Ist diesmal alles anders? Ich kaufe nach!

Montag, 09.03.20 18:06
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser, 

in jedem meiner Vorträge auf dem Rosenheimer Börsentag erkläre ich die vier teuersten Wörter der Börse: „Diesmal ist alles anders“. Denn alle Börsenkrisen haben verschiedene Ursachen und damit Schlagzeilen, folgen aber einem ähnlichen Drehbuch. Dieses Mal ist der schwarze Schwan in Form des Coronavirus über uns hereingebrochen, der natürlich für ein einzigartiges Ereignis steht. Wir sind aber keine Virologen, und uns fehlt die Glaskugel für die Kurse von morgen. Doch wir können aus dem Wissen der Vergangenheit schöpfen. Konkret:

Der Dow Jones wird seit 1896 berechnet. In diesen 124 Jahren gab es 36 Korrekturen mit einem Rückgang von mehr als 10%, und seit Mitte Februar befinden wir uns in Rücksetzer Nummer 37. Damit kam es rund alle drei Jahre zu einem zweistelligen Kursrückgang, was sich auch mit meinen persönlichen Erfahrungen deckt. Denn ich bin seit Anfang der 1980er-Jahre Aktienkäufer (damals notierte der Dow Jones noch unterhalb von 1000 Punkten), und in diesen 40 Jahren durchlief der Dow Jones 13 bzw. nun 14 Korrekturen. In dem Zeitraum haben sich die Kurse aber auch verdreißigfacht! Ich weiß:

Inmitten der Panik ist es schwer, einen klaren Kopf zu behalten und sich von der emotional agierenden Masse nicht mitreißen zu lassen. Da genau diese Investorendisziplin an der Börse den Unterschied zwischen Gewinnern und Verlierern ausmacht, plädieren wir stets dafür, vor dem ersten Investment die persönliche Asset Allocation festzulegen und einen Crash-Plan vorzubereiten. Sie wissen:

Wie auch im „Leitfaden für den Vermögensaufbau“ beschrieben, könnte eine vernünftige Allokation beispielsweise bedeuten, 50% an der Börse zu investieren, 30% in Gold zu halten und 20% in Cash. Dabei ist Gold das bessere Geld und zudem eine Art Absicherung (Hedge) für Börseninvestments, wobei der Goldpreis zwar zuletzt etwas schwächer tendierte, in Euro aber seit Oktober 2018 beachtliche 44% gewonnen hat. Den Cash-Anteil sollte es geben, um in den Crash-Phasen der Aktienmärkte einzukaufen, also Crash-Geschenke auch annehmen zu können. Die Kernfrage:

Wann ist ein Crash ein Crash? Wer beispielsweise genau zum Februar-Hoch unseren Offensiv-Champion Apple gekauft hat, fühlte sich Ende Februar – in Euro 20% tiefer – mitten im Crash. Doch für den Dezember-Käufer ist Apple eine Plus-/Minus-Null-Position, und alle früheren Apple-Käufer liegen sehr massiv im Gewinn (+67% im Zwölf-Monats- und +1001% im Zehn-Jahres-Vergleich). Es kommt eben auf den Anlagehorizont an, wobei ein gewisser Abstand notwendig ist, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. Wer sich dem Rauschen der Schlagzeilen entziehen kann und seinem Investmentplan treu bleibt, vermeidet emotionale Fehlentscheidungen und wird dadurch stets höhere Renditen erzielen. Denn eigentlich ist der Vermögensaufbau an der Börse ganz einfach:

Ihr Champions-Depot gilt es an den 200-Tage-Linien auszurichten. Aber vor allem geht es darum, Ihrem Portfolio ein defensives Fundament zu geben (Defensiv-Champions, boerse.de-Aktienfonds, boerse.de-Weltfonds), an diesem bedingungslos festzuhalten und günstige Nachkaufgelegenheiten zu nutzen, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben. Die Gewinne kommen dann mit der Zeit ganz von allein. So handeln „Investoren“, während „intuitive“ Anleger, die Andre Kostolany als „Zittrige“ bezeichnete, jedes Mal aufs Neue überzeugt sind „Diesmal ist alles anders“ ...

Mit bester Empfehlung
Ihr

Thomas Müller

PS: Wie am Rosenheimer Börsentag präsentiert, basiert meine persönliche Crash-Strategie auf drei nach unten gestaffelten Käufen. Das erste Drittel sollte eingesetzt werden, wenn unser Aktienfonds 15% verlieren sollte oder der Dax 25%. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen, und deshalb kaufe ich zur Eröffnung am 10. März über die Börse Stuttgart weitere 1200 Anteile des boerse.de-Aktienfonds WKN A2AQJY.


Thomas Müller ist seit Anfang der 1980er-Jahre Herzblut-Börsianer, seit 1987 Verleger von Börseninformationen, begeisterter Entwickler von Anlagestrategien, Autor,...


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