Börsenklima - Kurse besser als die Stimmung

Freitag, 03.02.12 17:38
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

nach der „Erleichterungs-Rally“ nun die „Salami-Rally“ – ein Dank für die jüngste Wortschöpfung an die Frankfurter Sentimentanalysten von Cognitrend, die in den vergangenen Tagen den Eindruck gewonnen haben, dass die Bären im Winterschlaf sind. Das von mir schon früher angesprochene Phänomen einer Diskrepanz zwischen Stimmung und Kursentwicklung ist präsent – und das können die Aktien-Fans durchaus zu ihren Gunsten verbuchen. Der Dax steigt, aber die Zahl der Pessimisten nimmt zu. Der Frankfurter Bull/Bear-Index ist auf den niedrigsten Stand seit Mai vergangenen Jahres gefallen. Inzwischen ist demnach eine klare Mehrheit der Profis auf der „Bären“-Seite. Kommentiert der hochgeschätzte Cognitrend-Experte Joachim Goldberg: „Der Markt bewegt sich eigentlich so langsam, dass die überwiegende Zahl der Bären unseres Panels nicht richtig wachgerüttelt werden: Mangels starker Bewegungen nach oben (sprich: Stimuli) gewöhnen sich diese Akteure aber an diese scheibchenweisen Verluste und werden durch diese sogar regelrecht eingeschläfert … Und seine einzige nennenswerte Abwärtskorrektur hat der Dax an dem Wochenende beendet, als die Rating-Agentur S&P für neun europäische Staaten den Daumen senkte. Die Schieflage vieler Akteure ist gleichermaßen der Garant dafür, dass größere Rücksetzer beim DAX alsbald aufgefangen werden dürften. Aufwachen werden die Pessimisten allenfalls, wenn das Börsenbarometer an einem der folgenden Tage kräftig nach oben ausschlagen würde. Dann müsste fürwahr mancherorts die Notbremse gezogen werden, was im schlimmsten Fall zu einer regelrechten Kaufpanik führen könnte.“

Es bleibt dabei: Stimmungsumfragen und Prognosen der Großanleger bleiben irritierend widersprüchlich und diffus, aber die Börse will weiter nach oben! So und ähnlich klangen auch diverse Fondsmanager und Vermögensverwalter, mit denen ich in den letzten Tagen diskutiert habe. Selbst von der eher skeptischen Schweizer Seite höre ich mit fast ungläubigem Unterton die Erwartung, dass vor allem dank der sehr expansiven Geldpolitik der Zentralbanken die Märkte tendenziell weiter ansteigen dürften.

Einer der dagegen unverhohlen warnt, ist der bekannte bayerische Vermögensverwalter Alexander Seibold. Er glaubt nicht daran, dass das billige Geld dem deutschen Aktienmarkt zu weiterem Schwung verhelfen könnte. „Aus charttechnischer Sicht spricht vieles für eine deutliche Korrektur im DAX“, stellt Seibold klar. Dazu komme die Auswertung von Stimmungsindikatoren. Danach seien derzeit nur Privatanleger optimistisch gestimmt, die institutionellen Anleger seien weiter skeptisch. „Auch dies spricht nicht für eine Fortsetzung der jüngsten Aktienhausse.“ Wenn er sich da mal nicht irrt!

Zu guter Letzt: Ein kleine Blitzumfrage unter einigen Börsenprofis hat erstaunlichen Gleichklang ergeben, jedoch ebenfalls mit gegensätzlichen Beurteilungen von Stimmung und Kursentwicklung. Das Ergebnis: Man mag Bankaktien nach wie vor nicht, ist aber von deren langfristiger Erholung überzeugt. Mutigen wird dringend empfohlen, Commerzbank auch noch auf dem mittlerweile leicht erhöhten Niveau nahe 2 Euro zu kaufen.

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Ihr

Hermann Kutzer


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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...


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