Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
Die Beratungsqualität steht wieder einmal zur Diskussion – oder: mehr denn je. Dabei geht es nicht nur um Provisionsberatung vs. Honorarberatung bzw. um eine ausschließlich erfolgsbezogene Honorierung. Denn zum einen ist klar, dass es auch in Zukunft alle Varianten geben wird. Zum anderen haben Untersuchungen gezeigt, dass die Kunden deutscher Banken durchaus nicht so verbreitet unzufrieden mit ihrem Anlageberater sind, wie von Kritikern mitunter behauptet wird. Dass wir als Folge einer die Welt verändernden kombinierten Banken-Staatschulden-Finanzmarkt-Krise (kurz Euro-Krise genannt) lernen müssen, mit einer bisher nicht gekannten Unsicherheit zu leben, stellt auch eine ganz neue, große Herausforderung für Informationsbeschaffung und die Verwertung der Informationen in der Beratung dar. Es geht um mehr als den Preis für – möglichst guten – Rat.
Besonders erschreckend mag für manchen von Ihnen, liebe Anlegerinnen und Anleger, die neue Erkenntnis sein, dass es absolute Sicherheit nicht mehr geben kann, dass auch die vermeintlich „sicheren Häfen“ (Staatsanleihen, Immobilien, Gold) nicht mehr ohne Risiken angesteuert werden können. Warum nicht? Nun, bei den Staatsanleihen haben wir bereits entsprechende Erfahrung sammeln dürfen. Nebenbei: Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Bundesbürger realen Wertverlust (Anleiherendite geringer als Inflationsrate) hinzunehmen bereit sind, bewusst oder unbewusst. Stellte sich bisher schon die Frage, welche Informationen aus dem globalen Überangebot wertvoll sein können, so kommt jetzt noch der Sicherheitsaspekt hinzu: Wer kann dem Anleger verständlich nahe bringen, was mehr oder weniger sicher ist, wenn eigentlich alles unsicher ist?
Völlig unberechenbar sind beispielsweise die Reaktionen des hoch verschuldeten Staates, wenn er den Steuerzahler verstärkt zur Kasse bitten will. Wann kommt die von den Politikern sympathisierte Finanztransaktionssteuer und mit welcher Ausgestaltung? Gibt es demnächst weitere steuerliche Neuerungen? Wird der private Goldbesitz irgendwann staatlich berührt? Werden die Haus- und Grundbesitzer als zusätzliche Einnahmequelle entdeckt?
Wie man es auch dreht und wendet – der Anleger sollte sich zunächst damit abfinden, dass er für mehr Sicherheit grundsätzlich mehr zahlen muss, meist in Form von Renditeverzicht. Sodann muss er sich entscheiden, ob er selbst seine Investments in die Hand nimmt, sein eigenes „Informationswesen“ aufbaut. Der Preis: Er muss dann mehr Zeit und Know-how investieren (können). Sucht er aber guten Rat bei Bank, Vermögensberatern und -verwaltern, dann könnte er die Erfahrungen aus dem Gesundheitswesen zum Vergleich heranziehen: In schwierigen, komplizierten Fällen sollte der Patient (Anleger) durchaus mehrere Fachärzte (Anlageberater) konsultieren. Die Entscheidung fällt in aller Regel dann leichter, wenn man die Risiken kennt und die geeigneten Maßnahmen mit ihren potenziellen Folgen verstanden hat. Bevor sich der Privatanleger so oder so orientiert, sollte er sich erst einmal selbst „beraten“, indem er sein Risikoprofil definiert, und zwar ehrlich! Ich werde nicht müde, diese Grundforderung zu wiederholen.
Guter Rat hat zwar seinen Preis, muss aber nicht teuer sein. Teurer wird es meist nach schlechtem Rat. Nur am Rande: Ich habe heute schon wieder einen gut verdienenden Anleger getroffen, der durch eine Empfehlung viel Geld verloren hat: „Können Sie mir genau erklären, wie dieses Ding funktioniert?“ Wenn Sie, geschätzte Anlegerinnen und Anleger, das Bauchgefühl haben, den Anlageberater oder das Anlageprodukt nicht zu verstehen – dann lassen Sie es doch sein. Oder Sie verlassen sich lieber auf sich selbst – dann nutzen Sie doch erfolgreiche, moderne Informationssysteme wie die wirklich beeindruckende Plattform www.boerse.de. Dafür werbe ich gerne. Übrigens können Sie darüber jetzt auch meinen Vortrag auf dem Tag der offenen Tür in Rosenheim als Video sehen (und noch viel mehr) …
Machen Sie weiter mit - und machen Sie's gut!
Ihr
Hermann Kutzer
PS: Einen ausführlichen Bericht zum Tag der offenen Tür der TM Börsenverlag AG
finden Sie hier!
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