Sparen, anlegen oder Spekulation?

Montag, 15.03.10 14:23

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

gehören Sie zu den Spekulanten? Ich behaupte, ja! Zumindest im weiteren Sinn, denn man könnte ja auch die Frage stellen: Ist nicht (fast) alles Spekulation – von den Blumen für eine attraktive Frau, über die Mannschaftsaufstellung für ein Bundesligaspiel, bis hin zum Ausfüllen eines Lottozettels? Und wer darauf spekuliert, aus Geld möglichst schnell mehr Geld zu machen, handelt doch nicht verwerflich. Deshalb verfolge ich die politischen Diskussionen zur Eindämmung der Spekulationen auf den Finanzmärkten mit Argwohn, denn wir nähern uns einer Ära der Über-Regulierung, in der die Staaten wieder ihre Muskeln spielen lassen wollen. Und gerade die Regierungen sind es doch, die zu globalen Schulden-Vorbildern geworden sind. Ärgerlich, dass jetzt erneut die Hedge-Fonds unter Beschuss stehen, weil sie angeblich die armen Griechen durch ihr e Spekulationen in die Knie zwingen wollen. Mag sein, dass internationale Spekulation unmoralisch und volkswirtschaftlich schädlich ist, und dadurch die Lage verschlimmert werden kann. Die Empörung sollte sich jedoch auf die richten, die jahrelang den Schulden-Turm aufgebaut haben.

Ach ja, während ich das schreibe (Sonntagabend), läuft im Ersten „Anne Will“: Man talked zum geschätzten 735. Mal über Zertifikate, Rohstoffspekulationen und das Schutzbedürfnis 80-jähriger Verbraucher … Gerade beschreibt ein Politiker die Risiken für die „paar Spargroschen einfacher Bürger“ … Und jetzt fordert ein früherer Innenminister, die Banken „in die Knie zu zwingen, wenn sie falsch beraten“. Armes Deutschland! Ich wünschte mir, die Diskutanten würden den Unterschied zwischen einfachen Kontensparern und Rendite suchenden Anlegern kennen.

Kein Zweifel, Spekulation kann Übertreibungen auslösen – aber auch glätten. Es gilt das Grundprinzip der Dualität, wonach das Risiko neben der Chance liegt. Ohne auf die unterschiedlichen Varianten und Interpretationen einzugehen – philosophische, moralische, betriebswirtschaftliche Sicht usw. – Spekulation (von lat. speculari = spähen, beobachten) kann auf Finanzmärkten wichtige Funktionen erfüllen, kann aber ebenso schädlich wirken und sollte dann die zuständige Aufsicht auf den Plan rufen. Nach den jüngsten Erfahrungen muss man Verständnis aufbringen, wenn spezielle Spekulationsformen (gerade durch Einsatz von Fremdkapital gehebelte Varianten) unter die Lupe genommen werden. Aber gleich nach einem TÜV und nach Genehmigungspflicht für die einzelnen Produkte zu rufen, geht im Interesse offener, freier Märkte zu weit.

Meine wichtigsten Empfehlungen bleiben seit Jahren unverändert: Trennen Sie das Spekulieren von den übrigen Strategien, also vom Sparen und Anlegen! Spekulieren Sie auf einem separaten Konto und begrenzen Sie das Volumen so, dass Ihnen nicht die Tränen kommen, wenn der Spekulationseinsatz verloren geht! Und spekulieren Sie nur auf Märkten bzw. in Instrumenten, die Sie auch verstehen! Ein Vergleich mit dem Spielcasino ist durchaus angebracht, denn wer am Roulette-Tisch sitzt, kennt zumindest den Unterschied zwischen rot und schwarz.

Machen Sie auf jeden Fall weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer
 
P.S.: Hermann Kutzer hört im kostenlosen Newsletter "Kutzers Bauchgefühl" zweimal wöchentlich pünktlich zur Mittagszeit auf sein Bauchgefühl. Dabei schätzt er exklusiv für seine Leser die aktuelle Lage und die daraus resultierenden Chancen an den Kapitalmärkten ein. Hier gehts zur kostenlosen Anmeldung!

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