Stop! Im Namen des Loss!

Freitag, 10.11.06 17:28
Sehr geehrte Privatanleger,

auf der sehr guten Website des Motley Fool aus den USA, mit denen ich zu Zeiten der New Economy kooperierte, fand ich die obige Überschrift. (Auf Englisch natürlich, da hieß sie: „Stop – in the name of loss!“ Da gerade im letzten Jahr viele Privatanleger neu an die Börse zurückgehert sind, möchte ich Sie alle noch einmal sehr eindringlich vor der so genannten „Stop-Loss-Strategie“ warnen.

Warren Buffett sagte einmal: „Es gibt nichts Dümmeres, als eine Aktie zu kaufen, WEIL sie steigt und sie zu verkaufen, WEIL sie fällt.“ In beiden Fällen laufen Sie dem Markt hinterher und haben keinen blassen Schimmer, was die Aktie eigentlich wert ist. Wenn Sie nicht völlig im Dunkeln tappen würden, sondern eine halbwegs fundierte Meinung zu einer Aktie hätten, würden Sie diese kaufen, wenn sie fällt.

Oberflächlich betrachtet sieht Stop-Loss wie eine sehr gute und einfach auszuführende Idee aus: wenn die Aktie unter einen bestimmte Kursmarke fällt, wird automatisch eine Verkaufsorder ausgeführt. Jim Mueller von Motley Fool führt aus: wenn Sie die folgenden Unternehmen am 2. Januar 2003 gekauft hätten und einen Stop-Loss nach 15% Kursverlust gesetzt hätten, wäre Altria (WKN: 200417) nach vier Wochen verkauft worden. Wenn Sie gehalten hätten, hätten Sie bis August 2006 einen Gewinn von 107,6% gemacht.

In diesem Fall klingt das nicht nach einer Strategie, Verluste zu stoppen, sondern eher nach einer Strategie, Gewinne zu begrenzen. Meistens höre ich dann das Argument: „Ja, ich gehe dann natürlich wieder rein, wenn die Aktie zu steigen beginnt.“ Aber wie wissen Sie, wann eine Aktie dauerhaft zu steigen beginnt? Sie machen genau das, was Buffett als „Riesendummheit“ bezeichnet. Zudem: wenn Sie jedes mal eine Stopp-Loss-Marke gesetzt hätten, wäre Ihre Altria-Aktie im Jahr 2003 noch drei weitere Male verkauft worden. Das kann ganz schön teuer werden: Sie zahlen Kauf- und Verkaufsgebühren und dazu ggf. Gebühren für die Stop-Loss-Order. So sind schnell einige zusätzliche Prozent weg. Daran verdienen nur die Banken. Zudem: oftmals spielen die Broker ein ganz durchtriebenes Spiel. Die Kurse sinken an einem Tag magisch unter eine sehr tiefe Marke, was viele Stop-Loss-Verkäufe auslöst. Danach steigen die Kurse schnell wieder an. Viele Privatanleger, die auf „Nummer Sicher“ gehen wollten, sind Ihre Aktien los, und die Broker haben sich billig eingedeckt.

Und noch dazu: ein Stop-Loss ist gerade in Krisensituationen und bei marktengen Werten keinerlei Garantie, dass die Aktie auch in der Nähe Ihres Stop-Loss-Kurses verkauft wird. Die Aktie wird zu dem Preis verkauft, zu dem sich der erste Käufer findet. Das kann gerade in solchen Situationen auch 10, 20 oder 30% unter Ihrer Stop-Loss-Marke sein.

Es gibt nur eine einzige Art, das Risiko an der Börse zu begrenzen: Aktien gute Unternehmen zu kaufen, die unterbewertet sind. Kursschwankungen muss man aussitzen, denn es gibt keinerlei Möglichkeit, diese vorherzusagen, auch wenn es Hobbybörsianer immer wieder versuchen. Die Börse ist riskant. Investieren Sie kein Geld, das Sie in der nächsten Zeit benötigen. Nur wenn Sie wissen, wo ungefähr der Innere Wert einer Aktie liegt, haben Sie einen halbwegs verlässlichen Maßstab und die Gelassenheit, Schwankungen auszusitzen. Wir helfen Ihnen dabei.

Auf gute Investments,
Ihr

Prof. Dr. Max Otte



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Den Titel als Dipl.-Volksw. erhielt Max Otte 1989 durch den erfolgreichen Abschluss des Studiums an der Universität Köln. 1991 erlangte er den Titel Master of Arts in Public Affairs an der...

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