Neues aus der Finanzbranche

Montag, 31.01.05 11:45

Sehr geehrte Privatanleger,

eine Studie der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton bringt es an den Tag – viele Banken haben wenig kompetente Berater für das Privatkundengeschäft. Der Trend geht immer mehr in Richtung strukturierte und komplexe Finanzprodukte, welche dann über das Filialnetz in den Markt gedrückt werden sollen. Aber selbst wenn es genug Spezialprodukte für alle Bedürfnisse gibt, fehlen die Berater, um damit einen Finanzplan und eine maßgeschneiderte Lösung für den normalen Bankkunden zu entwickeln. Doch was ist schon normal? Einen Vermögensverwalter habe ich es drastisch ausdrücken hören: „Wer unter 5 Mio. € zu der Vermögensverwaltung einer Bank geht, ist selber schuld.“

MLP hat die Berater, die den Banken fehlen. Zwar hat die „Objektivität“ der MLP-Berater durchaus ihre Grenzen – das Unternehmen ist in erster Linie vertriebsorientiert – aber die Strategie des Hauses zeichnet sich durch möglichst lebenslange Bindungen zwischen Kunde und Berater aus. Im Zuge des Aktienbooms Ende der neunziger Jahre machte die MLP-Aktie eine rasante Berg- und Talfahrt mit, unter der das Unternehmen jetzt noch zu leiden hat. Jetzt will sich das Unternehmen von seinen Versicherungstöchtern trennen, um wieder stärker die Unabhängigkeit und Objektivität betonen zu können. Aus meiner Sicht ist das ein richtiger Schritt.

Dennoch hat aus meiner Sicht Konkurrent AWD die Nase vorn. Das Unternehmen ist eigentümergeführt – Carsten Maschmeyer hat das Heft des Unternehmens, das er 1988 gründete, fest in der Hand. Während MLP ausschließlich Akademiker anstellt und berät, kann AWD aufgrund einer anderen Kostenstruktur alle Bevölkerungsschichten beraten. Die Vertriebsmethoden sind manchmal recht hart, aber der Erfolg gibt dem Unternehmen recht. Mit 3,4% Dividendenrendite ist der Titel auch unter diesem Gesichtspunkt interessant. Nachdem AWD vor einigen Wochen angekündigt hatte, dass man Kleinkredite der Postbank vertreiben wolle, sieht es jetzt so aus, als ob AWD die Finanzberatungssparte der Bank of Ireland übernehmen wird. Das wäre natürlich ein großer Coup. Die Nachrichtenagentur "Dow Jones-VWD" meldet, dass der Verkaufspreis bei 15 Mio. Pfund liegen solle. Die Bank of Ireland hatte im Jahr 2000 noch 110 Mio. Pfund für den Kauf der Sparte hingeblättert. Wenn man warten kann, gibt es eben auch gute Deals.

Die Aktien der Allianz verloren in dieser Woche an Wert, nachdem das Unternehmen eigene Aktien im Wert von ca. 1,5 Mrd. € und Wandelanleihen auf Anteile der Allianz an der Münchener Rück, Siemens oder BMW sowie eine nachrangige Anleihe im Wert von 2,5 Mrd. € platziert. Wenn ein etabliertes Unternehmen durch Platzierung eigener Aktien „die Kapitalbasis stärkt“, ist das zunächst einmal ein Zeichen der Schwäche, denn das Unternehmen hat dann gezeigt, dass die eigene Ertragskraft nicht ausreicht, um die Pläne des Unternehmens zu verwirklichen. Insgesamt könnte sich der Schritt für die Allianz bei dem härter werdenden Wettbewerb dennoch als richtig erweisen.

Vor einiger Zeit hatte ich das Unternehmen E-Loan Inc. analysiert. Der Kurs des Small Caps hat in den letzten beiden Jahren nicht viel Freude bereitet. Bei Small Caps ist die Solidität des Geschäfts besonders wichtig, denn viele Small Caps verschwinden wieder vom Markt. Grundsätzlich handelt es sich bei E-Loan um ein solides Unternehmen mit einem soliden Geschäftsmodell. Jetzt gab E-Loan bekannt, dass man eine Kooperation mit eBay geschlossen habe und Auto- sowie Motorradkäufe über eBay finanzieren wolle. Die Aktie von e-loan gewann nach der Ankündigung 26,51%.

Nach einer Bankenfusion in Japan ist die Citigroup, gemessen an der Bilanzsumme, zwar nicht mehr die größte Bank der Welt. Das Institut ist aber nach wie vor der profitabelste Finanzdienstleister und gilt in der Branche als Benchmark. In den letzten Monaten kamen etliche Unregelmäßigkeiten in verschiedenen Ländern ans Tageslicht. Die Bank hatte ihre Marktmacht missbraucht, um Preise zu manipulieren. Jetzt will die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht den Anleihenhändler der Citigroup in Deutschland anzeigen. Laut der BaFin gibt es klare Beweise für ein Marktmanipulation. Ich bin der Auffassung, dass im Finanzdienstleistungssektor insgesamt die Risiken in den nächsten Jahren zunehmen werden. Citigroup ist immer noch sehr profitabel, es muss aber keinesfalls so weitergehen.

Zu guter Letzt: der Frankfurter Immobilien-Skandal weitet sich aus. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen 80 Verdächtige. Insgesamt sollten Schmiergelder in Höhe von 15 bis 20 Millionen € geflossen sein und Steuern in Höhe von 10 bis 12 Millionen € hinterzogen worden sein. 23 Verdächtige wurden bislang in Haft genommen. Da die meisten ein Geständnis ablegten, wurden sie zunächst wieder frei gelassen. Die offenen Immobilienfonds – insbesondere die der stark betroffenen DEKA-Immobilien – hatten hierauf hohe Abflüsse zu verzeichnen. Aus meiner Sicht ist es sowieso an der Zeit, das hier Gelder umgeschichtet werden. Immer noch halten die Deutschen im internationalen Vergleich viel zu viel Vermögen in Immobilien.

Gute Investments wünscht,

Ihr

Prof. Dr. Max Otte

www.privatinvestor.de

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