Geldanlage in der Krise (XV) - Lieber jetzt noch verkaufen!

Montag, 28.11.11 15:29

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

Börsenampeln vorerst auf Rot – Die Hoffnungen auf einen auch nur einigermaßen versöhnlichen Jahresausklang haben sich wohl zerschlagen. Das vermuten nicht nur die Analysten der Helaba in ihrer Wochenvorschau. Auch auf der Anlegerinformationsveranstaltung am Samstag hier in Frankfurt, dem traditionellen „Börsentag“, hatten mehr die Edelmetall-Fans und Trader-Naturen Grund zur Freude. Hingegen schwebte viel Pessimismus mit Blick auf den Geldwert und die Bewältigung der Finanzkrise durch die Räume. Und mir wurde auffallend häufig die Frage gestellt: Sollte man seine Aktien deshalb jetzt noch schnell verkaufen?

Eigentlich verbietet sich eine pauschale Antwort, kommt es neben der Börseneinschätzung doch auch – und nicht zuletzt – auf die Ausgangslage des einzelnen Anlegers an. Mir wurde an diesem Tag aber wieder einmal der Eindruck bestätigt, dass es privaten Anlegern sehr schwer fällt, rechtzeitig zu verkaufen, um so die Verluste im Depot zu begrenzen. Deshalb empfehle ich zur Zeit, die noch vorhandenen Bestände entweder abzusichern – beispielsweise durch entsprechende Optionen – oder vorsichtshalber abzubauen. Das Risiko weiterer – und möglicherweise deutlicher Kursrückschläge – hat in den zurückliegenden Tagen eher noch zugenommen. Möglichst schnell raus, lautet meine Devise, wenn sich der Dax von seinem aktuellen Niveau weiter eingraben sollte. Kommt es hingegen erst einmal zu einer Zwischenerholung, die gut möglich erscheint, kann man versuchen, Schritt für Schritt zu höheren Kursen seine Bestände abzubauen.

Warum noch skeptischer als bisher? Ich teile die Beobachtung von Analysten, dass sich die offensichtliche Nervosität der politischen Akteure, die zuletzt weiter zugenommen hat, die Finanzmärkte nicht kalt lassen kann. Der Euro Stoxx Branchenindex Banken ist inzwischen bei den Tiefständen vom März 2009 angekommen. Die Versicherungsprämien gegen Kreditausfälle von europäischen Staatsanleihen haben neue Spitzenwerte erreicht. Auch das Angstbarometer implizite Aktienvolatilität bewegt sich weiter auf deutlich erhöhtem Niveau. Und an dieser Stelle warnen die Helaba-Strategen: „Den inzwischen recht ausgeprägten Pessimismus bereits als Kontraindikation zu begreifen, könnte sich als verfrüht erweisen. Denn gegenwärtig sind wichtige Bedingungen für wieder nachhaltig steigende Aktiennotierungen noch nicht erfüllt. So werden sich die Zweifel an der Stabilität des Finanzsystems kurzfristig ebenso wenig zerstreuen lassen wie die Wachstumsunsicherheiten.“

Übrigens hat mir am Samstag ein in Deutschland lebender Chemiker aus Afghanistan seine über Jahre hinweg entwickelte Analysemethode kurz vorgestellt, die auf Energiemessungen beruht und die Chartanalyse ergänzen soll. Der in Fachkreisen wohl bekannte Wissenschaftler rechnet kürzerfristig mit einer Gegenbewegung des Dax bis auf 5.722 Punkte. Das prognostizierte Abwärtspotenzial für den Deutschen Aktienindex hatte er schon früher mit 4.768 Punkten ermittelt. Auch Ihnen bekannte technische Analysten sehen schon bald den 5.000er Test und anschließend … na ja, schau’n wir mal! Auf jeden Fall sollten Sie die Liquidität sinnvoll einsetzen – und ja nicht auf dem Sparbuch parken!

Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer


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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...

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