Essenslieferdienste: Attraktive Stay-at-home-Aktien oder Börsenhype?

Freitag, 15.05.20 15:30
 
Normalerweise zähle ich mich nicht zur Stammkundschaft von Lieferdiensten, sondern bevorzuge die nette Restaurant-Atmosphäre. Doch während der Corona-Ausgangsbeschränkungen brachte Lieferando hie und da eine willkommene Abwechslung in unseren kulinarischen Familien-Alltag. Ganz nach dem Motto: “Essen und Trinken hält die Seele zusammen”. Mit dem Unterschied, dass wir am Wochenende unsere Lieblingsgerichte statt beim “Italiener um die Ecke” einfach online bestellten - meistens bei Platzhirsch Lieferando (Takeaway.com), der in Deutschland bereits 2018 rund 65 Prozent Marktanteil innehielt.

Fressen oder gefressen werden


Zum deutschen Marktführer gibt es derzeit abgesehen von Restaurants, die selbst Essen ausliefern, kaum nennenswerte Alternativen. Bis vor wenigen Jahren tummelten sich auf dem Food Delivery-Markt noch mehr Anbieter, doch dann folgte eine Konsolidierungswelle: Viele kleinere Marktteilnehmer, wie beispielsweise Deliveroo, verschwanden und überließen Takeaway.com das Feld. Die hungrigen Niederländer sicherten sich infolgedessen mit den Übernahmen des Deutschland-Geschäfts von Delivery Hero (2018) und Just Eat (2020) eine fast monopolartige Stellung.

Da das Geschäftsmodell der Essenszustelldienste überwiegend auf Provisionen der angeschlossenen Restaurants basiert, befindet sich Takeaway.com in einer komfortablen Position und kann es sich “leisten”, die Gebühren von einst acht auf nunmehr rund 12% zu erhöhen. Sehr zum Unmut der Gastronomen...

Junge Branche mit wenigen Gewinnern


Der Lieferservice-Markt ist durch Corona besonders wachstumsstark, allerdings auch kostenintensiv. So dürften zwar laut einer aktuellen Studie von Euromonitor die weltweiten Branchenerlöse bis zum Jahr 2022 auf über 270 Milliarden Euro zulegen. Das entspricht einem jährlichen Plus von 13 Prozent. Doch hohe Investitionen in Marketing, weltweite Expansion und das provisionsabhängige Geschäftsmodell der Online-Bestellplattformen bergen schwer kalkulierbare Risiken.

Über eine weitaus stabilere Marktposition verfügen dagegen die Systemgastronomie-Betriebe McDonald’s, Starbucks und Yum! Brands(KFC, Pizza Hut), die Anleger im Mittel mit zweistelligen Renditen p.a. “Verwöhnen” - und im Lauf der Zeit schon so manche Krise überstanden haben. Denn im Gegensatz zu Online-Plattformen verfügen die Champions McDonald’s, Starbucks und Yum! Brands über ein globales Restaurant-Netzwerk, starke Eigenmarken, laufende Franchising-Einnahmen und Immobilienvermögen. Zudem haben auch die Fastfood-Branchengrößen den Lieferservice-Trend frühzeitig erkannt und bringen das Happy Meal, Tacos oder Kaffee in vielen Ländern bis vor die Haustür - in Eigenregie oder in Kooperation mit Lieferando & Co.

McDonald’s feiert übrigens heute sein 80. Firmenjubiläum und Konzernchef Chris Kempczinski blickt trotz Corona optimistisch in die Zukunft: Sobald die Krise vorbei sei und zunehmend Normalität einkehre, würden sich die Menschen zunächst einen kleinen Alltagsluxus gönnen. Das dürfte für viele zum Beispiel ein Besuch in einer McDonald’s-Filiale sein.

Börsenneulinge wie Takeway.com (IPO 2016) oder Delivery Hero (IPO 2017) müssen sich ihre Sporen dagegen erst noch verdienen und es bleibt abzuwarten, ob nach der überstandenen Corona-Krise noch so viele Menschen Essen nach Hause bestellen, wie in den vergangenen Monaten. Oder eben doch lieber Freunde im Restaurant treffen oder sich einen Drive-In-Ausflug gönnen. Deshalb: Sehen Sie Food Delivery-Aktien allenfalls als spekulative Depotbeimischung und Wette auf einen anhaltenden Trend zum Home-Eating, nicht jedoch als Ersatz für ein gesundes Basis-Investment. Hierfür eignen sich die insgesamt 100 boerse.de-Aktienbrief-Champions, die im Gegensatz zu Takeaway.com & Co. eine mindestens zehnjährige, erfolgreiche Kurshistorie bei besonders geringen Rücksetzern aufweisen.

Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende,

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