Ein verlorenes Jahrzehnt?

Donnerstag, 24.07.08 08:07
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

ich weiß nicht, welche Börsenphasen Sie schon mitgemacht haben - mir bleibt ausschließlich ein Blick in die Geschichtsbücher, um auch nur ansatzweise Parallelen zum ersten Halbjahr 2008 auszumachen. Denn:

Der Hammer war der Januar-Crash mit einem Monatsminus von 15% im Dax, steht doch der Jahresauftakt normalerweise für den Monat der größten Kursgewinne und (zusammen mit dem November) der höchsten Gewinn- Wahrscheinlichkeit. Diese Januar-Entwicklung bedeutete aber sogar einen neuen Negativ-Rekord in der bis 1959 zurückreichenden Dax-Geschichte, womit wohl kein Leser dieser Zeilen aktiv eine vergleichbare Entwicklung miterlebt hat! Und es ging weiter:

Dax und Dow Jones haben das erste Semester mit Verlusten abgeschlossen, die es in diesem Ausmaß zuletzt in 1970 gegeben hatte. Das war das Jahr, in dem Bundeskanzler Willy Brandt mit dem Kniefall in Warschau Geschichte schrieb, die RAF gegründet wurde und ich gerade den Windeln entwachsen war. Einen Investment-Banker, der eine solche Phase jemals aktiv miterlebt hat, kann es nur noch im Ruhestand geben (wobei dieser Begriff damals noch nicht erfunden war), und selbst die heute über 60-jährigen Doyen der Finanzbranche werden sich kaum an ein vergleichbar schlechtes erstes Halbjahr erinnern können. Die Performance der zurückliegenden sechs Monate also mit dem Attribut ungewöhnlich zu beschreiben, ist eine Untertreibung. Doch gerade deshalb dürfen Sie für die Zukunft optimistisch sein. Denn:

Die Börsen befinden sich aus technischer Sicht in klaren Abwärtstrends, sind aber kurzfristig genauso überverkauft. Die Stimmung ist heute natürlich am Boden, hatte aber auch während der 07er-Tops nur eine markttechnische und niemals eine sentimenttechnische Übertreibung erkennen lassen, zumal die Fundamentals jederzeit viel Platz gelassen hatten und jetzt sogar Riesenpotential eröffnen. In einem solchen Umfeld ist der Übergang zu einer länger anhaltenden Baisse absolut unvorstellbar. Zumal:

Der Dax beendete das Halbjahr bei 6418 Punkten. Zum Millenniumswechsel hatte der Index aber bei 6958 notiert, so dass sich für diese 7,5 Jahre - trotz Berücksichtigung von Dividenden - ein Minus von insgesamt 7,8% ergibt. Der Dow Jones notiert heute 1,3% unter dem Ultimo von 1999, bei damals 11.497. Für Index-Investoren ist das erste Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts also bisher eine Katastrophe. Dabei hatte sich der Dax im Jahrzehntmittel seit 1960 um 7,5 p.a. verbessert und davon in den 80er-Jahren um 13,7% p.a., in den 90ern sogar um 14,5% jährlich. Der Dow Jones kommt seit 1900 (!) auf durchschnittlich 5,8% p.a. in der Jahrzehntbetrachtung, zwischen 79 und 89 waren es 12,6% p.a. und von 89 bis 99 satte 15,4% p.a. Also:

Wenn wir davon ausgehen, dass die 1982 gestartete Langfrist-Hausse (damals ausgelöst durch die Liberalisierung und Globalisierung der Finanzmärkte) intakt bleibt, dann muss auch das laufende Jahrzehnt mit positiven Jahresrenditen beendet werden. Sofern die Börsen dabei dramatisch schlechter performen als in den vorangegangenen beiden Jahrzehnten und lediglich die Nähe ihrer Ewigkeits-Durchschnitte erreichen, steht uns eine sagenhafte Rallye bevor. Denn der Dax müsste auf 14.340 Punkte ansteigen und der Dow auf 20.204! Und selbst dann wäre das Jahrzehnt lediglich biederes Mittelmaß. Die nächste Rallye kommt!

Mit bester Empfehlung
Ihr

Thomas Müller
Herausgeber
boerse.de-Aktienbrief

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Thomas Müller ist seit Anfang der 1980er-Jahre Herzblut-Börsianer, seit 1987 Verleger von Börseninformationen, begeisterter Entwickler von Anlagestrategien, Autor,...


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