Europa / Schuldenkrise - Jetzt wird´s gefährlich!

Montag, 20.06.11 16:23

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

Nein, noch gebe ich meinen Optimismus nicht auf. Aber fast täglich wachsen die Zweifel. Und in den nächsten Tagen fällt vermutlich die Entscheidung. Es wird auch Zeit. Dringend. Europa braucht endlich einen politischen Finanzplan – eine Verständigung auf weitere Milliarden für Griechenland reicht nicht mehr aus. Das haben alle kapiert. Jüngste Anzeichen für eine Verständigung zwischen Paris und Berlin werden zwar registriert, konnten die Sonntagspresse aber nicht zuversichtlich stimmen. Im Gegenteil, meiner Medienkritik gebe ich diesmal ein positives Vorzeichen, weil die Kollegen ihre Skepsis sehr beeindruckend begründet haben. So wurde der Aufmacher in der Welt am Sonntag mit „Politiker bekommen Euro-Krise nicht in den Griff“ überschrieben. Eine Zwischenzeile, die den Präsidenten des Instituts für Weltwirtschaft zitiert, bringt es auf den Punkt: „Große Risiken durch Politikversagen, insbesondere für die Finanzmärkte.“ Spiegel Online fasst vorausblickend zusammen: „Griechenlands Woche der Wahrheit: Es geht um alles. Gleich mehrere EU-Krisentreffen finden diese Woche statt. Mit aller Kraft wollen Europas Spitzenpolitiker eine Pleite des Landes verhindern. Doch die Retter sind sich uneins.“

Sehr dichte Insider-Informationen liefert die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung mit der Analyse „ Nichts ist gut in Griechenland“, die zum Ergebnis kommt: „Die Griechen-Rettung hilft niemandem. Nicht einmal den Griechen. Sie sparen sich in die Depression. Und beginnen, ihre Retter zu verachten.“

Zwei fette Probleme liegen selbst einem Optimisten schwer im Magen: Wie kann es gelingen, dass die Bürger Griechenlands ein wie auch immer zusammengesetztes Maßnahmenbündel zur Rettung des überschuldeten Landes akzeptieren, deshalb an die Arbeit und nicht auf die Straße gehen, dass somit eine Stabilisierung der innenpolitischen Verhältnisse eintritt? Können die Politiker tatsächlich ein Paket schnüren, das nicht nur die Griechen, sondern vor allem die Welt--Finanzmärkte überzeugt? Positiv: Die besondere, herausragende Bedeutung der jetzt erforderlichen Schritte für die Märkte im Zeitalter der Globalisierung wird mittlerweile anerkannt. Bundesfinanzminister Schäuble hatte ja schon Ende Mai vor einer „Ansteckung rund um den Globus“ gewarnt, denn ein Staatsbankrott Griechenlands könnte gefährlicher werden als der Zusammenbruch von Lehman Brothers.

Vor diesem Hintergrund sollten Sie, liebe Anlegerinnen und Anleger, Ihre aktuelle Position noch einem genau überprüfen – bitte völlig unaufgeregt und gelassen. Stellen Sie sich nun die Frage, ob Sie Ihre Aktienpositionen unverändert halten oder absichern wollen, ob Sie vorsorglich den Goldanteil erhöhen oder grundsätzlich Vermögensbestände zugunsten der Liquiditätshaltung abbauen wollen. Mancher mag dann auch den Lockruf des Schweizer Frankens hören. Überprüfen Sie also Ihre Risikobereitschaft und ob diese mit Ihrem Portfolio übereinstimmt. Denn ausschließen kann man nichts mehr! Dies sind gefährliche Tage, in denen sich nicht nur das Schicksal Griechenlands, sondern die Zukunft Europas entscheiden wird. Übrigens: Die Bundesbank verkauft immer mehr Euros als Scherz- und Geschenkartikel – im Shop ihres Geldmuseums, dessen bester Kunde ich sein dürfte. Längst gibt es Euros zum Essen oder als Verpackung von Schokolade. Der Renner sind klein gehäckselte Euro-Scheine in großen Beträgen und unterschiedlichsten Verpackungen (Säckchen, Plastikköfferchen, oder gepresst als Brikett bis 1 Mill. Euro!). Sehr beliebt sind inzwischen 100-Euro-Scheine als Papiertaschentücher und Servietten. Jüngste Innovation: Euro-Scheine als Toilettenpapier zu stolzen 4,95 Euro je Rolle. Was will uns das sagen?

Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer


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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...

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