Nach dem Euro-Gipfel (II) - Man kann auch ein bisschen einsteigen

Donnerstag, 05.07.12 13:15
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

die Kurserholung seit Freitag hat wie ein Weckruf gewirkt: Wo man auch hinkommt, über die Euro-Krise wird schärfer denn je diskutiert, und die Ängste im Volk haben eher zu- als abgenommen. Selbst auf dem Golfplatz kann ich den besorgten Fragen mit dem Tenor „Was wird aus unserem Geld?“ nicht ausweichen. Wer über nennenswerte Beträge zur Kapitalanlage verfügt, wird nach meinen Beobachtungen zunehmend unruhig – hätte ich nicht doch vergangene Woche bei Aktien wieder einsteigen sollen? Aktive Aktien-Fans sind einerseits ungeduldig, zugleich aber – beim Thema Krise – in hohem Maße skeptisch. Man möchte ungern einen neuen Aufwärtstrend verpassen.

Der Zwiespalt bleibt. Und jeder muss für sich entscheiden, ob er entweder auf „Alles wird gut“ setzen möchte oder sich angesichts von „Die Katastrophe naht“ verkriecht. Besser denn je wissen wir heute, dass wir nicht wissen, wann und wie die Krise überwunden werden kann. Kein Wunder. Die politischen Entscheider konnten einen Gang zulegen, doch ist der Kurs zunehmend umstritten – zwischen den Mitgliedsländern und in den Ländern selbst. Europa steht unmittelbar vor der Existenzfrage. Parallel dazu mehren sich die Warnsignale, dass die Auswirkungen auf die reale Wirtschaft gravierend sein werden, ja eine ernste Weltwirtschaftskrise droht. Da bleibt den Finanzmarkt-Akteuren nur die Hoffnung auf weitere Hilfsmaßnahmen der Notenbanken beiderseits des Atlantiks – das Thema dieser Woche.

Kann sich aber der Optimist von den Brüsseler Beschlüssen wirklich bestätigt fühlen, wenn er – ein Beispiel – am frühen Dienstagabend die Web-Seite der Nachrichtenagentur Reuters aufruft und dort Ansammlung von Meldungen vorfindet, die einem schwer auf den Magen schlagen müssen: Die Troika aus EZB, EU-Kommission und IWF hat Griechenland zum Bezahlen offener Rechnungen in Milliardenhöhe aufgefordert – IWF hält Deutschland für extrem verwundbar – Barclays-Chef Diamond stürzt über Zins-Skandal – Frankreich erwartet weniger Wachstum, "Lage ist ernst" – Microsoft setzt Milliarden mit Internet-Kauf in Sand – Seehofer droht nach Euro-Gipfel mit Koalitionsbruch – Deutsche Autobauer stehen vor stürmischeren Zeiten – Nachfrage im Maschinenbau sinkt den siebten Monat in Folge.

Ich kann die Euro-Skeptiker ebenso gut verstehen wie all jene Anleger, die keine nachhaltigen Krisenlösungsfortschritte erkennen. Und dennoch, die Börsen haben drei gute Tage nach dem Gipfel erlebt und setzen nun auf Fed und EZB. Soll man da nur zuschauen?

Es gibt – im Gegensatz zur viel zitierten Schwangerschaft – bei Kapitalanlagen auch „ein bisschen“. Und das möchte ich den Unsicheren, Wankelmütigen und trotzdem Ungeduldigen unter Ihnen zur Prüfung nahe legen. Das fängt beim konventionellen Aktienkauf an, in dem man nur einen kleineren Betrag aus der verfügbaren Liquidität nimmt, und setzt sich über Derivate (z. B. Optionen) und strukturierte Produkte (Zertifikate) fort. Diesen haben ihre spezifischen Risiken, die man unbedingt kennen sollte, erfordern aber einen relativ geringen Kapitaleinsatz. Und wem es nicht um die Hebelwirkung geht, kann sich mittelbar an einem positiv gestimmten Aktienmarkt beteiligen, in dem er verwandte Produkte erwirbt: die von mir seit langem favorisierten Wandelanleihen sowie Industrieanleihen. Last but not least einmal mehr der Hinweis auf die Attraktivität des Tradings – der systematischen, kurzfristigen Spekulation durch CFDs (Differenzkontrakte) mit ebenfalls niedrigem Einsatz und großem Hebel (aber auch hohem Risiko!)

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer
Chefredakteur
Kutzers-Anlegerbrief

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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...


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