Lemonade Insurance: Hält die InsurTech-Aktie, was sie verspricht?

Freitag, 27.11.20 16:13
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

der Firmennamen Lemonade weckt bei mir Assoziationen von Erfrischungsgetränken oder vielleicht einer neuen Modemarke. Ein Versicherungsunternehmen hätte ich hinter dem klangvollen „Brand” jedoch nicht vermutet. Doch das 2015 gegründete Start-up Lemonade Insurance erobert peu a peu die leicht angestaubte Welt der Versicherer und will die Branche mit digitalen, transparenten und günstigen Policen revolutionieren. Ein spannendes Vorhaben, das von einem IPO am 2. Juli 2020 begleitet wurde.

Lemonade-IPO: Turbulente Kursentwicklung

Lemonade ging unter viel medialem Trubel an die Börse, wobei die Aktie am ersten Handelstag um 139% gegenüber dem IPO-Preis von 29 Dollar stieg. Seitdem schwankt der Aktienkurs stark, notiert aber aktuell bei rund 68 Dollar (+55 % seit Börsenstart). Viele Investoren scheinen also von Lemonades Geschäftsmodell überzeugt zu sein. Wobei die Bilanzkennzahlen aufhorchen lassen sollten ...

Sprudelnde Einnahmen gesucht

Generell liegt „InsurTech” im Trend und es ist durchaus nachvollziehbar, dass die für Kunden teils intransparente Versicherungsbranche digitalisiert und infolgedessen revolutioniert werden könnte und sollte. Auf diesen Zug will Lemonade aufspringen und begann in den USA mit dem Verkauf von Versicherungen für Mieter und Hausbesitzer sowie einer Haustierversicherung. Seit 2019 verkauft Lemonade nun auch in den Niederlanden und Deutschland Policen. In nur 90 Sekunden kann ein Vertrag über die App abgeschlossen werden – genauso wenig Zeit soll auch die Schadensabwicklung samt Auszahlung in Anspruch nehmen. Gemäß dem Unternehmensslogan: „Alles im Nu“.

Auch der Nachhaltigkeitsaspekt darf anno 2020 natürlich nicht fehlen. Deshalb erklärt Lemonade das Geschäftsmodell mit den Worten: „Wir nehmen einen fixen Anteil, bezahlen Schadensfälle super schnell und spenden den Restbetrag an einen wohltätigen Zweck deiner Wahl!” Mehr als eine Million Versicherungspolicen hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge mittlerweile verkauft. Profitabel ist es dabei allerdings nicht: 2019 meldete Lemonade einen Gesamtverlust von 108 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 67 Millionen Dollar. Im dritten Quartal 2020 verbuchte das Unternehmen 30,9 Millionen Dollar Nettoverlust. Und es bleibt abzuwarten, ob das Start-up in einem wettbewerbsintensiven Umfeld durchsetzen wird.

Digitale Angreifer der Versicherungsbranche haben insgesamt im vergangenen Jahr weltweit eine Rekordsumme von fast 6,4 Milliarden Dollar bei Investoren eingesammelt. Diesen möglicherweise wachstumsstarken Zukunftsmarkt muss sich Lemonade jedoch mit Wettbewerbern wie Wefox, Bright Health und Next teilen – an dem der Rückversicherer Munich Re über seine Investmenttochter mit 250 Millionen Dollar beteiligt ist. Auch Champion Hannover Rück hat den InsurTech-Markt für sich entdeckt, lancierte 2019 eine eigene Innovationsplattform und kooperiert seit Kurzem mit dem US-Unternehmen Ladder.

Deshalb: Sehen Sie disruptive Börsenneulinge wie Lemonade höchstens als spekulative Depotbeimischung. Nicht jedoch als Ersatz für ein solides und langfristig erfolgreiches Champions-Fundament. Wie auch Sie mit insgesamt 33 Vermögensaufbau-Champions an der Börse gute Renditen bei unterdurchschnittlichen Rücksetzern erzielen können, erfahren Sie im neuen, kostenlosen „Leitfaden für den Vermögensaufbau”.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten, erfolgreichen Börsentag,

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