Hedge-Fonds – die „Piratenschiffe von heute“

Freitag, 05.11.04 14:41

Sehr geehrte Privatanleger,

Hedgefonds-Manager genießen einen legendären Ruf. Sie versprechen ihren Investoren Renditen von 20 bis 30% p.a. und erreichen dies gelegentlich auch. Dementsprechend verdienen sie auch. In jüngster Zeit kamen die Hedge-Fonds auch im Zusammenhang mit dem gestiegenen Ölpreis und den Ölpreisspekulationen ins Gerede.

William J. Crerend schreibt in seinem 1998 veröffentlichten Buch „Fundamentals of Hedge-Funds-Investing“: „Ein wenig poetisch ausgedrückt, sind Hedge-Fonds wie die alten Piratenschiffe von damals. Eine Gruppe reicher Investoren übernimmt ein Schiff und teilt sich die Beute mit seiner Crew.“

Mit seinem Vergleich liegt Crerend durchaus richtig: wenn Sie genug Munition haben, können Sie viele Schiffe entern und die Beute einkassieren. Konkret heißt das: wenn Sie über genug Finanzmacht verfügen und den richtigen Riecher haben, können Sie natürlich einen Kurstrend verstärken – zum Beispiel die Ölpreisentwicklung anheizen oder den Kurs eines angeschlagenen Unternehmens durch Leerverkäufe noch weiter drücken. Von dieser selbst produzierten Volatilität können die Piraten gut leben. Derzeit sind 120.000 Terminkontrakte auf Öl offen – soviel wie noch nie.

Solange es Börsen gibt, gibt es Spekulation. Diese Spekulation erfüllt in einem marktwirtschaftlichen System eine wichtige Funktion. Allerdings kann sie auch ins Ungesunde umschlagen und die wirtschaftliche Entwicklung eher behindern als fördern. Die derzeitig hohe Volatilität an vielen Märkten kann für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung nicht gut sein: sie fördert die Unsicherheit und behindert damit Wachstums- und Investitionschancen.

Kann, was wirtschaftspolitisch bedenklich ist, wenigstens für Sie als Privatinvestor profitabel sein? Viele glauben es. Hedgefonds erfreuen sich auch bei „normalen“ Privatinvestoren einer wachsenden Beliebtheit. Jetzt hat z. B. eine deutsche Fondsgesellschaft ihr erstes offenen Hedge-Fonds-Podukt in Form eines Multi-Strategy-Zertifikats angeboten. Nach eigenen Angaben peilt die Gesellschaft eine Rendite von durchschnittlich 10-12% an. Die Fondsgesellschaft kombiniert verschiedene komplementäre Handelsstrategien, um möglichst konstante Gewinne und eine ausgeglichene Wertentwicklung zu erzielen. Das Produkt eigne sich besonders gut für Anleger, die erstmals in Hedge-Fonds investieren wollen.

Zehn bis zwölf Prozent sollten Sie im Durchschnitt auch mit guten Aktien erzielen können, warum sollten Sie da in ein Dachfonds-Produkt für Hedgefonds investieren. Zweitens: das Hedgefonds-Produkt hat einen Ausgabeaufschlag von 5% und jährliche Verwaltungsgebühren von 10 bis 20%. Wenn es gut läuft, verdient vor allem der Fonds, da viele Fonds auch eine erfolgsabhängige Gebühr fordern. Damit sind im Gegenzug Ihre Gewinnmöglichkeiten begrenzt. Wenn es schlecht läuft, tragen ausschließlich Sie das Risiko.

Hedgefonds sind Piratenschiffe. Bei den „richtigen“ Hedgefonds werden nur reiche Anteilseigner zugelassen. Es ist derzeit auf dem Globus so viel überschüssige Liquidität vorhanden, dass sich ein guter Hedgefonds-Manager des Kapitals fast nicht erwehren kann. Warum sollte sich ein Hedgefonds die Mühe machen, Geld in Kleinbeträgen von Privatinvestoren einzusammeln? Die amerikanischen Hedgefonds-Zirkel sind eine geschlossene Gesellschaft: Reiche bedienen Reiche. Der Chef des Hedge-Fonds-Geschäfts bei Goldman Sachs ist ein Cousin von George Bush. Viele Hedgefondsmanager kennen sich und sind durch dieselbe „Schule“ gegangen.

Sie können vom großen Gewinn träumen, wenn Sie eines der derzeit an normale Privatanleger vertriebenen Hedgefonds-Produkte kaufen. Träumen Sie weiter! Nein, seien Sie Realist. Die Möglichkeit, mit Hedge-Fonds Geld zu verdienen, ist den meisten „normalen“ Privatanlegern verschlossen. Wenn jetzt Hedgefonds-Produkte in breitem Umfang gestreut werden, können Sie sicher sein, dass es vor allem um die Gewinne der Finanzbranche geht.

Zum Vermögensaufbau eignen sich Top-Aktien, zum Beispiel die nach meiner Methode identifizierten Königsaktien oder die Champions-Aktien von boerse.de besser. Gegen die derzeitige Volatilität hilft nur strategische Weitsicht und ein gesunder Menschenverstand. Die Hedgefonds brauchen ja Opfer – und das sind oft auch die Privatanleger. Setzen Sie stattdessen auf Unternehmen mit soliden und wachsenden Geschäftmodellen, die ihre Anteilseigner am Erfolg teilhaben lassen. Dann kann ihnen auch die kurzfristige Volatilität egal sein.

Erfolgreiche Investments wünscht Ihnen

Ihr
Prof. Dr. Max Otte

www.privatinvestor.de

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