Rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen laut Bundeszentrum für Ernährung hierzulande im Müll. Dabei wären die meisten der weggeworfenen Lebensmittel noch genießbar, sei es, dass Kinder nicht alles aufessen, was auf dem Teller liegt, sei es, dass das Haltbarkeitsdatum gerade abgelaufen ist. Ein Großteil der Verschwendung findet in gastronomischen Betrieben statt. Übrig gebliebene Frischwaren, zubereitete Salate und Buffetreste dürfen wegen strenger Hygienevorschriften nicht an Tafeln weitergereicht werden. Die Bundesregierung will ungesunde Kost nicht brandmarken, obgleich dies medizinisch gerechtfertigt wäre. Wir brauchen uns ja nur die vielen Übergewichtigen und Fettsüchtigen anzuschauen. Immerhin sind zwei Drittel der Männer und gut die Hälfte der Frauen hierzulande übergewichtig, ein gutes Viertel sogar fettleibig. Da drohen Diabetes, Herz-Kreislauf-Störungen, Schlaganfall und Krebs.
Interessant erscheint, dass selbst bei Essen und Trinken der Onlineeinkauf binnen zwei Jahren weltweit um 15 % gestiegen ist. Dies gilt besonders in den Zeiten der Corona-Krise. Wir brauchen uns nur den kräftigen Kursaufschwung von Delivery Hero, DAX-Nachrücker nach dem Rauswurf von Wirecard, sowie Hello Fresh anzuschauen. Auch der Weltmarktführer bei den Internethändlern Amazon mischt bei frischen Lebensmitteln kräftig mit. Was die Verpackung anbelangt, sollte man darauf verzichten, wo dies möglich ist, z. B. Äpfel, Birnen, Bananen, Gurken, große Strauch- und Fleischtomaten, KIWI, Mandarinen, Apfelsinen. PET-Verpackungen sollen mithelfen, das Kunststoffproblem in den Griff zu bekommen. Auch jeder Verbraucher sollte seinen Beitrag leisten.
Bis 2050 dürfte die Weltbevölkerung auf 9,6 Mrd. Bewohner wachsen. Die Herausforderungen für die Nahrungsmittelindustrie sind gewaltig. Für Unternehmen bieten sich Chancen, wenn sie preiswerte, in großer Menge verfügbare Alternativen für gesunde Ernährung aufzeigen. Die neuen Produkte müssen schmecken und dürfen keinen Ekel erregen. Die proteinhaltigen Würmer und Larven sind so zu verarbeiten, dass sie appetitlich aussehen. Möglicherweise erwächst hier Konkurrenz zur vegetarischen und veganen Ernährung, also dem Geschäft mit Fleischersatz.
Was heute auf den Teller kommt, ist eine Glaubensfrage. Kochbücher und Vorführungen von Sternekochs im Fernsehen boomen. Ausgaben für Küchen steigen, ohne dass zu Hause mehr gekocht wird. Gefragt sind vor allem regionale Bioprodukte. In der Europäischen Union zahlen die Polen im Schnitt am wenigsten für Grundnahrungsmittel, die Dänen dagegen am meisten. Deutschland bewegt sich im Mittelfeld und verhält sich extrem preisbewusst.
Vegetarier und Veganer leben nicht immer gesünder. Es ist eher eine Frage von Umweltbewusstsein und Tierliebe bzw. eine Kampfansage gegen die Massentierhaltung. Die jetzt endlich verbotenen Werkverträge mit den Mitarbeitern aus Osteuropa erinnern an modernes Sklaventum. Wer ein- bis zweimal wöchentlich etwas Fleisch isst, viel Obst, Gemüse und Salat verspeist, mit Fett und Zucker sparsam umgeht, macht nichts falsch. Er sollte auf Lebensmittelvielfalt achten, genussvoll ohne Hast und Hetze essen und trinken. Laktose- oder glutenfreie Produkte sind teurer, bringen aber nur für Menschen, die Milchzucker oder Gluten nicht vertragen, gesundheitliche Vorteile. Das Corona-Virus ist ein Wachstumstreiber für Delivery Hero, DAX, und Hello-Fresh (MDAX).
Da Essen und Trinken auch eine Frage des Lebensstils ist und immer mehr Firmen den Werte-, Demografie- und Bedürfniswandel erkennen, kommen ständig neue Nahrungsmittel auf den Markt, und zwar für Jung und Alt. Es lässt sich nicht voraussagen, welche Firmen künftig das Rennen machen. Ein breit gestreutes Depot, Börsenwissen und Marktbeobachtung sind wichtig, um erfolgreich anzulegen und große Fehler zu vermeiden. Was heute bei bestimmten Gruppen Mode ist, wie der Verzicht auf alles Tierische, muss morgen nicht das Maß aller Dinge sein. War es bloße Geschäftemacherei, Essgewohnheiten von Steinzeitmenschen nachzuahmen, deren Lebenserwartung nicht halb so hoch war wie heute?
Anlegervorbild Warren Buffett ist 88 Jahre alt, aktiv und engagiert. Er steht als Symbol für unterbewertete Value-Titeln, deren Geschäftsmodell jeder versteht. Seinen Konzern will er auch mit Nahrungsmittel-Beteiligungen zukunftsträchtig positionieren. „Kaufen und für immer behalten“ lautet das Leitmotto für seinen langen Zeithorizont, von dem er im letzten Jahrzehnt nur selten abwich. Mochten sich auch die Kurse von Value- und Growth-Aktien anders entwickeln als von ihm gedacht. Value: verhalten nach oben, Growth: häufig neues Allzeithoch.
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Beate Sander ist Bestseller-Autorin und hat mittlerweile über 50 Fachbücher zum Thema Börse und Geldanlage veröffentlicht. Der "Aktien- und Börsenführerschein" zählt sogar zu den TOP 10 Wirtschaftsbüchern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.
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