Polestar und Volvo: Ein Konzern, zwei Börsengänge

Freitag, 22.10.21 16:30
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

noch in diesem Quartal steht eines der größten IPOs mit europäischen Wurzeln auf der Finanzagenda: Der schwedische Elektroauto-Hersteller Polestar plant einen SPAC (Special Purpose Acquisiton Compan)-Börsengang an der US-Technologiebörse Nasdaq. Ein SPAC ist eine sogenannte Mantelgesellschaft, die zunächst über einen Börsengang Geld bei Investoren einsammelt, um später ein anderes Unternehmen zu übernehmen. Polestar fusioniert hierzu mit der Zweckgesellschaft Gores Guggenheim und könnte eine Bewertung von 20 Milliarden Dollar erzielen. Vielleicht fragen Sie sich jetzt, ob die Welt neben Tesla, Nio, BYD, Lucid, Rivian und einigen anderen E-Auto-Pionieren tatsächlich noch einen weiteren Hersteller braucht. Manche Branchenkenner sind jedoch der Meinung, dass Polestar ein interessantes Unternehmen und Investment sein könnte, weil mit Volvo und Geely zwei etablierte Konzerne hinter dem Börsennovizen stehen.

Polestar auf der Poleposition

Der schwedische Elektroauto-Hersteller wurde vor rund vier Jahren von Volvo und dessen chinesischem Mutterkonzern Geely gegründet und verfolgt laut Börsenprospekt ehrgeizige Pläne. So soll der Umsatz von 1,6 Milliarden Dollar im laufenden Geschäftsjahr bis 2025 auf 17,8 Milliarden anwachsen. Auch will Polestar sein Produktionsvolumen deutlich steigern – von 10.000 Fahrzeugen in 2020 auf knapp 300.000 Autos in 2025. Dazu soll die Produktpalette von aktuell zwei auf fünf Modelle (Limousinen und SUVs) ausgebaut werden. Zum Vergleich: E-Auto-Pionier Tesla verkaufte 2020 insgesamt 292.902 Fahrzeuge. Und Volvo selbst? Brachte 2020 weltweit über 660.000 Fahrzeuge auf die Straße.

Volvo-Börsengang im Windschatten

Umso verwunderlicher ist es, dass Volvo nach dem für Ende Oktober geplanten IPO mit ebenfalls rund 20 Milliarden Euro den gleichen Börsenwert wie Polestar auf die Waagschale bringen soll. Und das, obwohl der Branchenneuling nur einen Bruchteil von Volvos Absatz und Umsatz erzielt. Investoren „kaufen” offensichtlich lieber Elektroauto-Visionen, als die fast 100-jährige Erfolgsgeschichte eines traditionsreichen und zugleich visionären Automobilkonzerns. So war Volvo 2019 zum Beispiel der erste konventionelle Autoersteller, der sich von reinen Verbrennungsmotoren verabschiedete und bis 2030 nur noch E-Autos produzieren will.

Auch die aktuellen Zahlen stimmen durchaus optimistisch: Für das erste Halbjahr 2021 weist Volvo einen Umsatz von umgerechnet 13,9 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 1,3 Milliarden aus. Die verkauften 381.000 Autos entsprechen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2020 einem Plus von 41%.

Falls Sie jetzt mit einem Investment in Polestar oder Volvo liebäugeln, sollten Ihnen die durchaus erheblichen Risiken bewusst sein: Polestar ist eine „Zukunftswette” und muss erst noch beweisen, dass die prognostizierten Absatzzahlen auch erreicht werden können. Volvo hat eigenen Angaben zufolge primär mit der aktuellen Halbleiter-Krise zu kämpfen. Sollte sich die Versorgung mit den essenziellen Chips nicht verbessern, erwartet das Unternehmen für das zweite Halbjahr trotz der starken Kundennachfrage einen abflachenden Absatz und Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

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Ich wünsche Ihnen einen entspannten, erfolgreichen Börsentag,

Ihre
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