Snap nach den Zahlen: Kursexplosion mit Fragezeichen

Mittwoch, 22.04.20 15:04
Snap, die Muttergesellschaft der Foto-App Snapchat, veröffentlichte gestern nachbörslich Quartalszahlen, die Investoren aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen begeisterten: unterm Strich verbuchte Snap trotz steigender Nutzerzahlen einen Verlust von rund 306 Millionen Dollar - nach einem Minus von gut 310 Millionen im Vorjahreszeitraum. Die Snap-Aktie gewann dennoch satte 17 Prozent. Seit dem Börsengang am 2. März 2017 stehen somit -47 Prozent zu Buche. Doch viele Anleger zeigen sich von den enttäuschenden Kennzahlen wenig beeindruckt und scheinen von der Erfolgs-Story des Unternehmens überzeugt zu sein…

Schlechte Aussichten fürs Anzeigengeschäft


Freilich könnte man meinen, dass sich Snap’s Geschäfts-Perspektive in Folge der verbesserten Nutzerzahlen mittelfristig positiv entwickeln könnte. Doch die Werbeerlöse, auf denen Snaps Geschäftsmodell basiert, sprechen eine andere Sprache. Das erste Quartal sah tatsächlich noch gut aus - die aus Werbeanzeigen generierten Umsätze stiegen um mehr als 44 Prozent auf 462 Millionen Dollar nach 320 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet. Doch in der gestrigen Bilanz-Pressekonferenz erklärte der Finanzchef des Konzerns, dass sich die Buchungslage von Werbekunden offenbar bereits im April spürbar eingetrübt hat. Damit verzeichnet Snap im laufenden Quartal bis zum 19. April nur noch ein Umsatzwachstum von 15 Prozent. In der aktuellen Woche habe sich das Erlöswachstum gar auf elf Prozent verlangsamt. Daraus ließe sich schlussfolgern, dass Werbekunden aufgrund der Corona-Krise sparen müssen, Budgets abziehen und Snap noch tiefer in die Verlustzone rutschen könnte.

Corona-Gewinner Chat-Apps


Freilich sind während des weltweiten Lockdowns Bild- und Text-Chats für viele die einzige Möglichkeit, mit Verwandten und Freunden in Kontakt zu bleiben. Infolgedessen verzeichnen Dienste wie Skype, Slack und eben Snap steigende Nutzerzahlen: in den ersten drei Monaten des Jahres gewann die App mit dem Geister-Logo elf Millionen neue User.

Allerdings basiert Snaps Geschäftsmodell ausschließlich auf Werbeeinnahmen und wird zudem von mächtigen Konkurrenten wie Skype (Microsoft) oder Facebook bedroht: Dessen Fotoapp Instagram erzielte in den USA im vergangenen Quartal einen durchschnittlichen Erlös pro Nutzer von 41,41 Dollar. Snapchat generierte hingegen nur 2,57 Dollar Umsatz je User.

Tech-Aktien sind und bleiben spannende Investments, die teilweise sogar von der Corona-Krise profitieren. Denn: sowohl im privaten als auch geschäftlichen Umfeld wollen und müssen Menschen trotz Lockdown in Kontakt bleiben, weshalb Kollaborationsplattformen und (Video)-Chats derzeit Hochkonjunktur haben. Achten Sie bei der Auswahl von Technologie-Werten jedoch auf Champions-Qualitäten wie geringe Rücksetzer, langfristig konstante und höhere Kursgewinne als die breite Masse - und das seit mindestens zehn Jahren. Attribute, die Anleger bei Snap vermutlich noch lange nicht finden werden. Wohl aber in der druckfrischen Aktienbrief-Gratisausgabe!

Ich wünsche Ihnen einen entspannten, erfolgreichen Börsentag,
Ihre Miss boerse.de

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