Börsenprognosen 2012 - Es könnte ein Jahr der Aktie werden

Thursday, 29.12.11 14:05
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

Langfristig? Aktien! Trotz aller Fragezeichen hinter den Trends, trotz aller Katastrophen und Krisen herrscht seltene Einmütigkeit in der Fachwelt: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die Aktie die attraktivste Anlageklasse bleiben – zumindest langfristig, also über mehrere Jahre hinweg. Schon auf der „Invest“ in Stuttgart gab es in dieser Frage wenig Meinungsstreit. Und die jüngsten internationalen Stellungnahmen von Volkswirten und Analysten klingen ähnlich. Für die Aktie sprechen nicht nur die aktuellen fundamentalen Daten, sondern auch die historischen Erfahrungen. Verkürzt: Eine Ära der Sachwerte hat begonnen, deren Ende gar nicht abzusehen ist. Während die Preisperspektiven von Rohstoffen und Immobilien durchaus differenziert eingeschätzt werden, gilt die Aktie wieder als ideales Objekt für solche Investoren, die Performance über mindestens drei bis fünf Jahre – besser noch länger – sehen wollen.

Dies ist wortwörtlich der erste Absatz meines „Bauchgefühls“ nach der Stuttgarter Anlegermesse vor einem Dreivierteljahr gewesen. Und genauso gilt er heute wieder. Allerdings ist jedermann bewusst, wie unsicher Prognosen nun einmal sind, wie enttäuschend ihre Trefferquoten. Das Wort Prognose (griechisch: prognosis – wörtlich „das Vorwissen“, die „Voraus-Kenntnis“) klingt in seinem Ursprung durchaus überzeugend und glaubwürdig. Aber es geht bei den Vorhersagen oder Voraussagen nun einmal um Ereignisse und Entwicklung in der Zukunft. Gerade im Umfeld der Finanzmärkte, die man ja als Spiegel von Wirtschaft und Politik sehen kann, verändern sich die Kriterien für die Formulierung einer Prognose heutzutage viel schneller und häufiger als früher. Dementsprechend müssen wir damit leben, dass die Vorhersagen für die Börsen immer wieder revidiert werden müssen.

Sie werden in diesen Tagen vor allem drei Eckpunkte der – überwiegend – optimistischen Voraussagen insbesondere für deutsche Aktien erkennen, liebe Anlegerinnen und Anleger: Keine Rezession, keine Inflation, weitere konstruktive (= Vertrauen erweckende) Schritte zur Lösung der Euro-Krise auf politischer Ebene. Sollte nur einer dieser Faktoren – insbesondere der Letzte – Enttäuschungen liefern, kann dies 2012 aber tiefe Spuren in den Märkten hinterlassen.

Dass man auch ganz anders (und plausibel) argumentieren kann, belegt eine soeben vorgelegte Erhebung: Die deutschen Vermögensverwalter bewerten das finanzpolitische Umfeld sowie die Aussichten der Finanzmärkte für das
Jahr 2012 kritisch. Das zeigt eine aktuelle Umfrage unter den Mitgliedern des
Verbandes unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland (VuV). Ein Zweifel trifft insbesondere die Europäische Zentralbank EZB. So glauben knapp drei Viertel der Umfrageteilnehmer (70 Prozent), dass die EZB ihre Unabhängigkeit nicht bewahren kann. Damit schenken lediglich 30 Prozent der befragten Vermögensverwalter dem EZB-Präsident Mario Draghi Glauben. In der Folge rechnen rund zwei Drittel der Befragten mit einem Anstieg der Inflation in Deutschland. Trotz aller Unsicherheiten durch die europäische Staatsschuldenkrise sehen die unabhängigen Vermögensverwalter mehrheitlich keine grundlegende Gefahr für den Euro. Differenziert ist die Meinung der Geldmanager mit Blick auf die Börsen: Eine knappe Mehrheit (rund 59 Prozent) sieht den Tiefpunkt an den Finanzmärkten noch nicht erreicht. Der andere Teil der Befragten rechnet damit, dass es in 2012 mit den Kursen wieder bergauf geht.

Anders sieht es die Mehrheit der Bankanalysten: In der traditionellen Handelsblatt-Umfrage zum Jahreswechsel wird der Dax Ende 2012 durchschnittlich auf 6.573 Punkte getippt – das wäre immerhin ein Plus von rund 12 Prozent. Dabei reicht die Spanne der Vorhersagen von 7.600 (Nomura) bis 5.500 (Societe Generale).

Meine Meinung? Nur der Optimist kann die Dinge verändern. Und es gibt viel zu verändern. Also benötigen wir Optimismus. Deshalb wünsche ich uns allen ein gutes Jahr 2012! Auf die Formulierung mit dem „Guten Rutsch …“ verzichte ich bewusst.

Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer



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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...

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