Schuldenkrise - Anleger, behaltet die Nerven!

Montag, 18.07.11 17:11

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

Zitat aus der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Wir haben eine Krise des Euroraums“, sagte die Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Mauro dieser Zeitung. Auch der Chef des Euro-Rettungsfonds, Klaus Regling, äußerte sich besorgt über die Lage in Europa: „Die Märkte sind verunsichert“, sagte er im Interview mit dieser Zeitung. „Sie wissen nicht genau, wie es weitergeht, vor allem in Griechenland.“ Und darüber stand die Endzeitstimmung verbreitende, fette Schlagzeile des Aufmachers auf der Titelseite: „Massenflucht aus dem Euro.“

Sorry, ich mag das nur noch spöttisch-ironisch kommentieren: Kam es zu den Verkehrsstaus auf deutschen Autobahnen am Freitagnachmittag etwa wegen Millionen verängstigter Kapitalflüchtlinge mit Ziel Schweiz und Norwegen? Immerhin, der investigative Journalismus hat Klarheit geschaffen. Wir wissen endlich (der Zeitung sei Dank), dass die Märkte verunsichert sind und warum!

Im Ernst: Die inzwischen erreichte Brisanz des Schuldenmanagements auf beiden Seiten des Atlantiks ist ohne Beispiel, die Weichenstellung für die Bewältigung der Krisen lässt länger als erhofft auf sich warten. Vor diesem Hintergrund sind die Märkte in meinen Augen erstaunlich gelassen – trotz nervöser Aktienzuckungen und dem Rekordhoch des Goldpreises. Deshalb kommt es jetzt darauf an, dass Sie, liebe Anlegerinnen und Anleger, nicht die Nerven verlieren. Ich gehe ohnedies davon aus, dass Sie sich längst positioniert haben – ob im eigenen Land oder durch Kapitalexport nach Zürich und Oslo. Unsicher? Unsicher sind wir schon seit Jahren über das, was die Finanzwirtschaft produziert. Im Westen nichts Neues. Aber jetzt kommt immer mehr Bewegung in die finalen Diskussionen der Verantwortlichen. Es wird auch Zeit. Und die kommenden Tage verheißen unveränderte Spannung.

Konkret: Skeptische Börsianer befürchten, dass das Thema Staatsverschuldung in den USA und Europa in den nächsten Handelstagen für negative Überraschungen sorgen könnte. Positive Nachrichten zur Konjunktur in Amerika könnten durch die Schuldenkrise überschattet und zur Randnotiz werden. Mit Spannung schauen die Märkte daher auch auf den Euro-Schuldengipfel am Donnerstag, bei dem sich die Euro-Staatenlenker auf ein neues Hilfspaket für Griechenland einigen wollen. An politischen Ereignissen herrscht ebenso wie an neuen Konjunkturindikatoren und Unternehmenszwischenberichten in dieser Woche kein Mangel.

Sollten Sie sich nun doch noch einmal die Frage stellen, ob Sie auf das Kommende gut vorbereitet sind, dann beziehen Sie vielleicht die folgenden Überlegungen für die Antwort ein. Was wäre, wenn den Europäern doch noch eine politische Einigung auf eine überzeugende Konsolidierungsstrategie gelänge, wenn Amerikas Politiker doch noch eine offizielle Bankrotterklärung vermeiden könnten,  wenn sich die Inflationsängste in den kommenden Monaten als übertrieben erweisen sollten und sich das Konjunkturbild doch nicht so stark eintrübt, wie es die Schwarzseher beschreiben? Die Folge wären doch eine Beruhigung der Märkte und Korrekturen der Kurse in wichtigen Anlageklassen. Zu optimistisch? Vielleicht. Ich halte es aber für durchaus möglich, dass sich eine Verstärkung der Engagements in Edelmetallen ebenso wie Vermögensumschichtungen in Schweizer Franken jetzt noch vorgenommen als zu spät erweisen könnten. Andererseits dürften nicht zuletzt deutsche Aktien beim Aufatmen der Finanzwelt erleichtert stärkeren Auftrieb erhalten – jetzt also noch shortgehen?

Die Parole muss lauten: Nerven behalten! Das sollte aber nicht bedeuten, Gelassenheit zu bewahren, wenn ein Markt gegen Sie läuft. Sie müssen allzeit nämlich bereit sein, im Finanz-Katastrophen-Fall schnell und konsequent zu reagieren, um Verluste zu begrenzen.

Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer

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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...


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