Wandelanleihen – Eine (Anlage-)Klasse für sich

Donnerstag, 14.10.10 13:00

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

fast 200 ganz unterschiedliche Anlageprofis waren gekommen, um sich auf den neuesten Stand zu bringen. Lebhaftes Echo also auf das nunmehr dritte Symposium zum Thema Wandelanleihen der Salm-Salm & Partner GmbH. Provokant die Forderung des Veranstalters: Wandelanleihen müssten als eigene Assetklasse definiert werden. Soweit wird es wohl nicht kommen, weil diese uralten Instrumente eigentlich Derivate sind, abgeleitet aus Aktien und Anleihen. Aber dass ihre Bedeutung wachsen wird, ist für mich schon lange eine ausgemachte Sache – sie gehören zu meinen Basisempfehlungen.

„Convertibles“ sind keine neue Erfindung, sondern gehören zu den Klassikern des Segments Industrieanleihen. Künftig könnten sie eine noch größere Rolle als bisher spielen, u.a. bei der Finanzierung von Akquisitionen, denn sie gelten auch als optimales Finanzierungsinstrument für Wachstumsunternehmen. In Asien sind sie jetzt groß in Mode gekommen: Im bisherigen Jahresverlauf wurden 74% mehr asiatische Convertibles begeben.

Eine Beschreibung in Kürze: Eine Wandelanleihe ist eine Inhaberschuldverschreibung eines Unternehmens, die meist zu einem Nominalwert (100%) ausgegeben werden und am Laufzeit-Ende zu 100% zurückgezahlt wird. Die Rückzahlung ist solange sichergestellt, solange der Schuldner - also das Unternehmen - nicht insolvent geht. Für diese Anleihe wird jährlich ein Zinskupon ausgezahlt. Darüber hinaus hat der Gläubiger das Recht (aber nicht die Pflicht), die Wandlung in Aktien des Unternehmens zu einem heute schon feststehenden Verhältnis zu verlangen. Dies bedeutet, dass im Falle steigender Aktien auch die Wandelanleihen mit steigen, da sie ja das Aktienwandlungsrecht besitzen.

Langfristig sind Wandelanleihen die beste Anlageklasse, wurde auf dem Symposium behauptet. Etwas vorsichtiger formuliert: Sie gehören zweifellos zu den attraktivsten Instrumenten. Über einen Zeitraum von 15 Jahren haben Wandelanleihen sowohl Aktien als auch Anleihen nachweislich kontinuierlich „outperformed“. Dafür ist ihre Asymmetrie ausschlaggebend: Bei einer durchschnittlichen Investmentdauer von drei Jahren beweist sich die These, dass Convertibles 2/3 des Kursanstiegs einer Aktie mitmachen, aber nur 1/3 des Abstiegs. Die Vorteilhaftigkeit der Wandelanleihe soll sich in Zukunft sogar noch verstärken, insbesondere durch eine Weiterentwicklung der Emissionsbedingungen. Ich bin überzeugt, dieser Nischenmarkt wächst weiter und wird damit liquider. Die Zahl der Neuemissionen dürfte nach Expertenschätzungen in den kommenden Jahren eher noch beschleunigt wachsen. Aber, Vorsicht! Die Bewertung der Wandelanleihen funktioniert nach eigenen Regeln. Hier ist Spezialwissen in der Bewertung der variablen Elemente gefragt, die sich oft gegensätzlich auswirken. Meine Empfehlung: Aktive Anleger sollten sich unbedingt mit dieser Aktien-Anleihen-Kombination auseinandersetzen. Wem sie dann zwar als attraktiv, aber zu komplex und undurchsichtig erscheinen, kann Wandelanleihen auch in Form von Investmentfonds kaufen.

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Ihr

Hermann Kutzer

 

 

 

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Er will seine Erfahrung einbringen, und davon hat er jede Menge: Hermann Kutzer gilt als der dienstälteste journalistische „Börsendino“ in Deutschland. Schon seit 1969 beobachtet der bekennende...


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