am vergangenen Wochenende fand in Omaha die Hauptversammlung von
Berkshire Hathaway statt, auch bekannt als das „Woodstock des Kapitalismus“.
Warren Buffett eröffnete das Treffen mit dem Hinweis, dass es sich um seine 60. Zusammenkunft mit den Aktionären handele. Nachdem der Superinvestor über mehrere Stunden hinweg gemeinsam mit seinem Vize Greg Abel und Ajit Jain, dem Leiter der Versicherungssparte, die Fragen der Anteilseigner beantwortet hatte, endete die Veranstaltung mit einem echten Paukenschlag:
Der 94-Jährige verkündete, dass Greg Abel zum Jahresende den CEO-Posten übernehmen solle. Er selbst wolle weiterhin beratend tätig sein, das letzte Wort solle aber künftig sein jetziger Vize haben. Buffett betonte zugleich, dass er keine einzige Aktie verkaufen werde. Er sei überzeugt, dass die Zukunft von Berkshire Hathaway unter Greg Abels Führung besser aussehen werde als unter seiner. Die Teilnehmer im Saal reagierten mit minutenlangem Applaus, den die Investmentlegende mit gewohnt trockenem Humor quittierte: „Das lässt sich auf zwei Arten interpretieren, ich werte es mal als positiv“.
Der Führungswechsel läuft bereits hinter den Kulissen
Obwohl laut Buffett nur seine Kinder vorab über die Entscheidung informiert waren, hatten sich bereits im Vorfeld klare Anzeichen für einen bevorstehenden Wechsel verdichtet. Susan Decker, die Vorsitzende der unabhängigen Verwaltungsratsmitglieder, hatte in einem Interview vor der Hauptversammlung erklärt, dass Greg Abel im vergangenen Jahr bereits aktiv Führungsaufgaben übernommen habe und längst nicht mehr nur als CEO in Wartestellung gelte.
Aus meiner Sicht war der Zeitpunkt für diesen Schritt richtig gewählt und nötig. Auch wenn Buffett trotz seines hohen Alters geistig weiterhin bemerkenswert präsent wirkte, fiel auf, dass seine Antworten nicht mehr ganz so flüssig wie früher ausfielen. Meines Erachtens unterlief ihm gleich zu Beginn der Veranstaltung ein kleiner Patzer: Üblicherweise werden zunächst die aktuellen Quartalszahlen präsentiert und die entsprechende Folie war auch bereits eingeblendet. Doch statt darauf einzugehen, leitete der 94-Jährige nach seinen einführenden Worten direkt zur Fragerunde über. Erst kurz vor der Mittagspause erkundigte sich Greg Abel dezent, ob die aktuellen Zahlen jetzt noch besprochen werden sollen.
Buffett warnt: Handel ist kein politisches Machtinstrument
Kaum ein Thema war im Vorfeld mit so viel Spannung erwartet worden wie Buffetts Haltung zu den aktuellen Zöllen. Handel solle kein politisches Druckmittel sein, bezog der Superinvestor klar Stellung, und wandte sich damit deutlich gegen die zunehmende Tendenz, internationale Handelsbeziehungen als Machtinstrument in geopolitischen Konflikten einzusetzen. Die USA seien innerhalb von nur 250 Jahren zu einer wirtschaftlichen Supermacht aufgestiegen – ein einmaliger Vorgang in der Geschichte. Ein Fehler sei es jedoch, wenn sich 300 Millionen Amerikaner dafür feiern würden, während 7,5 Milliarden Menschen ihnen nicht besonders wohlgesonnen seien.
Buffett warnte davor, dass eine solche Haltung langfristig gefährlich sei, wirtschaftlich wie sicherheitspolitisch. Er betonte, dass der weltweite Wohlstand nicht zu Lasten der USA gehe, sondern vielmehr ein Gewinn für alle sei: Je wohlhabender andere Länder würden, desto stabiler und sicherer werde auch die eigene Position.
Rekordliquidität und das Warten auf die günstige Gelegenheit
Auch die enorme Liquiditätsreserve von Berkshire Hathaway war von großem Interesse: Zum Ende des ersten Quartals verfügte das Unternehmen über Bargeld und kurzfristige Staatsanleihen im Wert von rund 348 Milliarden Dollar – ein neuer Rekord. Die weitverbreitete Vermutung, Warren Buffett wolle seinem Nachfolger eine gut ausgestattete Kriegskasse überlassen, wies dieser jedoch humorvoll zurück: Er sei nicht so edelmütig, mit Investitionen zu warten, nur damit Greg Abel später besser dastehe.
Stattdessen bekräftigte die Value-Legende, sofort 100 Milliarden investieren zu wollen, wenn sich die Gelegenheit böte. Buffett konkretisierte das mit seinen altbekannten Prinzipien: Es müsse sich dabei um etwas handeln, dessen Geschäftsmodell er verstehen würde, das wirtschaftlich sinnvoll bewertet sei und bei dem er sich keine Sorgen machen müsse, dabei Geld zu verlieren. Ohne es explizit zu erwähnen, meinte er beim letzten Punkt natürlich „langfristig“. Denn:
Investoren sollten Emotionen außen vor lassen
Der 94-Jährige relativierte im Zusammenhang mit einer weiteren Frage die jüngsten Kursverluste an der Börse und bezeichnete diese als völlig unbedeutend im historischen Vergleich. Wer angesichts eines Rückgangs von 15 Prozent nervös werde, solle seine Anlagestrategie überdenken.
Nach Einschätzung von Buffett wird es in den nächsten 20 Jahren zu einer Crash-Phase größeren Ausmaßes kommen, das sei schlicht Teil der Natur der Märkte und trete in regelmäßigen Abständen auf. Je komplexer das System werde, desto höher sei das Risiko plötzlicher und unerwarteter Schocks. Das gehöre zur
Börse dazu, und Anleger mit dem richtigen Temperament könnten genau davon profitieren. Für diejenigen jedoch, die bei Kursverlusten in Panik geraten und bei Kursgewinnen in Euphorie verfallen, könne der Aktienmarkt gefährlich werden. Wer investieren wolle, müsse seine Emotionen an der Tür abgeben.
Was Sie als Privatanleger Buffett voraushaben
Bei der diesjährigen Hauptversammlung wurde erneut deutlich, welch hohen Stellenwert verlässliche Erträge für Berkshire Hathaway haben, auch wenn das Konglomerat selbst keine
Dividenden ausschüttet. Ein Beispiel dafür sind die Beteiligungen an fünf japanischen Handelshäusern, bei denen Greg Abel bereits in der Umsetzung eine zentrale Rolle spielte. Buffett betonte, dass weder er noch sein Nachfolger in den nächsten Jahrzehnten einen Verkauf dieser Positionen beabsichtigen. Mit gutem Grund: Allein für das Jahr 2025 können aus dieser Investition mit Dividendenzahlungen in Höhe von rund 812 Millionen Dollar gerechnet werden.
Aufgrund der enormen Größe von Berkshire Hathaway ist die Auswahl an weiteren lohnenden Investments stark eingeschränkt. Privatanleger hingegen haben es leichter, sie können aus dem gesamten Anlageuniversum schöpfen, um Vermögen aufzubauen und Dividenden zu kassieren. Eines sollte von der Buffett-Strategie, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Greg Abel fortführen wird, unbedingt übernommen werden: der konsequente Fokus auf Qualität. Bei der Auswahl hochwertiger Aktien unterstützen wir Sie gerne. Mithilfe der boerse.de-Performance-Analyse identifizieren wir die nach dieser Methode 100 besten Qualitätsaktien (unsere Champions), darunter natürlich auch Berkshire Hathaway. Konkrete Empfehlungen finden Sie im
boerse.de-Aktienbrief.
Wenn Sie gezielt auf Dividenden setzen möchten, lohnt ein Blick auf den
boerse.de-Dividendenfonds. Dieser investiert in 30 dividendenstarke Champions, hinzu kommen 20 weitere Unternehmen, die ebenfalls durch eine attraktive Ausschüttungspolitik überzeugen. Für einen vertieften Einblick in die Anlagestrategie des boerse.de-Dividendenfonds
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Auf gute Investments!
Ihre
Katja Zacharias
PS: Da Berkshire Hathaway keine Dividenden ausschüttet, ist der Champion zwar nicht im boerse.de-Dividendenfonds, dafür aber in den Portfolios des
boerse.de-Aktienfonds sowie des
boerse.de-Weltfonds enthalten.