Warum wir nichts von ETFs halten, und worauf es wirklich ankommt

Freitag, 06.12.19 17:37
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

in meinem Vortrag am Rosenheimer Börsentag (Impressionen) ging es natürlich wieder um den erfolgreichen Portfolioaufbau, für den ganz grundlegende Gedanken über die persönliche Asset Allocation am Anfang stehen. Sie wissen:

Wir empfehlen grundsätzlich, Portfolios wie eine Pyramide zu strukturieren, also den Kapitaleinsatz mit ansteigenden Risiken zu reduzieren. So sollten Derivate-Tradings (wenn überhaupt) nur 10% des Depots ausmachen und Aktien-Tradings (Turnarounds, Sonderchancen) vielleicht 20%, während 70% deutlich konservativer zu investieren sind. Als Basis empfehlen sich dafür Aktienbrief-Champions und für das Fundament besonders defensive Investments, die quasi für die Ewigkeit gehalten werden können. Weil Einsteiger immer wieder danach fragen, zitiere ich gerne aus meinem Börsentag-Vortrag:

Vom Modethema Exchange Traded Funds (ETFs) halten wir nichts, denn die Krux sind die Indizes, auf die sich ETFs beziehen. Für deren Zusammenstellung sind Index-Komitees zuständig, und das entscheidende Index-Aufnahmekriterium ist in der Regel die Marktkapitalisierung, also der Börsenwert der jeweiligen Unternehmen. Das führt ganz automatisch dazu, dass populäre Aktien stets nach (!) einem deutlichen Kursanstieg in die Indizes aufgenommen werden. Aber vor allem:

Indexanleger möchten in einen ganzen „Markt“ investieren, doch tatsächlich haben zumeist die Aktien mit dem höchsten Börsenwert auch das größte Indexgewicht. Eine Ausnahme ist hier der Dow Jones, der als preisgewichteter Index kurioserweise den Unternehmen mit den nominal höchsten Aktienkursen den größten Indexanteil einräumt. So hat Boeing (aktuell 366 Dollar) momentan 9% Gewicht im Dow, Pfizer (39 Dollar) aber nur 1%, obwohl Pfizer die höhere Marktkapitalisierung aufweist! Der auf dem Papier super-breite S&P umfasst zwar 500 Aktien, doch die vier größten Unternehmen (Apple, Microsoft, Amazon und Facebook) haben ein Indexgewicht von 12%! Und im Dax sind es fünf Unternehmen (SAP, Linde, Allianz, Siemens, Deutsche Telekom), auf die sage und schreibe 42% Indexgewichts entfallen! Das ist absurd.

Wie vielen Käufern von Dax-ETFs mag diese Konzentration bewusst sein? Und wie vielen Anlegern/Einsteigern ist klar, dass der Dax letztlich einen riesigen Korb langfristiger Verlierer-Aktien präsentiert? Denn von den 30 Dax-Titeln notieren per Ende November neun (!) unter dem Niveau zur Jahrtausendwende, wobei in den vergangenen 18 Monaten schon drei Dauer-Verlierer (ThyssenKrupp, Commerzbank, ProSiebenSat.1) herausgenommen wurden! Auf die Idee, so viele Kursverlierer der vergangenen 20 Jahre ins Depot zu nehmen, muss man erst mal kommen. Doch genau das macht jeder Dax-Käufer, und dies zeigt:

Es kommt eben nicht auf die Größe an! Der Dax ist ein Trading-Objekt, aber kein sinnvolles Investment, und schon gar kein defensives. Dagegen basieren unsere Indizes ausschließlich auf der langfristigen Anlagequalität, wobei – auch das ist eine Besonderheit – die enthaltenen zehn Champions gleichgewichtet sind und zwei Mal jährlich wieder readjustiert werden. Den BCDI gibt es nun schon seit 64 Monaten an der Börse (+68,7%), in denen die europäischen Aktien-Indizes massiv outperformed (+99% gegenüber Dax) werden konnten. Genauso soll unser neuer BCDI USA die US-Indizes (S&P 500, Dow Jones) schlagen, und deshalb verstehen sich die Zertifikate für Europa (WKN: DT0BAC) und die USA (WKN: VE3BAC) als Alternativen für Indexanleger, nicht mehr und nicht weniger. Für den Vermögensaufbau legen wir Ihnen den boerse.de-Aktienfonds (WKN: A2AQJY) ans Herz, der mittlerweile in 33 Champions investiert, und für den Ruhestand den boerse.de-Weltfonds (WKN: A2JNZK), der – wie es ein Börsentag-Besucher trefflich formulierte – mit deutlich weniger PS unterwegs ist. Mehr Fundament geht an der Börse eigentlich nicht! Und genau darauf kommt es wirklich an.

Mit bester Empfehlung
Ihr

Thomas Müller
Herausgeber
boerse.de-Aktienbrief


Thomas Müller ist seit Anfang der 1980er-Jahre Herzblut-Börsianer, seit 1987 Verleger von Börseninformationen, begeisterter Entwickler von Anlagestrategien, Autor,...


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