Volatile Börsen - Anleger im Stand-by-Modus

Donnerstag, 22.12.11 13:53
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

fast sah es wie der Beginn einer Jahresschluss-Rallye aus, mit der man inzwischen eigentlich nicht mehr rechnete. Die großen Trader schienen auf allen Spielfeldern doch noch einmal die letzten Kräfte zu mobilisieren. Aber schon am gestrigen Mittwoch zeigte der zuckende Kursverlauf mit zum Schluss nachgebenden Kursen, dass der Mut zu größerem Positionsaufbau erst einmal vergangen ist. Nachhaltig festere Märkte in den letzten Tagen bis zum Ultimo wären eine Überraschung, sind aber angesichts des ausgeprägten Herdentriebs nicht ganz auszuschließen. Denn immer dann, wenn sich die Preise für Dax, Euro, Gold, Öl und Co. in Bewegung setzen, keimt die Hoffnung auf, doch noch ein paar Performance-Punkte im alten Jahr mitnehmen zu können – wer will die schon verpassen? Und am Donnerstag war die Eröffnung freundlich …

Ihnen, liebe Anlegerinnen und Anleger, möchte ich allerdings vorschlagen, jetzt keine neuen Risiken mehr einzugehen. In diesen Tagen der Besinnung (nach der vorweihnachtlichen Einkaufshektik) mach es auch Sinn, seine eigenen Positionen kritisch unter die Lupe zu nehmen. Dabei sollten Sie nur dann aktiv werden, wenn Sie nicht ausreichend diversifiziert sind bzw. wenn Sie im Sinne einer besseren Risikostreuung weitere Anlageklassen aufnehmen wollen. Oft bieten sich dafür börsennotierte Investmentfonds (ETFs) als passive und preisgünstige Instrumente an. Jetzt ist auch die Zeit, in der sich erfolgreiche Produktanbieter rühren und auf ihre gute Performance durch Pressemeldungen aufmerksam machen. Dazu als Empfehlung: Schauen Sie sich einmal die „jungen Wilden“ an, relativ neue Multi-Asset-Fonds und Absolute Return-Fonds , die ähnlich wie Hedge Funds flexibel in unterschiedlichen Märkten investieren und das in beide Richtungen – also auch short gehen und dabei auch Derivate einsetzen.

Alles in allem keimt in mir das Gefühl auf, dass sich so etwas wie einen vorsichtigen Abbau des enormen Misstrauens gegenüber den Krisen-Akteuren entwickelt, dass mit Blick auf das neue Jahr das Prinzip Hoffnung aufkeimt. Die Börsianer versuchen jedenfalls, wieder mehr über wirtschaftliche Rahmenbedingungen und fundamentale Daten zu diskutieren. Das belegt jüngste Kommentare, u. a. eine sympathische Betrachtung, die in ihren Elementen an Vor-Krisen-Zeiten erinnert: „Mittelfristig dürften europäische Aktien davon profitieren, dass sie günstig bewertet und hochliquide sind und Staatsanleihen von vielen Investoren nicht mehr als die deutlich sicherere Anlage angesehen werden.“ Zu diesem Ergebnis kommt die Fondsgesellschaft LBBW Asset Management in einem aktuellen Marktausblick. „Auch machen hohe Dividendenrenditen, die durch hohe Cashflows gut abgesichert sind, Aktien im Vergleich mit anderen Anlageklassen attraktiv“, erklärt Berndt Maisch, Bereichsleiter Equity Fund Management und Portfoliomanager des LBBW Dividenden Strategie Euroland.

Er verweist nicht zuletzt auf die „zunehmend konstruktiveren politischen Diskussionen über Ansätze zur Lösung der europäischen Schuldenkrise“ – für mich der Schlüssel zu einer hoffnungsvolleren Zukunft. Dann kommt natürlich auch der Hinweis auf die inzwischen deutlich robusteren Konjunkturdaten aus den USA . Angesichts der gravierenden aktuellen Unsicherheitsfaktoren sei zwar noch nicht mit einer nachhaltigen Trendwende im Investorenappetit auf europäische Aktien zu rechnen. „Doch gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Unternehmen mit soliden Finanzen und stabilen Dividenden gefragt“, betont Portfoliomanager Maisch.

Ich werde in diesen Tagen besonders oft gefragt, wo ich den Dax in den kommenden Monaten sehe. Nach einem Wechselbad der (Bauch-)Gefühle im Verlauf von 2011 bin ich jetzt zu folgender, ganz präziser Prognose bereit: Die Chance, dass der Index das neue Jahr deutlich höher als das Alte beschließen wird, ist größer als das Risiko, dass er viel niedriger als jetzt endet.

Ihnen auf jeden Fall ein frohes Fest! Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer


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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...


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