operieren wolle. Mit anderen Worten: die Aktionäre sollen nichts zu sagen haben.
Blackstone wurde vom Investmentbanker Carl Schwarzmann und dem ehemaligen Wirtschaftspolitiker Pete Peterson vor mehr als zwanzig Jahren gegründet und hat sich auf „Leveraged Buyouts“, also Käufe von Unternehmen unter Zuhilfenahme hoher Schulden spezialisiert. In den letzten zehn Jahren, in denen die Zinsen niedrig waren brummte das Geschäft.
Aber Blackstone ist nicht Google, ein Unternehmen das seinen Wert seit dem Börsengang noch einmal verfünffacht hat. Google hat ein rasantes Marktwachstum hingelegt und hat zudem eine Alleinstellung auf dem Gebiet der Internetsuche. (Mittlerweile ist die Google-Aktie allerdings hoffnungslos überteuert.) Private-Equity-Gesellschaften gibt es mittlerweile wie Sand am Meer; langsam werden die Übernahmeobjekte knapp.
Der Börsengang von Blackstone könnte hingegen das Ende des Buyout-Booms einläuten, Genauso wie die massenhaften Börsengänge von Technologiegesellschaften in den Jahren 1998-2000 das Ende des Technologiebooms einläuteten. Ein so kluger Finanzier wie Carl Schwarzmann wird dann an die Börse gehen, wenn er das Maximum für seine Aktien herausholen kann, das heißt, wenn sich die Phantasie für Private Equity auf dem Höhepunkt befindet.
Mit einem KGV von 35 ist die Blackstone-Aktie im Vergleich zu anderen Finanztiteln sehr teuer. Andere große Emissionshäuser wie Goldman Sachs (WKN: 920332), Bear Stearns (WKN: 870272), Morgan Stanley (WKN: 885836), Merrill Lynch (WKN: 852935) und Lehman Brothers (WKN: 891041) haben 2008er KGVs von ca. 10. Vermögensverwalter haben sogar KGVs von nur 8.
In Zeiten zunehmenden Wettbewerbs und steigender Zinsen fehlt die Phantasie für weiteres Wachstum, nicht nur bei Blackstone, sondern in der gesamten Private-Equity-Branche. Der amerikanische Kongress könnte auch bald die Steuerprivilegien für Private-Equity-Gesellschaften abschaffen. Wall-Street-Veteran Seth Klarman schrieb Anfang diesen Jahres in einem Brief an seine Investoren: "Es gibt keine magischen Investments, mit denen Sie Geld verdienen können, egal wie viel Sie dafür bezahlen. Je mehr Sie bezahlen, desto geringer werden Ihre Renditen in Folge sein; je mehr Wettbewerb besteht, desto weniger Chancen wird es geben."
Dennoch war der Börsengang erfolgreich. Der Emissionspreis lag mit 31 Dollar am oberen Rand der Spanne. Am ersten Handelstag stieg die Aktie zeitweilig bis auf 37 Dollar. Sogar die Investmentagentur der chinesischen Regierung kaufte Anteile im Wert von drei Milliarden Dollar. Am Ende des Tages besaß Schwarzmann rechnerisch Anteile im Wert von 9 Milliarden Dollar.
In diesem Jahr erschien Schwarzmann auf dem Titelblatt der Zeitung Fortune mit dem Titel: „Der neue König der Wall Street“. Da ist es hilfreich, sich zu erinnern, dass der Abstieg des einstmals legendären Anleihenhauses Salomon Brothers begann, nachdem der Vorstandsvorsitzende John Gutfreund als „König der Wall Street“ ausgerufen worden war.
Parallel zum Blackstone-Börsengang gerieten zwei Hedegfonds der Investmentbank Bear Sterns in eine erhebliche Schieflage. Die Krise konnte nur durch erhebliche Mittelzuschüsse abgewendet werden. Beide Hedgefonds hatten sich im Immobilienkrediten niederer Qualität engagiert (Subprime Lendig). Auch beim amerikanischen Häuserboom ist also ein Ende abzusehen.
Sie, sehr geehrte Investoren, sind vor allem in Standardtiteln engagiert, wenn Sie den Ratschlägen in dieser Kolumne folgen. Solche Titel waren in den letzten Jahren billig zu haben, weil die Mittel in „heiße“ Bereichen wie Private Equity flossen und diese Nachfrage für Standardtitel ausfiel und diese somit billig zu haben sind. Mit einer Allianz (WKN: 840400) oder vielen anderen deutschen und amerikanischen Standardtiteln können Sie auch bei 175,00 Euro immer noch ruhig schlafen und sich auf weitere Gewinne freuen.
Auf gute Investments,
Ihr
Prof. Dr. Max Otte