E.ON entwickelt sich weiterhin hervorragend

Freitag, 02.09.05 14:42
E.ON entwickelt sich hervorragend. Der Verkauf der Immobiliensparte Viterra und der mögliche Regierungswechsel gibt der Aktie neue Fantasie. Das Unternehmen meldet rekordverdächtige Zahlen. Der Innere Wert erhöht sich auf 83,01 EUR. E.ON ist trotz des Kursanstiegs weiter unterbewertet, aber rechnerisch eine Halteposition.

E.ON (WKN: 761440) entstand 2000 im Zuge der Liberalisierung des Strommarktes aus der Fusion von VEBA und VIAG. Das Düsseldorfer Unternehmen erwirtschaftete im Jahr 2004 einen Umsatz von 49,1 Mrd. EUR, auch für das aktuelle Geschäftsjahr werden Rekordzahlen erwartet, da die Energiepreise ungebrochen weitersteigen. Der Konzern ist der größte private Strom- und Gasanbieter der Welt. Nur das französische Staatsunternehmen Electricité de France (EdF) liegt noch vor den Düsseldorfern.

E.ON setzte 2004 49,1 Mrd. EUR um, eine Steigerung von 6% gegenüber dem Jahr 2003. Der Gewinn verringerte sich um 7% auf 4,3 Mrd. EUR. Die Veräußerungsgewinne aus der Umstrukturierung und sonstige Einmalpositionen waren in 2004 nicht so hoch wie im Jahr 2003. Die Entwicklung von einem breit aufgestellten Konglomerat zu einem auf Strom und Gas fokussierten Unternehmen ist fast abgeschlossen. 90% des Umsatzes wird bereits von diesen beiden Geschäftsfeldern erzielt.

Glänzende Halbjahreszahlen

Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr gegenüber der entsprechenden Periode des Vorjahres um 16% auf 28,4 Mrd. EUR. Auch der Konzernüberschuss erhöhte sich um 7% auf 3,02 Mrd. EUR - im Halbjahr wohlgemerkt. Das sind fast amerikanische Dimensionen. Hier macht sich der rasante Anstieg der Energiepreise bemerkbar, denn der Absatz für die beiden wichtigsten Produkte stieg nicht so stark. Der Stromabsatz legte im ersten Halbjahr nur um 3% zu, der Gasabsatz um 6%. Für das Gesamtjahr ist man optimistisch, besonders beim Konzernüberschuss rechnet man mit einem deutlich höheren Ergebnis. Hier werden dann die Buchgewinne aus den Verkäufen von Viterra und Ruhrgas Industries wirksam. E.ON teilte mit, dass die Viterra - Transaktion am 15.08.2005 vollzogen wurde. Ingesamt rechnet man mit einem Buchgewinn von fast 3 Mrd. EUR.

Mit diesen Verkäufen hat E.ON sein Ziel, ein reines Energieunternehmen zu werden, fast erreicht. In der nächsten Zeit stehen noch die Verkäufe der Degussa-Beteiligungen an. Hier können nochmals Milliarden erwartet werden. Was E.ON mit dem Geld macht, ist noch nicht bekannt. Eine Sonderdividende vielleicht? Auch eine Einkaufstour wäre denkbar. Der Vorstandschef Wulf Bernotat hat jedenfalls genügend Spielraum für weiteres Wachstum. Eine Entscheidung ist bereits gefallen. E.ON wird Pensionsrückstellungen für seine Mitarbeiter über ein Constructual Trust Arrangement (CTA)-Modell auslagern. Bisher wurden große Beträge für Pensionszusagen in Pensionsrückstellungen gebunden und in der Bilanz ausgewiesen. Das ist im internationalen Vergleich unüblich. Überwiegend werden betriebliche Pensionsverpflichtungen im Ausland nicht als Fremdkapitalkosten ausgewiesen, da sie ausgelagert finanziert werden. Auch andere deutsche Großkonzerne wie DaimlerChrysler, Siemens oder Deutsche Bank haben diesen Schritt schon vollzogen.

Im ersten Halbjahr 2005 schnitt E.ON im Vergleich zum Konkurrenten RWE besser ab. E.ON steigerte den Gewinn um 7%, RWE nur um 5,2%. Der Umsatz kletterte bei E.ON um 16%, bei RWE verringerte sich der Umsatz um 1,8%. Bei der Dividendenrendite erwartet man 2006 bei E.ON 4,3%, bei RWE nur 3,9%. Ab dem nächsten Jahr redet der neue Stromregulierer Matthias Kurth bei den Strompreisen mit. Dadurch könnten die Gewinne im nächsten Jahr etwas weniger stark sprudeln. Setzt er zum Beispiel eine Preissenkungen von 5% im Stromnetz durch, würde das mit 100 Mio. EUR bei E.ON. zu Buche schlagen. Ob die Auswirkungen der Regulierung bereits 2006 wirksam werden ist fraglich.

E.ON verbessert sich im Königstest auf 61 Punkte gegenüber 53 Punkte bei der letzten Bewertung. Dies sind die Früchte der konsequenten Fokussierung auf das Strom- und Gas-Geschäft.

E.ON - trotz höheren Inneren Wert eine Halteposition

Die durchschnittliche Nettomarge der letzten fünf Jahre betrug 8,5%. In Zukunft rechnen wir vorsichtig mit einer Marge von 7%. Die Politik und die Regulierungsbehörde sorgen für Unsicherheit. Für das Gewinnwachstum der nächsten 10 Jahre nehmen wir durchschnittlich 6% pro Jahr an. Das KGV schätzen wir in 10 Jahren mit 12, die Gewinneinbehaltquote auf 60% und die Eigenkapitalrendite auf 12%. All dies entspricht den Durchschnittswerten der Vergangenheit.

Bei diesen Annahmen kommen wir zu einem Inneren Wert von 83,01 EUR. E.ON ist beim derzeitigem Kurs von 77,50 EUR unterbewertet aber eine Halteposition. Zum Verkauf empfehlen wir die Aktie ab 99,61 EUR. Anleger, die auf einen Regierungswechsel setzen und mit einer Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke rechnen, können einen Kauf erwägen. Immerhin sollte die Rendite dieses sicheren Investments langfristig 5,7% betragen. Dies wird noch unterstützt durch eine prognostizierte Dividendenrendite von über 4% im Jahr 2006. Wenn Sie also nicht wissen, was Sie mit ihren Barmitteln anfangen sollten, ist E.ON eine Überlegung wert.

Auf gute Investments,

Ihr

Prof. Dr. Max Otte

www.privatinvestor.de

Den Titel als Dipl.-Volksw. erhielt Max Otte 1989 durch den erfolgreichen Abschluss des Studiums an der Universität Köln. 1991 erlangte er den Titel Master of Arts in Public Affairs an der...

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