Privatinvestor-Interview mit Dr. Hinrichs; FROSTA AG

Montag, 22.08.05 09:54
Dr. Stephan Hinrichs ist seit 1999 Vorstand für Finanzen, Verwaltung und IT bei der FROSTA AG, Bremerhaven. Zuvor bekleidete er Positionen im Finanzmanagement und der WirtschaftsÂprüfung in London, Hamburg, Hannover und Frankfurt. Dr. Hinrichs promovierte 1987 am Lehrstuhl für Revision und Treuhandwesen der Universität Hamburg.
Am 5.8.2005 nahmen wir die Aktie der FROSTA AG in das Wachstumsdepot auf. Von Dr. Hinrichs wollen wir wissen, ob und unter welchen Umständen dies die richtige Entscheidung war. Das Gespräch führte Prof. Dr. Max Otte.

Frage: Sehr geehrter Herr Dr. Hinrichs, seit dem Tief Anfang des Jahres 2004 hat sich der Kurs der FROSTA-Aktie mehr als verdreifacht. Dennoch beträgt der Marktwert des Unternehmens auch heute nur knapp 80 Mio. Euro, FROSTA ist ein Small Cap. Am 05.08.2005 habe ich die FROSTA-Aktie zu 11,68 Euro in unser Portfolio aufgenommen. War dies die richtige Entscheidung? Gibt es bestimmte Investoren(gruppen), für welche die FROSTA-Aktie besser geeignet ist als für andere?

Dr. Hinrichs: Schaut man sich den Kursverlauf der letzten Wochen an, dann hat die Aktie bereits eine erhebliche Wertsteigerung erzielt. Der weitere Kursverlauf ist natürlich nicht prognostizierbar. Die FROSTA-Aktie ist für den langfristigen Anleger geeignet. Aufgrund des geringen free floats (20 %) ist der Markt nicht sehr liquide, und daher kann ein An- und Verkauf an handelsarmen Tagen mitunter schwierig werden.

Frage: Die FROSTA AG gibt es seit nunmehr 100 Jahren. Sie bedienen alle Segmente des Tiefkühlmarktes: Fisch und Fleisch, Gemüse, Obst und Fertiggerichte. 60 % des Umsatzes macht Handelsware für die großen Lebensmitteldiscounter aus, 25 % Ihre eigenen Marken FROSTA, Elbtal und TIKO. Der Markt ist hart. Wer sind Ihre Hauptwettbewerber?

Dr. Hinrichs: Da wir in wesentlichen Bereichen des Tiefkühlmarktes handeln, sind auch die Wettbewerber vielschichtig. Bei der Marke FROSTA haben wir es mit Unilever zu tun, die uns mit den Marken Iglo und Knorr das Leben schwer machen. Trotz dieser starken Konkurrenz sind wir im Bereich Fertiggerichte klarer Marktführer. Außerhalb des Markenbereiches sind unsere Wettbewerber in den Segmenten Fisch, Gemüse und Obst mittelständisch geprägte Anbieter aus Deutschland und den angrenzenden Nachbarstaaten.

Frage: Die Marke Iglo, sicherlich eines Ihrer Haupt-Konkurrenzprodukte, gehört zum Unilever-Konzern. Ist das ein Vorteil oder Nachteil für Sie?

Dr. Hinrichs: Einen Konzern als Konkurrenten zu haben ist immer eine große Herausforderung, da dieser durch seine Marktmacht viele Entscheidungen des Handels beeinflussen kann. Auf der anderen Seite glauben wir, das der Mittelstand oftmals schneller und flexibler auf Kundenwünsche eingehen kann.

Frage: Was sind die entscheidenden Wettbewerbsfaktoren in Ihren Hauptsegmenten Handelsware und Eigenmarken?

Dr. Hinrichs: Im Bereich Handelsmarken gilt es, Produkte wettbewerbsfähig zu produzieren. Dazu muss sowohl die Rohwarenbeschaffung als auch die Produktion kostenoptimal agieren. Gleichzeitig müssen die hohen Qualitätsanforderungen an diese Produkte eingehalten werden. Zunehmend ist der Handel auch offen für neue wertschöpfende Produktkonzepte. Für die Eigenmarken ist es wichtig, dass wir uns zum Wettbewerb differenzieren. Dies haben wir mit dem FROSTA-Reinheitsgebot erreicht.

Frage: 2003 haben Sie das Reinheitsgebot für Tiefkühlkost bei Ihren eigenen Marken eingeführt. Alle Produkte der Marke FROSTA enthalten nun keinerlei künstliche oder natürliche Zusatzstoffe mehr. Der Gedanke, sich gerade im deutschen Markt hiermit eine Alleinstellung zu verschaffen, ist zunächst bei den gesundheits- und umweltbewussten deutschen Konsumenten sehr einleuchtend. Dennoch wurde 2003 ein herbes Verlustjahr, bevor Sie 2004 gute Gewinne machen konnten. Welche Fehler haben Sie gemacht und was haben Sie gelernt?

Dr. Hinrichs: Wir haben nicht mehr auf die sehr bekannte Werbefigur “Peter von FROSTA” gesetzt. Dies haben wir seit Oktober 2004 wieder korrigiert. Jetzt wirbt Peter wieder für FROSTA. Des weiteren hatten wir bei unserer Preispositionierung die wichtige Schwelle von 3,— Euro überschritten. Durch eine neue Packungsgröße können wir unsere Produkte nun für weniger als 3,— Euro anbieten.

Frage: Sie haben die Segmente Handelsware und Eigenmarken organisatorisch stärker voneinander getrennt. Ist angesichts des extremen Konkurrenzkampfs im Bereich Handelsware auch eine weitergehende Trennung und Verselbständigung der Sparten denkbar? Oder ist dazu die notwendige Größe nicht gegeben?

Dr. Hinrichs: Wir sehen die Verbindung der beiden Geschäftsbereiche als sehr befruchtend an und denken deshalb nicht an eine Trennung. Die Marke FROSTA profitiert von unserer modernen, kostengünstigen Produktionstechnologie, die es uns ermöglicht, qualitativ hochwertigste Produkte zu einem wettbewerbsfähigen Preis zu vermarkten. Im Handelsmarkenbereich profitieren wir von unserem Know-how in Einkauf, Qualitätskontrolle und Produktentwicklung. Frage: Welche langfristigen Trends sehen Sie in Ihrem Markt? Dr. Hinrichs: Gesundheit und Wellness stehen bei Verbrauchern hoch im Kurs und werden immer wichtiger. Hier sind wir mit dem Reinheitsgebot richtig aufgestellt.

Frage: Die FROSTA AG ist in den letzten Jahren bei insgesamt zufrieden stellender Ertragslage eher geschrumpft als gewachsen. Wo sehen Sie Wachstumspotential? Könnten Ihre internationalen Aktivitäten hierzu beitragen? Dr. Hinrichs: Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen, sehen jedoch für uns noch Wachstumspotential im Ausland; sowohl in Osteuropa, wo wir durch unsere Produktionsstätte in Polen und unsere Marktpräsenz seit dem Ende der neunziger Jahre eine starke Marktstellung haben, als auch begrenzt in Westeuropa. Aber auch im deutschen Markt sehen wir insbesondere bei der Marke und im Bereich Großverbraucher noch Wachstumspotential.

Frage: Sie haben angekündigt, dass sich das gute Jahresergebnis des Jahres 2004 wohl nicht ganz wiederholen lässt. Was sind die Gründe? Liegt das eher an außerplanmäßigen Vorgängen, am Markt (Preise) oder an den Kosten?

Dr. Hinrichs: Nach den ersten sechs Monaten dieses Jahres liegen unsere Ergebnisse auf Vorjahresniveau. Für den weiteren Verlauf des Jahres sind deutliche Preiserhöhungen unserer Hauptrohware Fisch angekündigt. Gleichzeitig steigt der Wert des US-Dollars, der Währung, in der der Weißfisch gehandelt wird. Beide Effekte müssen wir durch Preiserhöhungen am Markt kompensieren. Dies ist eine herausfordernde Aufgabe, deren Umsetzung jedoch aufgrund des starken Wettbewerbsdruckes im deutschen Lebensmitteleinzelhandel sehr schwierig wird. Eine genaue Ergebnisprognose ist somit nicht möglich.

Frage: Haben Sie noch spezielle Gedanken, die Sie uns FROSTA-Investoren auf den Weg geben wollen?

Dr. Hinrichs: Die FROSTA-Aktie bewegt sich in einem schwierigen Markt mit starken Kunden und Wettbewerbern. Wir haben uns in diesem Markt Über Jahre gut behaupten können. Unsere Anleger sollten ein Engagement in die FROSTA AG jedoch als langfristige Anlage sehen, um die Marktenge des Papiers und eventuelle Ergebnisschwankungen durch die volatilen Rohwarenmärkte und Kontraktrisiken im Vertriebsbereich abfedern zu können.

Frage: Herr Dr. Hinrichs, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Erfolgreiche Investments wünscht Ihnen

Ihr

Prof. Dr. Max Otte

www.privatinvestor.de

Den Titel als Dipl.-Volksw. erhielt Max Otte 1989 durch den erfolgreichen Abschluss des Studiums an der Universität Köln. 1991 erlangte er den Titel Master of Arts in Public Affairs an der...


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