Berkshire Hathaway steht an einem Wendepunkt, denn zum Jahresende wird Warren Buffett die operative Verantwortung an seinen Nachfolger Greg Abel abgeben. Ich finde daher gerade besonders spannend, wie sich die Holding in dieser Übergangsphase aufstellt. Über die quartalsweise ver
öffentlichten Pflichtmeldungen an die US-B
örsenaufsicht SEC lässt sich erfahren, welche Aktienkäufe und -verkäufe im jeweils vergangenen Vierteljahr vorgenommen wurden – zumindest für alle US-Unternehmen. Warren Buffett ist traditionell für seine Buy-and-Hold-Strategie bekannt, aber nun wird das
Portfolio des Investment-Champions zunehmend umgeschichtet:
Buffett reduziert Kerninvestments weiter
Im zweiten Quartal trennte sich Buffett von weiteren 20 Millionen bzw. ca. 6,7% seiner Apple-Aktien. Der Technologie-Champion bleibt jedoch mit einer Gewichtung von 22,3% die mit großem Abstand wichtigste Beteiligung im Berkshire-Portfolio. Parallel dazu wurde auch das Engagement bei der Bank of America um etwa 26 Millionen Aktien (entspricht 4,2%) verkleinert. Beide Unternehmen gehören zu den langjährigen Kerninvestments der Holding.
Auf der Verkaufsliste stand zudem erneut T-Mobile US, diese Position wurde nun komplett veräußert. Im vergangenen Quartal hatte ich vermutet, dass hier lediglich Gewinne realisiert wurden. Denkbar ist aber auch, dass sich Berkshire Hathaway künftig gezielter auf die Branchen ausrichten will, in denen Greg Abel über Expertenwissen verfü
gt und entsprechend aufgeräumt wird. An der Qualität liegt es nicht, denn inzwischen gilt der Technologie-Champion als führend im US-5G-Markt. Kein anderer Anbieter verbindet flächendeckende Versorgung mit hoher Leistungsfähigkeit in vergleichbarer Form.
Das Geheimnis wurde gelüftet – diese Infrastruktur-Unternehmen wurden zugekauft
Berkshire Hathaway kann bei der
SEC beantragen, seine Transaktionen zeitweilig geheimzuhalten – im ersten Quartal war ein entsprechender Antrag vermerkt. Da viele Anleger Buffetts Käufe genau verfolgen und oft in dieselben Titel investieren, erlaubt diese Regelung, größere Transaktionen in Ruhe und zu attraktiveren Kursen vorzunehmen. Nun wurde enthüllt, dass es sich bei der „geheimen Position“ aus dem ersten Quartal
um drei Beteiligungen handelt, bei denen es jeweils auch im zweiten Vierteljahr Transaktionen gab:
In der ersten Jahreshälfte kaufte Berkshire Hathaway insgesamt rund 6,6 Millionen Anteile des Stahlkonzerns
Nucor. Im gleichen Zeitraum wurde eine neue Position am Bauunternehmen D.R. Horton zunächst aufgebaut und dann wieder leicht auf etwas weniger als 1,5 Millionen Aktien getrimmt. Und bei Lennar – ebenfalls aus der Baubranche – schlug Buffett mit insgesamt rund sieben Millionen Anteilen zu. Zusammen machen diese Beteiligungen allerdings weniger als ein Prozent am Gesamtportfolio aus.
Ein echter Paukenschlag war das also (noch) nicht. Die folgende Transaktion sorgte allerdings für Schlagzeilen:
Berkshire Hathaway kauft Anteile von UnitedHealth
Zwischen dem 1. April und dem 30. Juni kaufte Buffett etwas mehr als fünf Millionen Aktien der UnitedHealth Group. Der Konzern operiert in zwei Hauptsparten – als Krankenversicherung und als Anbieter für Gesundheitsdienstleistungen, Datenanalyse, IT-L
ösungen und Apothekenservices. Leider gehört UnitedHealth gerade zu den aktuellen Sorgenkindern unter den Champions. Im Mai trat der CEO zurück, das Ruder übernahm wieder Stephen Hemsley, der das Unternehmen von 2006 bis 2017 zum nach Umsatz größten Krankenversicherer der USA ausgebaut hatte.
Die aktuellen Probleme sind zwar nicht wegzudiskutieren, betreffen aber nicht das grundsätzliche Geschäftsmodell von UnitedHealth – der amerikanische Krankenversicherungsmarkt ist ein Oligopol mit wenigen Anbietern bei hohen Eintrittsbarrieren, das Unternehmen ist profitabel. Buffett scheint überzeugt, dass der zurückgekehrte CEO den Konzern wieder zur alten Stärke führen kann. Und Hemsley vertraut ebenfalls seinen eigenen Fähigkeiten – im Mai kaufte der Manager über eine Million Aktien von UnitedHealth.
Diesen Vorteil haben Sie gegenüber Buffett
In Summe lässt sich aus der Lektüre der Pflichtmitteilung entnehmen, dass Berkshire Hathaway auch im zweiten Quartal keinen ganz großen Wurf getan hat. Einige weitere der kleineren Positionen im Portfolio wurden aufgestockt, darunter auch die Beteiligung am Champion Domino
’s. Die Pizzakette setzt auf ein kapitalleichtes Franchise-System, das hohe Margen erm
öglicht – so liebt es Buffett.
Insgesamt scheint sich die Holding breiter aufzustellen und die Übergewichtung einiger Kerninvestments zu reduzieren. Zudem verfügt Berkshire Hathaway weiterhin über einen Cash-Bestand von rund 344 Milliarden Dollar, der auf produktiven Einsatz wartet. Hier geeignete Kandidaten zu finden, wird aufgrund der schieren Größe der Holding zunehmend schwieriger.
Als Privatanleger haben Sie da einen Vorteil – Ihnen steht das gesamte Investmentuniversum offen. Natürlich sollten Sie dabei auf Qualität achten und zudem diversifizieren. Bei der Auswahl geeigneter Werte helfen wir Ihnen im
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Ihre
Katja Zacharias
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