Was taugt das KGV zur Identifizierung unterbewerteter Aktien?

Montag, 30.01.12 17:38
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

bei der Suche nach Turnaround-Aktien gilt es, unterbewertete Kursperlen von Pleitekandidaten zu unterscheiden. Dafür steht das Instrumentarium der fundamentalen Aktienanalyse zur Verfügung, das ich vor jedem Investment anwende. In diese Betrachtung fließen Konjunkturdaten ebenso ein, wie branchen- und unternehmensspezifische Entwicklungen. Vor allem durchleuchte ich Geschäftsberichte, Bilanzen und Ausblicke des Managements. Für die Einschätzung, ob es sich aus fundamentaler Sicht um ein Schnäppchen handelt oder nicht, helfen eine Reihe von Kennzahlen. Am bekanntesten ist wohl das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Konkret:

Bei der Berechnung dieser Kennziffer – im Englischen auch Price-Earnings-Ratio, kurz PER oder P/E Ratio genannt - wird der Aktienkurs geteilt durch den pro Aktie erzielten Unternehmensgewinn. Ein KGV von bspw. 15 heißt also, dass das Unternehmen an der Börse zum 15fachen des Jahresgewinns gehandelt wird. Entsprechend lässt sich die Aussage treffen, dass nach dieser Berechnung eine Aktie um so günstiger erscheint, je niedriger das Kurs-Gewinn-Verhältnis ausfällt – also hoher Unternehmensgewinn im Verhältnis zum Preis der Aktie. Wichtig dabei:

Um eine mögliche Unterbewertung aus dem KGV ableiten zu können, müssen zuerst die geeigneten Zahlen miteinander ins Verhältnis gesetzt werden. So ergibt es wenig Sinn, den aktuellen Aktienkurs mit dem Unternehmensgewinn des vergangenen Jahres zu vergleichen. Denn an der Börse wird die Zukunft gehandelt und als Anleger möchten wir wissen, wohin sich die Notierungen in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln werden. Das heißt:

Die für uns entscheidende Kennzahl ist das sogenannte erwartete KGV, kurz das KGVe. Dabei werden die aktuellen Aktienkurse mit den prognostizierten Unternehmensgewinnen z.B. des laufenden oder nächsten Jahres ins Verhältnis gesetzt. Zudem kann diese Kennzahl nicht isoliert betrachtet werden. Ein KGV von bspw. 15 kann in einer Branche oder einem Land eine Unterbewertung signalsieren, anderswo oder in anderen Sektoren kann dies aber schon ein erstes Anzeichen einer Überhitzung darstellen. Daher:

Um zu einer möglichst realistischen Einschätzung zu kommen, ob es sich um eine Unterbewertung handelt, muss immer der Branchendurchschnitt oder der Mittelwert des jeweiligen Index als Vergleichszahl herangezogen werden. Außerdem gilt es, die KGV-Entwicklung des analysierten Unternehmens über mehrere Jahre zu beobachten und daraus eine Tendenz abzulesen. Dennoch bleiben eine Reihe von Unsicherheiten:

So beruhen solche Berechnungen auf Schätzungen, die in Bezug auf die Gewinnentwicklung eines Unternehmens entweder zu pessimistisch oder zu optimistisch ausfallen können. Dazu kommt, dass bei der alleinigen Betrachtung des KGV gerade beim Turnaround-Trading solche Werte durch den Auswahlraster fallen können, die zurzeit zwar eine Krise durchmachen, aber in Zukunft durchstarten und wahre Kursexplosionen entfalten. Deshalb:

Das KGV ist eine wichtige Kennzahl, ist aber bei der Suche nach Turnaround-Aktien, die das Potenzial zur Kursverdoppelung oder sogar –vervielfachung haben, nur ein Mosaikstein, das ins Gesamtbild passen sollte. In den nächsten Wochen werde ich Ihnen an dieser Stelle weitere Kennziffern und Methoden näher bringen, mit denen unterbewertete Aktien, die vor einem fulminanten Comeback stehen, identifiziert werden können.

Mit den besten Empfehlungen
Ihr

Thomas Driendl


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Thomas Driendl gehört zum Team des Aktien-Ausblicks, Deutschlands großem Börsen-Newsletter mit mehr als 150.000 Lesern. Der Aktien-Ausblick informiert von Montag bis Samstag über...

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