viele Leser dürften sich noch mit gemischten Gefühlen an den „
Neuen Markt” erinnern, dessen relativ kurze Episode vor rund 20 Jahren geendet hat. Manche Investoren haben mit
Aktien wie EM.TV, Qiagen oder Biodata viel Geld verdient; für andere blieb dagegen ein bitterer Beigeschmack samt Verlusten.
Das Platzen der Dotcom-Blase bedeutete jedoch nicht für alle New-Economy-Unternehmen das Aus. Einige Firmen – wie beispielsweise der Champion Nemetschek – haben überlebt und erzielen bis heute teils sogar attraktive Renditen.
Viele Anleger verloren viel Geld
Am 10. März 1997 etablierte die Deutsche Börse ein Pendant zur amerikanischen Nasdaq, das der damals so hochgepriesenen „New Economy“ hierzulande eine Plattform geben sollte. Mitunter dank der „volksnahen” Werbung für die T-Aktie samt Aushängeschild Manfred Krug brach in Deutschland das Börsenfieber aus. Viele, teils völlig unerfahrene Privatanleger investierten in Unternehmen mit schillernden Namen, großen Plänen und vagen Geschäftsmodellen.
Infolgedessen gab es zum Höhepunkt des Neuen Markts im Jahr 2001 knapp 13 Millionen Aktionäre in Deutschland – eine Zahl, die bis heute nicht nochmal erreicht wurde. Allein bei der T-Aktie griffen 1,9 Millionen Privatanlegern gleich beim ersten von insgesamt drei Börsengängen zu. Für 650.000 von ihnen war es der erste Aktienkauf überhaupt. Anfangs stieg der Kurs der „Volksaktie” in schwindelerregende Höhen auf in der Spitze rund 100 Euro – fiel 2001 dann aber ins Bodenlose. Heute ist die T-Aktie nur noch gut 18 Euro wert und hat vielen Menschen eine harte Börsenlektion erteilt.
Doch es ging noch schlimmer. Beispiel Biodata: Anfangs entwickelte sich die Aktie des Unternehmens mit gleich zwei „Hype-Begriffen” im Firmennamen (Daten und Biotech) zum Überflieger. Im Februar 2000 wurde Biodata zu 45 Euro im Nemax 50 platzierte und war einen Tag später 240 Euro wert. Doch in den Folgemonaten wurden diverse Unregelmäßigkeiten in der Bilanz deutlich. Als Biodata dann auch noch einen großen Auftrag verlor, stürzte die Aktie ins Bodenlose, und das Unternehmen musste 2002 Insolvenz anmelden.
Champions überlebten die Dotcom-Ära
Der Neue Markt hinterließ einen Scherbenhaufen. Viele Firmen gingen insolvent, und am Ende hatten Millionen Anleger in Deutschland Milliarden verloren. Doch es gibt auch ein paar „Überlebende”, die dank ihrer Champions-Qualitäten bis heute an der Börse erfolgreich sind. So zum Beispiel der Architektur-Software-Anbieter Nemetschek (+36,7% Rendite p.a. im Zehn-Jahres-Mittel), der Event-Veranstalter CTS Eventim (im Mittel +16,8% p.a. seit 2012) oder der Medizintechnik-Konzern Sartorius (Zehn-Jahres-Performance von im Mittel +36% p.a.). Genauso waren auch die Champions Atoss Software, Bechtle und Carl Zeiss Meditec, die ebenfalls mit einer langfristig zweistelligen Performance punkten, einst am Neuen Markt notiert.
Natürlich war damals kaum abzusehen, welche Unternehmen sich langfristig im Markt behaupten können. Doch viele Privatanleger machten am Neuen Markt große Fehler, die zu vermeiden gewesen wären: Zum einen war Diversifikation ein Fremdwort, zum anderen investierten unerfahrene Börsennovizen vielfach in Start-ups, die noch keinerlei langfristige Erfolgsgeschichte vorweisen konnten.
Analysen von Direktbanken zeigten beispielsweise, dass in den Depots damals durchschnittlich nur sieben Einzelaktien lagen – fast alle aus dem Tech-Bereich. Ohne Streuung oder Verteilung des Risikos auf unterschiedliche Branchen und Regionen.
Investoren von damals, die trotz allem an der Börse aktiv geblieben sind, dürften ihre Neue-Markt-Lektion gelernt haben. Und konzentrieren sich seither hoffentlich auf langfristig erfolgreiche Unternehmen mit einer hohen Anlagequalität und eine gute Diversifikation im Portfolio.
Doch auch im aktuell herausfordernden Marktumfeld ist ein Hype rund um „Mode Aktien”, wie z.B. Coinbase, Delivery Hero oder Zoom zu erkennen, deren Geschäftsmodell auf tönernen Füßen steht. Damit sich die Geschichte nicht wiederholt, sollten Anleger auch jetzt nicht blindlings jedem kurzlebigen Trend hinterherlaufen, sondern langfristig denken und investieren. Eine konstruktive Richtlinie hierzu finden Sie im
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Ihre Miss boerse.de
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