Fan-Anleihen: Warum sich die Loyalität zum Fußballverein als riskantes Unterfangen entpuppen kann

Montag, 25.04.22 10:21
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

was gibt es Schöneres, als mit seinem Hobby Geld zu verdienen? Was in der Theorie natürlich verlockend klingt, kann für Fußball-Fans mit finanziellen Risiken verbunden sein. Denn Anleihen von Fußballklubs gleichen eher einer Sportwette, als einer soliden Geldanlage. Doch was spricht eigentlich gegen ein Investment in den FC Schalke 04, den Hamburger SV, SV Werder Bremen und andere Vereine?

Vertrauensbonus von Fangemeinde



Generell verbrieft eine Anleihe als Entgelt für die Überlassung von Kapital einen Rückzahlungsanspruch und Zinszahlungen in bestimmter Höhe. Im Unterschied zu klassischen Unternehmensanleihen, die meistens an institutionelle Investoren ausgegeben werden, liegt der Fokus von Fan-Anleihen allerdings klar auf relativ unerfahrenen Privatanlegern bzw. Fans. Manche Vereine bieten sogar sogenannten Schmuckanleihen an, die in Form einer Urkunde eingerahmt und auch verschenkt werden können, was für Fans besonders reizvoll ist.

Dazu kommt, dass Anleihen von Fußballklubs mit jährlichen Zinsen von oft fünf Prozent oder mehr locken. Das klingt lukrativ, ist aber keine sichere Geldanlage, da sich die künftige, finanzielle Entwicklung eines Fußballklubs kaum prognostizieren lässt. Sie hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. von Ticketerlösen, dem sportlichen Erfolg oder Misserfolg, dem Transfer oder der Entwicklung von Spielern.

Muss ein Verein gar Insolvenz anmelden, ist es wahrscheinlich, dass Anleger das gezahlte Geld nur teilweise oder gar nicht zurückbekommen. Denn Fan-Anleihen sind nicht durch reale Werte besichert, und auch eine Einlagensicherung wie für Sparkonten bei der Bank gibt es nicht.

Zudem sollte man im Hinterkopf gehalten, dass Fan-Anleihen für viele Clubs oft die letzte Chance sind, um an günstiges Kapital zu gelangen. Denn Geldinstitute lassen sich auf die riskanten Geschäfte mit Vereinen meist nur gegen deutlich höhere Zinsen ein.

Risikofaktor: sportlicher Erfolg



Im Gegensatz zu Unternehmen, die normalerweise wirtschaftlich agieren, steht bei Fußballvereinen der kaum planbare, sportliche Erfolg im Vordergrund. Verletzt sich beispielsweise ein wichtiger Spieler oder gelingt der Sprung in die nächste Liga nicht, so steht das wirtschaftliche Fundament schnell auf tönernen Füßen. Ein Negativ-Beispiel ist hier der Fußballverein Alemannia Aachen, der im Jahr 2008 die sogenannte „Tivoli-Anleihe" emittierte, die bei ihren Gläubigern aufgrund eines Abstiegs in die dritte Liga zu einem Totalverlust führte.

Fans, die ihr Geld langfristig vermehren wollen, sollten deshalb besser in erfolgreiche, breit gestreute und defensive Anlageformen wie die boerse.de-Fonds investieren. Oder Fan-Anleihen als das betrachten, was sie sind: ein riskanter Ausdruck von Solidarität zum Lieblingsverein.

Auf gute Investments!

Ihr Markus Schmidhuber
Content-Manager

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Markus Schmidhuber ist seit 2010 Content Manager bei boerse.de – dem ältesten Finanzportal Europas und mit über einer Million monatlicher Nutzer eines der führenden Börsenportale. In dieser...


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