Ein Aufruf an jeden Privatanleger: Machen Sie strategisch das Beste aus dem Corona-Crash!

Donnerstag, 07.05.20 17:40

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr um mindestens 7 % sinken. Also droht eine gefährliche Rezension. Abhängig davon, wie zügig und beherzt oder eher langsam und behäbig die Rückführung in ein normalisiertes Leben erfolgt, können wir mit einem deutlichen oder wohl nur bescheidenen Aufschwung im nächsten Jahr rechnen. Bis dahin dürften massenweise Arbeitnehmer ihren Job verlieren und viele kleine und mittlere Unternehmen in Insolvenz geraten. Von den sonstigen Schäden als Folge der Einschnitte in die persönlichen Freiheitsansprüche ganz zu schweigen.


Clemens Fürst vom IFO-Institut hält aufgrund der hohen Kosten von bis zu 730 Milliarden allein in diesem Jahr einen Einbruch bzw. eine Schrumpfung der deutschen Wirtschaft um 10 bis 20 % für wahrscheinlich. Es werden aber auch horrende Summen in Billionenhöhe genannt, die auf den Steuerzahler zukommen und ihn als melkende Kuh belasten. Kleine und mittlere Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler leiden in vielen Branchen so stark, dass ohne großzügige, rasche und unbürokratische staatliche Hilfe die Pleite droht. Die Regierung macht den Weg nun frei für virtuelle Hauptversammlungen. Dann dürfen auch Dividenden ausgeschüttet werden.

 

Natürlich wäre es besser gewesen, bis Mitte Februar 2020 in Allzeithochnähe bei über 13.500 Punkten alle Aktien zu verkaufen und bei 8.200 Zählern erneut einzusteigen. Aber „hätte“ hilft nicht weiter. Niemand hat eine Glaskugel und kann verlässlich voraussagen, wann, wie heftig, wie lange ein Crash dauert. Gäbe es nicht das Nullzins-Monster, wäre dies einige Jahre früher geschehen. Wann es zu früh oder zu spät ist, lässt sich erst hinterher feststellen. Um weitgehend richtig zu liegen, kaufe ich schrittweise an kursschwachen Tagen mit hohen Schwankungen qualitativ hochwertige Aktien mit mehr als 30 % bis über 50 % Buchverlust zu. Dabei konzentriere ich mich auch auf sogenannte Dividenden-Aristokraten. Stürzt der Kurs um die Hälfte ab, verdoppelt sich die Ausschüttung.

 

Vorausgesetzt, die Ausschüttung wird nicht gekürzt oder gestrichen. Dies kommt in diesen von Angst und Furcht geprägten schwierigen Zeiten mit gewaltigen wirtschaftlichen Einbrüchen allerdings öfter vor als in diesem Jahrtausend gewohnt, aber längst nicht so oft wie befürchtet. Eine verlässliche Dividende über Jahrzehnte zählt mit zur Unternehmenskultur. Da mag das Geschrei noch so laut sein!

 

Dazu ein praktisches Beispiel: Stürzt die Aktie X von 300 Euro um die Hälfte auf 150 Euro ab und es wird eine Dividende von 12 Euro bezahlt (vergleichsweise ähnliche Werte bei Munich Re), steigt umgekehrt die Dividendenrendite um 100 %. Bei einem Kaufpreis von 300 Euro beträgt die Ausschüttung 4 % (Formel: Div. 12 € mal 100 = 1.200 geteilt durch 300 = 4). Bei einem Kaufpreis von 150 € bekomme ich ebenfalls 12 €. Aber jetzt sind es 8 % (1200:50 = 8).

 

Richtiges Verhalten im Corona-Crash Copi-19. Dazu ein paar strategische Stichpunkte:


Wie also vernünftig handeln? Welche Branchen vorziehen oder meiden? Wann einsteigen und zukaufen? Internationale ETFs oder Einzelaktien bevorzugen? Einmalanlage oder Sparplan? Wenn es weiter abwärts geht, doch alle Aktien verkaufen oder besser Füße stillhalten und geduldig aussitzen?

  • Auf keinen Fall sämtliche Aktien verkaufen. Aus dem Buch-Minus werden sonst nicht mehr zurückholbare echte Verluste.
  • Bei wenig Börsenwissen, Zeit und Lust einen Börsencrash besser aussitzen.
  • Bei preisgünstigen Qualitätsaktien schrittweise zukaufen, sein Pulver also nicht auf einmal verschießen.
  • Die verborgenen Geldschätze heben wie Rücklagen unter der Matratze, ebenso Sparbuch, Festgeld, Tagesgeld usw.
  • Auf keinen Fall ein Aktienkauf auf Kredit, mag die Versuchung auch groß sein.
  • Wer die Wahl hat: Einmalanlagen sind jetzt besser als Sparpläne, weil der Kursabschlag komplett genutzt wird.
  • Bei kleinem Geldbeutel, wenig Wissen und fehlenden Rücklagen lieber ETFs als Aktien wählen, um das Risiko durch Streuung zu verringern.
  • Vorerst keine Kreuzschifffahrtaktien kaufen. Die Abwehrhaltung durch die als unerträglich empfundene Quarantäne wird noch lange anhalten.
  • Das Gesundheitswesen mit Pharma, Medizintechnik und Biotechnologie übergewichten. Denn hier spielt die Zukunftsmusik mit Künstlicher Intelligenz und Robotik.
  • Sich vor allem auf Value-Aktien mit hoher Dividende konzentrieren, bei denen nicht die Gefahr auf Kürzung oder Streichung besteht.

Aktien rechnen sich bei einer Langzeitstrategie. Dazu passt die auf Verlässlichkeit, Wohlergehen der Angehörigen, Kunden und Mitarbeiter ausgerichtete Nachhaltigkeitsstrategie. Tüchtige Gründer mit dem Erfindergen sind gut für Anleger, die das schnelle Rein/Raus nicht mögen. Auch bei Ihnen sind drei- und vierstellige Kursgewinnträume sowie üppige Dividendenrenditen erfüllbar, wenn Sie breit gestreut und dauerhaft überwiegend in nachhaltig wirtschaftende Firmen rund um den Globus investieren. Seien Sie aber nicht päpstlicher als der Papst. Konzentrieren Sie sich auf die Hauptgeschäftsfelder.

 

Nur durchdachte Anlagestrategien, gründend auf Börsenwissen, Marktbeobachtung, Disziplin und Verlässlichkeit versprechen Ihnen Erfolg und können richtig Spaß machen. Die Börse ist kein Kindergeburtstag. Aber der Aufwand an Zeit und Geld kann sich lohnen. Denken Sie an einen Gärtner, der zur richtigen Zeit sät und pflanzt, um eine reiche Ernte einzufahren.

 

Für viele US-Bürger bedeuten die kaum kalkulierbaren Behandlungskosten der Coronainfektion eine besonders große Gefahr, nachdem längst nicht alle Amerikaner krankenversichert sind. Die Behandlung von Covid-19 wird auf knapp 9.800 Dollar geschätzt, sofern keine Komplikationen auftreten.

 

Die wirtschaftlichen Folgen sind verheerend. Das IFO-Institut befürchtet, dass die Wirtschaft erstmals seit dem Jahr 2008 dramatisch schrumpfen dürfte. Im Hinblick auf die Branchen spüren von den 3.400 in Deutschland befragten Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen im März 2020 die stärksten negativen Auswirkungen auf Wachstum und Gewinn:

 

96 %: Reisebüros, Tourismusveranstalter, Reservierungsdienstleister

80 %: Gastgewerbe, Restaurants

77 %: Hersteller verschiedener Waren

73 %: Erzeuger elektrischer und elektronischer Ausrüstungen

70 %: Produzenten von Datenverarbeitungsgeräten

68 %: Finanz- und Versicherungsdienstleister

65 %: Maschinenbauer und Chemieproduzenten

 

Beate Sander ist Bestseller-Autorin und hat mittlerweile über 50 Fachbücher zum Thema Börse und Geldanlage veröffentlicht. Der "Aktien- und Börsenführerschein" zählt sogar zu den TOP 10 Wirtschaftsbüchern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.

 

 

 

 

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Beate Sander startete ihre Börsenkarriere erst im Alter von 59 Jahren und wurde wenige Jahre später Börsen-Millionärin. Sie war eine gefragte Kolumnistin, Moderatorin und Interviewpartnerin und...


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