Psychologische Stolpersteine beim Investieren - und wie Sie ihnen ausweichen können

Freitag, 26.09.25 11:52
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

auch wenn wir gern glauben, in Sachen Finanzen und Vermögensaufbau stets rational zu handeln, sind es häufig unbewusste Automatismen, die den Ausschlag geben. Die Verhaltensökonomie zeigt, dass wir viele Entscheidungen intuitiv treffen und unser Bewusstsein diese wie ein Pressesprecher erst im Nachhinein mit einer logischen Begründung versieht. Wir sind dem jedoch nicht willenlos ausgeliefert. Wer sich solcher psychologischen Fallen bewusst wird, kann innerlich dagegen Veto einlegen und rationaler handeln. Einige zentrale psychologische Stolpersteine:

FOMO – die Angst, etwas zu verpassen



Das Akronym „FOMO“ steht für „Fear of Missing Out“ und hat sich mit dem Aufkommen von sozialen Medien stark verbreitet. Im Kern beschreibt es jedoch ein sehr altes Phänomen. Die Angst, eine Gelegenheit zu verpassen, zeigte sich bereits im 17. Jahrhundert während der Tulpenmanie in Holland oder später in der Südseeblase. Menschen kauften hier nicht aufgrund der hohen Qualität, sondern weil „alle anderen“ schon dabei waren.

Heute ist der Zugang zu Nachrichten und zu vermeintlich guten Tipps für die nächste „Kursrakete“ viel einfacher. Aufgrund der Informationsfülle und der Leichtigkeit, mit der heute Aktien gehandelt werden können, ist die Gefahr impulsiver Entscheidungen meiner Ansicht nach nun viel höher geworden. Halten Sie inne, wenn Sie „FOMO“ verspüren, und investieren Sie ausschließlich in Qualität, also in Werte, die ihre Stärke langfristig bewiesen haben.

Wir ermitteln hochwertige Aktien mittels der boerse.de-Performance-Analyse. Das Verfahren misst Kursrendite, Gewinn-Konstanz und Verlust-Ratio über einen Zeitraum von zehn Jahren. Auf den Punkt gebracht geht es um die Beantwortung der Frage, wie zuverlässig ein Unternehmen in der vergangenen Dekade Werte für seine Anleger geschaffen hat. Die besten 100 nach dieser Methode ermittelten Aktien erhalten vom boerse.de-Aktienbrief das Prädikat „Champion“. Das Verfahren ist auch ein gutes Gegenmittel gegen folgenden Stolperstein:

Kurzsichtigkeit beim Investieren



Kurzsichtigkeit beim Investieren – wissenschaftlich Recency Bias genannt – führt dazu, dass jüngste Ereignisse überbewertet werden, während länger zurückliegende Daten und das große Ganze aus dem Blick geraten. Ich weiß, dass ich dafür anfällig bin, denn in anderen Situationen merke ich es sofort. Sehe ich mir einen Film an, in dem gruselige Szenen im Keller spielen, gehe ich an diesem Abend garantiert nicht mehr freiwillig die Treppe hinunter. Im Alltag bleibt das folgenlos, an der Börse soll mir meine Psyche jedoch keinen Strich durch die Rechnung machen.

Darum hilft es mir, immer vor Augen zu haben, dass ich als Aktionärin Anteilseignerin eines Unternehmens bin. Wäre es eine nicht börsennotierte Firma, könnte ich meine Entscheidungen ohnehin nur auf Basis langfristiger Daten treffen. In diesem Zusammenhang gefällt mir der Vorschlag von Donald Trump, dass Aktiengesellschaften ihre Ergebnisse künftig nur noch halbjährlich statt vierteljährlich veröffentlichen. Auch Warren Buffett betont seit Langem, dass Geschäftsergebnisse nicht im Drei-Monats-Takt bekannt gegeben werden sollten. Das würde den Fokus auf langfristigen Erfolg lenken.

Gewinner zu früh verkaufen, Verlierer behalten



Als Dispositionseffekt wird die Tendenz von Anlegern beschrieben, Gewinner zu früh zu verkaufen, um den erzielten Ertrag „einzutüten“, während Verliereraktien zu lange gehalten werden, um die Buchverluste nicht realisieren zu müssen. Der Begriff geht auf eine Studie von Hersh Shefrin und Meir Statman aus dem Jahr 1985 zurück, die dieses Muster erstmals wissenschaftlich beschrieben haben. Seitdem wurde der Effekt in vielen weiteren Untersuchungen bestätigt, sowohl bei Privatanlegern als auch bei institutionellen Investoren.

Eng verwandt mit diesem Verhalten ist der Ankereffekt. Dieser beschreibt die Tendenz, einem Referenzwert wie dem eigenen Kaufpreis ein übermäßiges Gewicht im Entscheidungsprozess zu geben. Doch der Unternehmenswert hängt nicht im Geringsten davon ab, zu welchem Preis Sie selbst einst eingestiegen sind.

Als probates Gegenmittel empfiehlt sich ebenfalls eine langfristige Perspektive. Denken Sie wieder an die Beteiligung an einer privaten Firma. Niemand würde Anteile an einem florierenden Geschäft verkaufen, nur um kurzfristig Gewinne mitzunehmen. Ebenso wenig würden Sie ohne Not dauerhaft Kapital in einem Unternehmen lassen, das bestenfalls vor sich hin dümpelt. Übertragen auf die Börse bedeutet das, dass Sie den Gewinnern treu bleiben und die Verliereraktien gehen lassen sollten.

Dividenden – psychologischer Puffer und passive Einkommensquelle



Neben den genannten Strategien helfen mir persönlich auch Dividenden, um psychologische Stolpersteine zu umgehen. Bei einer Dividendenstrategie steht gewöhnlich automatisch die langfristige Ausrichtung im Vordergrund. Ziel ist es, über die Jahre ein stetig wachsendes passives Einkommen aufzubauen. Regelmäßige Ausschüttungen dienen mir zudem als psychologischer Puffer gegen kurzfristige Schwankungen an der Börse.

Falls Sie sich Ihr Portfolio selbst zusammenstellen möchten, unterstützen wir Sie im boerse.de-Aktienbrief sehr gerne bei der Auswahl geeigneter Werte. Dort finden Sie regelmäßig aktuelle Empfehlungen zu allen Champions. Die Mehrzahl dieser 100 Werte schüttet Gewinne aus, sodass sich dieser Pool auch für einkommensorientierte Anleger eignet. Wer stattdessen eine fertige Lösung bevorzugt, findet diese im boerse.de-Dividendenfonds.

Auf gute Investments!

Ihre 

Katja Zacharias

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