General Electric: Vom Mischkonzern zum Industrieunternehmen 4.0

Donnerstag, 20.04.17 13:44
General Electric, ein faszinierender Mischkonzern mit einer langen, von Innovationen geprägten Firmenhistorie, zieht morgen Bilanz. Nach einem turbulenten Geschäftsjahr 2016 interessiert die Anleger vor allem, ob die Neuausrichtung des Konzerns in den ersten drei Monaten diesen Jahres Früchte getragen hat. Ein Strategieschwenk scheint unumgänglich, denn die Geschäftsbereiche Öl und Gas sowie Finanzdienstleistungen erwiesen sich in der jüngsten Vergangenheit als äußerst volatil und verlustbringend.

2016: Ein Jahr mit Höhen und Tiefen

Der Siemens-Konkurrent, der durch Edisons Glühlampe und Coolidges Röntgenröhre zu Weltruhm gelangte, hing im vergangenen Jahr am Tropf des Ölpreises. Während die Geschäftsbereiche Luftfahrt, erneuerbare Energien und Stromerzeugung einen Gang zulegten, verlief der Handel mit Produkten für die Öl- und Gasförderung nur schleppend. Die Förder-Unternehmen hielten sich 2016 aufgrund des niedrigen Ölpreises mit Investitionen zurück, weshalb General Electrics Q4 Umsatz in diesem Bereich um 22 Prozent schrumpfte.

Unterm Strich kam der Industrieriese im dritten Quartal 2016 mit einem lachenden und einem weinenden Auge davon: Ein Gewinnsprung von 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 3,5 Milliarden Dollar kann sich durchaus sehen lassen, doch der Umsatzrückgang von zwei Prozent auf 33 Milliarden Dollar enttäuschte Analysten und Anleger, die sich eine Milliarde mehr erhofft hatten.

2017: Die Zukunft ist digital

Digitalisierung ist der vielleicht größte und zugleich umstrittenste Trend unsere Zeit. Automobilindustrie, Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Bildung und Politik – die digitale Transformation verändert unser Leben und Erleben. Eine Entwicklung, der sich auch General Electric nicht entziehen kann. GE-Chef Immelt will seinen Konzern auf die sogenannte Industrie 4.0 vorbereiten, eine industrielle Revolution, bei der Maschinen und Fließbänder von Robotern in intelligenten, sich selbst steuernden Fabriken abgelöst werden. „Wir werden weiterhin ins industrielle Internet investieren, um unsere Kunden bei Leistung und Produktivität führend zu machen“, kündigte Immelt im Januar an und prophezeite für das laufende Jahr ein Umsatzplus von fünf Prozent.

Die Messlatte liegt also auf Position und viele Investoren werden bei der morgigen Bilanzpräsentation sehr genau darauf achten, ob es GE gelingt, die eigenen Vorgaben zu erfüllen.
Einige Analysten erwarten Rückenwind aufgrund des steigenden Ölpreises und einer besseren Auftragslage in den Bereichen Öl und Gas sowie erneuerbare Energien und Strom.

Eine unberechenbare Variable ist und bleibt dagegen Donald Trump. Nachdem die anfängliche Trumponomics-Euphorie langsam verblasst, fragen sich viele, ob General Electric von den großspurig angekündigten Infrastrukturprojekten des amerikanischen Präsidenten auch tatsächlich profitieren wird. GE-Chef Immelt sprach sich Anfang April ganz offen gegen Trumps Energie- und Einwanderungspolitik aus, die seinem Konzern erheblich schaden würde. Solarenergie und die schonende Nutzung begrenzter Ressourcen zählen zu den Kernwerten des Unternehmens, das einen Großteil seiner Umsätze bereits heute mit Wind- und Wasserkraft verdient. GE-Anleger hoffen, dass General Electric seinem alten Slogan “We Bring Good Things to Life” treu bleiben und Nachhaltigkeits-Initiativen trotz Trump weiter vorantreiben wird.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten und erfolgreichen Börsentag,

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