Was tun?

Montag, 26.09.05 09:39
Sehr geehrte Privatanleger,

es erreichte mich eine Frage, die auch für Sie von Interesse sein dürfte.

Sehr geehrter Herr Prof. Otte, die Aktien sind ja bekanntlich in den letzten drei Jahren gut gestiegen. Das Bewertungsniveau ist nicht mehr ganz so günstig. Bei überbewerteten bzw. hoch bewerteten Aktien überlege ich, Gewinne mitzunehmen. Es stellt sich die Frage, wie das freiwerdende Kapital sinnvoll neu investiert werden kann. Folgende Alternativen sehe ich:

1.) Anleihen bzw. Unternehmensanleihen. Wir sind ja alle Aktienfans und finden Anleihen langweilig. Dennoch möchte ich anregen, ob Sie nicht auch einige Anleihen bzw. Unternehmensanleihen vorstellen könnten (als Depotbeimischung)???

2.) Aktien mit hoher Punktzahl und / oder hoher Dividendenrendite und akzeptabler Bewertung oder Champions-Aktien, z.B. Pfizer, Telekom, Merck ....

3.) Festgeld (magerer Zins)

Ich hätte folgende Fragen an Sie: 1. Sehen Sie noch weitere Alternativen? 2. Sollte man bei dem jetzigen Bewertungsniveau bereits generell darüber nachdenken, den Bargeldanteil zu erhöhen oder ist das ihrer Meinung nach noch nicht nötig?

Gruss, Klaas Klever

Sehr geehrter Klaas Klever,

ja, viele Aktienkurse haben sich gut erholt, aber beileibe nicht alle Kurse. Man muss das also differenzierter sehen.

Einige Hightech-Stars (Microsoft, Cisco, Nokia und Intel) sind noch extrem weit von ihrem All-Time-Highs entfernt, ebenso z.B. Yahoo. eBay hat in den letzten 12 Monaten neue All-Time-Highs erreicht. Andere Aktien, wie z.B. einige DAX-Werte, kommen langsam in die Nähe ihrer alten Höchststände. E.ON hat z. B. ein All-Time-High. VW ist immer noch weit vom All-Time-High entfernt. Die Werte des Dow Jones haben insgesamt nicht so stark geschwankt und sind nach wie vor auf einem recht ordentlichen Preisniveau. Im Öl- und Rohstoffbereich erleben wir einen Boom sondergleichen. Österreich, Osteuropa und einige asiatische Länder sehen auch stark steigende Kurse.

Zu Ihrem Fragen:

1. Beim jetzigen Niveau würde ich noch nicht generell über eine Erhöhung des Bargeldbestandes nachdenken. Viele Deutsche Unternehmen sind einigermaßen fair bewertet. Wenn also nun mehr Anleger an den Markt zurückkehren, kann dies die Kurse noch eine ganze Weile treiben. Ich kann mir vorstellen, in einem Jahr über diese Frage nachzudenken.

2. Aktien mit hoher Punktzahl (z. B. Champions-Aktien) und angemessener Bewertung oder hoher Dividendenrendite gehören als Säule in jedes Depot. Ich nenne nur die ING Groep (DiBa), die angemessen bewertet ist, aber dafür über 4% Dividende ausschüttet. Oder Pfizer, die unterbewertet sind, aber keine so hohe Dividende ausschütten. Ich tendiere derzeit eher zu dividenden- und cashflowstarken Unternehmen.

3. Anleihen sollten Sie auf keinen Fall machen. Das Zinsniveau ist historisch niedrig. Da kann nur eins von zwei Dingen passieren: Inflation und steigende Zinsen (Gift für die Anleihen) oder Deflation. Dann erfüllt auch Festgeld seinen Zweck. Mein Sicherheitspolster würde ich als in Festgeld oder sehr kurz laufenden Qualitätsanleihen halten.

4. Und ansonsten: das Investieren ist eine Disziplin, bei der sie viele hundert Mal zielen können, bevor Sie abdrücken. Mit Aktien ist es wie mit Straßenbahnen: die nächste kommt bestimmt. Ich kann Ihnen nicht sagen, wann wir die nächste Bijou Brigitte (+ 900% seit meiner Empfehlung Anfang 2003) oder die nächste Salzgitter (+ 300% seit meiner Empfehlung im Sommer 2004) finden, aber wir werden sie finden. Dafür braucht man allerdings Geduld.

Erfolgreiche Investments wünscht Ihnen

Ihr

Prof. Dr. Max Otte

www.privatinvestor.de

Den Titel als Dipl.-Volksw. erhielt Max Otte 1989 durch den erfolgreichen Abschluss des Studiums an der Universität Köln. 1991 erlangte er den Titel Master of Arts in Public Affairs an der...

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