Vorsicht!

Donnerstag, 21.01.10 16:00

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

„Wenn wir es schaffen, im Jahr 2013 wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen, dann haben wir gute Arbeit geleistet!“ Ein Schlüsselsatz in der Merkel-Rede vom Mittwoch. Überraschender Wachstumspessimismus oder Realismus der Kanzlerin? Am gleichen Tag verliert Barack Obama seine Super-Mehrheit im Senat – ein Jahr nach seinem Amtsantritt. Und dann enttäuschende Zahlen von US-Banken und miese Analysen des Wohnungsbausektors. Die Coolen unter den Finanzmarkt-Akteuren werden mit den Achseln zucken. Für sie war doch klar, dass nichts klar war, als Dow und Dax auch im letzten Quartal 2009 den Realitäten weiter vorauseilten. Insbesondere Händler – am Aktien- wie am Rentenmarkt – haben mir bis zuletzt ihr Misstrauen gegenüber allzu festen Börsen bestätigt. Hinter uns liegt eine liquiditätsgetriebene Hausse ohne Euphorie.

Nach der ersten Januarhälfte sieht es so aus, als ginge den Kursen die Luft aus. Ein Signal für das ganze Jahr? Vielleicht. Aber das überzeugt und überzeugend zu beurteilen, erscheint mir viel zu früh. Mich beschäftigen schon seit Wochen gemischte Gefühle. Mein 2009 erst spät aufgekeimter Optimismus ist zwar nicht gewichen, wird aber zunehmend mit Skepsis durchsetzt. Konkret: In den nächsten Wochen und Monaten ist alles möglich, auch ein durchaus empfindlicher Rückschlag. Deshalb Vorsicht! Bitte jetzt genau beobachten, ob die Widerstände halten und sich nach Korrekturen wieder Rückkaufneigung mit steigenden Umsätzen durchsetzt! Die zuversichtliche Gefühlshälfte basiert schlicht und einfach darauf, dass sich an der reichlichen Liquidität im Bankenapparat vorläufig nichts ändern wird. Also: Keine nennenswerte Zinserhöhung, keine Inflation – bis auf Weiteres. Und eine gemächliche Erholung der Weltwirtschaft passt in dieses Bild.

Wir werden jetzt aber genau beobachten müssen, ob aus der gelassenen monetaristischen Betrachtungsweise nicht wieder eine Deflationsdiskussion wird (Japan lässt grüßen): Keine Inflations- und Zinsangst, dafür Sorge, dass die Preise weiter sinken (siehe Autos und Möbel), die Verbraucher trotzdem immer weniger kaufen und dafür überängstlich mehr sparen…Verdrängen wir erst einmal solche Gedanken und fragen uns, wohin mit Anlage suchendem Kapital?

Erst einmal abzuwarten und zuzuschauen, bis aus Tendenzen wieder Trends werden, kann aus meiner Sicht nicht schaden. Bewegliche Anleger mit Tatendrang können sich freilich aufs kurzfristige Trading verlegen, wenn sie mit Charts umzugehen verstehen. Systematisches Rein und Raus kann viel Freude bereiten – aber Freud und Leid liegen bekanntlich nebeneinander … Ist Ihnen, geschätzte Anleger, eigentlich aufgefallen, wie oft seit Jahresbeginn Aktien, Gold und Öl wieder parallel tendieren? Für mich ein klarer Beweis, dass sich auch die Rohstoff-Favoriten vor allem durch spekulative Transaktionen großer Finanzanleger bewegen – fundamentale Angebots-/Nachfragedaten spielen nur eine Nebenrolle! Das bleiben wohl die interessantesten Spielwiesen für Trader. Gold mag sich im Jahresverlauf weiter verteuern; steile Kurssprünge sehe ich zur Zeit nicht. Nicht unwahrscheinlich, dass die Rohölpreise in der Bandbreite der vergangenen Monate verharren oder höchstens leicht steigen werden – dann sollten Sie sich für spezielle, kurzfristige Zertifikate interessieren, die gerade bei wenig Preisveränderung gute Gewinne versprechen. Wie, Sie möchten nicht traden, sondern längerfristige Anleger bleiben? Dann verweise ich auf meine 2009er Favoriten: Wandelanleihen starker Unternehmen, am besten über spezielle Fonds. Doch dazu demnächst mehr.

Machen Sie auf jeden Fall weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer

 
P.S.: Hermann Kutzer hört im neuen kostenlosen Newsletter "Kutzers Bauchgefühl" zweimal wöchentlich pünktlich zur Mittagszeit auf sein Bauchgefühl. Dabei schätzt er exklusiv für seine Leser die aktuelle Lage und die daraus resultierenden Chancen an den Kapitalmärkten ein. Hier gehts zur kostenlosen Anmeldung!

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