Was Deutsche von Amerikanern bei der Geldanlage lernen können

Dienstag, 12.10.21 16:14
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

in der Finanzwelt gibt es ein paar wenige wichtige Reports, die jedes Jahr herauskommen und auch für private Anleger wegen der Faktenlage interessant sind. Eine dieser Analysen ist der „Allianz Global Wealth Report“. In diesem werden jährlich unter anderem die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern umfassend analysiert. Die neueste Ausgabe kam dieser Tage heraus, demnach konnte Covid-19 den Anstieg der Vermögen nicht bremsen. Im Detail:

Nach einem starken Wachstum im Jahr 2020 erreichte das Brutto-Finanzvermögen weltweit erstmals die 200 Billionen-Euro-Marke. Der Anstieg wurde mit 9,7 Prozent beziffert. Obwohl die Aktienmärkte nach dem Corona-Crash massiv zulegten, war der Hauptreiber der Entwicklung aber der Bereich Ersparnisse, so der Report.

Weil die Lockdowns die Konsumgelegenheiten drastisch reduzierten, führten diese zum globalen Phänomen der „forced savings“. Diese „frischen Spargelder“ schnellten um 78 Prozent auf den Rekordwert von 5,2 Billionen Euro hoch. Die Vermögensklasse der Aktien legte laut dem Report derweil nur um 10,9 Prozent zu. Diese Zahlen sind spannend zu lesen und zeigen eines leider auch auf. Konkret:

„Viele Haushalte sparen nicht wirklich, sondern legen ihr Geld einfach beiseite. All dieses untätige Geld ist eine verpasste Chance.“ Der Satz stammt aus dem Report. Jeder, der schon an der Börse mit Aktien(fonds) aktiv ist, wird dieses wohl unterschreiben. Denn:

In Deutschland ist das Thema Börse immer noch ein stiefmütterlich behandeltes. Diejenigen, die aber verstanden haben, dass der eigene Vermögensaufbau langfristig (nur) über die Börse geht, haben Erfolg und vermehren auch ihr Geldvermögen. Die Zahlen des Allianz Global Wealth Report zeigen es klar auf. In Ländern, in denen der Anteil der Wertpapiere am Geldvermögen hoch ist, ist auch die Vermögenslage der Menschen gestiegen. Im Detail:

In den USA beispielsweise legen die Menschen laut dem Report 55 Prozent ihres Geldes in Wertpapieren an – und das Vermögen stieg 2020 für ein Industrieland besonders stark an, um fast 13 Prozent, während nur 13 Prozent des Geldes der Amerikaner in Bankeinlagen stecken. In Deutschland sind die Zahlen gänzlich anders:

Hier befinden sich 40 Prozent in Bankeinlagen und nur ein Viertel in Wertpapieren. Entsprechend konnten die Deutschen als „Aktienmuffel“ im vergangenen Jahr beim Vermögenszuwachs nicht so profitieren wie Amerikaner. Allein in den USA war in den vergangenen fünf Jahren der Aktienmarkt für rund 70 Prozent der Vermögenszuwächse verantwortlich, in Deutschland kommen wir auf den mageren Wert von elf Prozent. Das heißt:

Während in den USA das durchschnittliche Netto-Geldvermögen pro Kopf noch einmal deutlich gesteigert wurde, und rein rechnerisch ein US-Bürger über netto 218.469 Euro (nach 193.517 Euro im Jahr 2019) verfügt, kommt der deutsche Bundesbürger nur auf 61.700 Euro (nach 57.634 Euro im Jahr 2019). Das ist Platz 19 von 20. Der gesamte Report bringt einmal mehr eines sehr gut ans Tageslicht:

Wer sein Geldvermögen und seine persönliche Altersvorsorge langfristig erfolgreich managen will, sollte in Aktien(fonds) investieren – und das möglichst einfach, mit einer breiten Streuung sowie einer regelbasierten und defensiven Anlagepolitik.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg und Spaß bei der Geldanlage

Ihr
Christoph A. Scherbaum
Finanzjournalist und Börsen-Fan

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