Ernüchterung statt Euphorie: Der SPAC-Boom hat ein Ende

Dienstag, 04.10.22 09:01
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

mit ein bisschen gesundem Menschenverstand konnte man das Ende der SPAC-Euphorie schon während ihrer Boom-Phase in den Jahren 2020/2021 absehen. Denn „leere” Börsenhüllen, die Milliarden bei Anlegern einsammeln, um mit einem – anfangs nicht definierten – Unternehmen zu verschmelzen und es auf diese Weise schnell an die Börse zu bringen, sind definitionsgemäß äußerst spekulativ.

Doch die Hoffnung auf das schnelle Geld in Kombination mit der damaligen Börsen-Hausse sorgte für einen wahren SPAC-Boom, der nun parallel zur Ernüchterung an den Märkten abebbt.

Börsengang durch die Hintertür



Das Kürzel SPAC steht für Special Purpose Acquisition Company – eine Zweckgesellschaft, die es Firmen erlaubt, schnell und ohne die Kontrolle der Aufsichtsbehörden an die Börse zu gehen. Dabei wird zunächst die SPAC – eine leere Firmenhülle – an der Börse gelistet. Dann suchen die oft prominenten und / oder reichen Gründer, wie z.B. der US-Hedgefondsmanager Bill Ackman, nach einem geeigneten Übernahmeziel, bei dem es sich meist um ein junges „Wachstumsunternehmen” handelt. Eine SPAC hat in der Regel zwei Jahre Zeit, um ein Geschäft abzuschließen. Nach einer erfolgreichen Übernahme wird eine SPAC normalerweise an einer Börse notiert, wobei deren Aktienkurs-Performance oft hinter den Erwartungen der Investoren zurückbleibt.

SPAC-Blase geplatzt



Der IPOX SPAC Index, der die Nachmarktperformance von SPACs abbildet, die in den USA an die Börse gegangen sind, ist innerhalb eines Jahres um über 23% gefallen. Zwei prominente, deutsche Beispiele für SPAC-Misserfolge sind der Flugtaxi-Hersteller Lilium und der Hörfiguren-Produzent Toniebox: Die Tonies-Aktie verlor innerhalb eines Jahres über 50% an Wert; das Luftfahrtunternehmen Lilium bringt es auf -22%.

Neben den Kursrückgängen an der Börse notierter SPACs haben deren Gründer noch andere Schwierigkeiten. Zum Beispiel, überhaupt ein geeignetes Zielunternehmen zu finden, das sie übernehmen können. Deshalb hat vor rund zwei Monaten sogar das größte, börsennotierte Übernahmevehikel der Welt die Segel gestrichen: Pershing Square Tontine PSTH von Bill Ackman gab bekannt, die Suche nach einem Kaufobjekt wegen der ungünstigen Marktbedingungen aufzugeben. PSTH war vor rund zwei Jahren an die Wall Street gegangen und hatte vier Milliarden Dollar eingesammelt, die nun an die Investoren zurückgezahlt werden müssen.

Aus Mangel an Übernahmezielen, der schlechten Performance börsennotierter SPACs und der allgemein herausfordernden Börsenphase ist der SPAC-Markt laut Daten des Anbieters Dealogic eingebrochen. Zwischen Juli 2020 und Frühjahr 2021 nahmen Zahl und Volumen der aufgelegten SPACs rapide zu, seit April 2022 ist der Markt jedoch praktisch zum Erliegen gekommen. Im ersten Halbjahr 2022 registrierte der Datenanbieter Pitchbook international 82 sogenannte Exits (erfolgreiche SPAC-Börsengänge) mit einem Volumen von rund 42 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es noch 266 Exits und 226 Milliarden Euro Volumen.

Das Geschäft mit „Blanko-Schecks” – wie SPACs auch bezeichnet werden – ist und bleibt ein riskantes Unterfangen, weil Anleger zum Zeitpunkt der Investition nicht einmal das Übernahmeziel kennen. Statt sinnloser Spekulationen sollten sich Anleger besser auf Investitionen in langfristig erfolgreiche Unternehmen konzentrieren, bei denen ihr Kapital auch tatsächlich „für sie arbeitet”. Welche Champions mit besonders weitreichenden Wettbewerbsvorteilen, starken Marken und einer ebensolchen Aktienkurs-Performance punkten, erfahren Sie in der Neuauflage des „Leitfaden für Ihr Vermögen”, den Sie hier kostenlos und unverbindlich anfordern können.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten, erfolgreichen Börsentag,

Ihre Miss boerse.de

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