Peinlich, peinlich (aber zu erwarten)

Montag, 26.07.10 13:00

Sehr geehrte Privatanleger,

die Ergebnisse eines großen Tests der Qualität von Bankberatung durch die Zeitschrift „Finanztest“ sind extrem blamabel für die Banken, waren leider aber zu erwarten. Mit 146 Beratungsgesprächen wurden 21 Banken getestet. Das Ergebnis fiel noch schlechter aus als vor einem dreiviertel Jahr, als Finanztest schon einmal Banken testete.

Keine der getesteten Banken erhielt das Urteil „gut" oder „sehr gut". Dafür wurde sechsmal die Note „mangelhaft" und zwölfmal „ausreichend“ verteilt. Nur drei Sparkassen erhielten „befriedigend".

Nur die Berater einer einzigen Bank - der Berliner Sparkasse - erkundigten sich in jedem Fall nach Anlagezielen, finanziellen und persönlichen Verhältnissen des Kunden sowie Kenntnissen und Erfahrungen mit Anlagen. Jeder dritte Testkunde wurde überhaupt nicht danach gefragt. Dabei ist das mittlerweile vorgeschrieben und für eine solide Finanzberatung auch absolut unerlässlich. Sonst könnte es sein, dass Sie, bei einem Anlagehorizont von zum Beispiel zwei Jahren, riskante Anlagen bekommen, die sie dann nur mit Verlust veräußern können.

Ich und die Privatinvestor Vermögensmanagement nehmen zum Beispiel nur Kunden an, die einen Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren haben. Sonst hat die Aktienanlage keinen Sinn. Auch müssen meine Investoren Kursschwankungen aushalten können, und zwar erhebliche! Aber wenn diese Dinge nicht erfragt werden, dann können Sie nicht solide beraten.

Keine der getesteten Banken händigte immer die vorgeschriebenen Beratungsprotokolle aus.

Alles in allem: peinlich, aber zu erwarten.

Das Abzockersystem geht weiter. Deutsche Privatanleger sind im internationalen Vergleich immer noch sehr vermögend, Deutschland ist ein Kapitalexportland. Gleichzeitig sind sie aber auch oftmals relativ unwissend. Die Banken haben nach der Finanzkrise Bedarf, schnell wieder Geld zu verdienen. Und die Politik hat den Finanzmärkten immer noch keine vernünftigen Regeln gegeben. Wen wundert es da, wenn die Banken im Großen und Ganzen weitermachen wie bisher. (Kleiner Lichtblick: Die Qualität der Anlageempfehlungen ist leicht gestiegen.)

Aber nun haben wir Schwarz auf Weiß, was wir eigentlich schon wussten: Die Bankberatung taugt oftmals immer noch nichts.

Es gibt keine Alternative: Kümmern Sie sich selbst um Ihre Geld, und legen Sie nach dem Reinheitsgebot an: Aktien, Termingelder und Anleihen sowie Gold. Im Moment sind gerade wieder viele Aktien schön billig.

Auf gute Investments,
Ihr

Prof. Dr. Max Otte

Den Titel als Dipl.-Volksw. erhielt Max Otte 1989 durch den erfolgreichen Abschluss des Studiums an der Universität Köln. 1991 erlangte er den Titel Master of Arts in Public Affairs an der...


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