Private Anleger – Wer geht welche Risiken ein?

Mittwoch, 21.03.18 08:51
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

wie ticken die privaten Anleger in diesen Tagen? Eine pauschale Antwort verbietet sich, weil es den typischen Privatanleger nicht gibt – zu unterschiedlich sind Ausgangslage und Zielsetzung. Das sollte auch bei Marktanalysen und Anlageempfehlungen stärker berücksichtigt werden. Aktuell neigt ein großer Teil der deutschen Geldanleger zu kürzerfristigen Investments und zeigt eine wachsende Risikobereitschaft.

Das belegen diverse Untersuchungen, u.a. der soeben veröffentlichte neue „comdirect Brokerage Index“ mit dem Ergebnis: Anleger in Trading-Laune. Quartalsberichtssaison sorgt für rege Handelsaktivitäten bei den Anlegern. Befeuert durch die gute Quartalsberichtssaison steigt der aktuelle Brokerage Index um 4 Punkte auf einen Stand von 104,5 Punkten. Bereits seit zwei Monaten handeln die Privatanleger sehr aktiv. Ihr Optimismus ist hoch, so haben sie am 7. Februar stark zugekauft, als der Dax nach einer längeren Abwärtsbewegung um knapp 200 Punkte zulegte, berichtet comdirect. Zudem haben die Handelsaktivitäten auch bei spekulativen Anlageklassen wie Optionsscheinen und Zertifikaten zugenommen.

Bei den Aktien ging die Handelsaktivität zwar leicht zurück, insgesamt kauften die Anleger diese aber weiterhin stärker zu, als sie abzustoßen. Unter den beliebtesten Kauf-Titeln fanden sich nach Erhebung der Bank die Deutsche Telekom, die Deutsche Bank, Daimler, Amazon und Allianz. Auf der Top-Verkaufsliste standen hingegen Amazon, Daimler, Allianz, Apple und die Deutsche Bank. Insgesamt wurden Daimler, Amazon und die Titel der Deutschen Bank jedoch stärker zugekauft als verkauft, bei Daimler waren es sogar fast doppelt so viele Käufe.

Der Deutsche Derivate Verband (DDV) hat Privatanleger im März nach ihrer Risikoneigung beim Kauf von Zertifikaten befragt – die fünfstufige Skala reichte von sicherheitsorientiert bis spekulativ. Die Ergebnisse zeigen, dass die Risikobereitschaft von Zertifikate-Anlegern große Unterschiede aufweist. Nahezu jeder Dritte bezeichnet sich als sicherheitsorientiert oder begrenzt risikobereit. Etwas mehr als ein Viertel der Umfrageteilnehmer zeigt eine mittlere Risikobereitschaft. Weitere 40 Prozent ordnen sich den Kategorien vermehrt risikobereit bis spekulativ zu. An der Online-Umfrage, die gemeinsam mit mehreren großen Finanzportalen durchgeführt wurde, beteiligten sich 1805 Personen. Es handelt sich dabei in der Regel um gut informierte Anleger, die als Selbstentscheider ohne Berater investieren.

Kommentiert der Verband: Zu einer rentablen Finanzanlage gehört auch das Risiko. Die Märkte sind wieder volatiler geworden und die Zinsen bewegen sich in weiter auf einem niedrigen Niveau, zumindest in Europa. Vor diesem Hintergrund müssen Anleger flexibel sein und für sich den Begriff des Risikos ganz individuell definieren. Dabei gilt, dass eine attraktive Rendite ohne eine entsprechende Risikobereitschaft nicht zu erzielen ist. Die Vielfalt an strukturierten Wertpapieren erstreckt sich von kapitalgeschützten Produkten bis hin zu spekulativeren Hebelprodukten und bedient damit jeden Anlegerwunsch mit jedweder Risikoneigung.

Und welche Beobachtungen haben die mit der wöchentlichen Analyse beauftragten Verhaltensökonomen an der Börse Frankfurt zuletzt gemacht? Institutionelle und private Anleger liegen stimmungstechnisch nunmehr wieder fast gleichauf, heißt es im Wochenbericht. Im Nachhinein betrachtet sind Privatanleger allerdings erheblich mutiger gewesen. Doch es scheint sich eine Tendenz immer deutlicher auszubilden: „Der Glaube an eine satte Erholung des Dax schmilzt dahin wie Schneereste in der ersten Frühlingssonne“, so der Eindruck von Joachim Goldberg. Zwar sind die Sentiment-Indizes beider Panels gerade noch positiv (Stand Mittwoch), aber in der relativen Betrachtung – gemessen an den vergangenen drei und sechs Monaten – muss man sogar von einem relativen Pessimismus sprechen. Dies hat immerhin den Vorteil, dass das Überraschungsmoment im Falle weiteren Abgabedrucks auf den Dax (etwa aus dem Ausland) nicht mehr besonders groß sein dürfte. Denn erfahrungsgemäß können die Skeptiker von heute schon bald zu Nachfragern von morgen werden, sofern die Risikoprämie (etwa in der Nähe der bisherigen Jahrestiefs bei 11.830 Zählern) stimmt. So gesehen scheint der Dax zwar nicht verloren, doch auf derzeitigem Niveau für viele nicht attraktiv und kaufenswert zu sein.

Das sind recht deutliche Worte. Doch muss ich daran erinnern, dass sich die Stimmungs- und Verhaltensbeobachtungen der Anleger schon seit geraumer Zeit immer wieder verändern, auch international. Diese Schwankungen nehmen mit der steigenden Volatilität eher noch zu – wen wundert’s. Andererseits ist das ein Argument, als Gegensatz dazu die langfristigen Vorzüge der Aktie zu propagieren und sie allen Privatanlegern zu vermitteln, wie dies am gestrigen Freitag, dem „Tag der Aktie“, in Frankfurt geschehen ist.

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer
Redaktion
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