Weltgrößtes IPO steht in den Startlöchern: Ant Financial erhält grünes Licht für den Börsengang

Montag, 26.10.20 14:48
Mit einem Emissionsvolumen von umgerechnet 35 Milliarden Dollar könnte der Börsengang von Ant Financial der “größte in der Geschichte der Menschheit” werden, wie Firmengründer Jack Ma vergangenen Samstag erklärte. Den bisherigen Rekord hält der Ölkonzern Saudi Aramco, dessen Börsengang im vergangenen Jahr 29,4 Milliarden Dollar einbrachte. Eine Preisspanne für die angebotenen 3,4 Milliarden Ant-Aktien und ein Termin für den Börsenstart in Shanghai und Hongkong sind noch nicht bekannt. Marktbeobachter gehen jedoch davon aus, dass die Erstnotiz nach den US-Wahlen stattfinden soll.

Ant Financial: Unbekannte Alibaba-Tochter


Trotz der Größe des Ant-IPOs wissen vermutlich nur wenige Leser, womit das Unternehmen eigentlich sein Geld verdient - zumal der Fintech-Konzern bislang fast ausschließlich in Asien tätig ist. Ant Financial ist die Finanzsparte der chinesischen Alibaba-Group. Mit Alipay betreibt Ant den marktführenden Bezahldienst in China und bietet zudem Dienstleistungen wie Kredite, Versicherungen und Vermögensmanagement an. Der erfolgreiche “One-Stop-Shop” für Finanzprodukte steigerte allein in den ersten neun Monaten 2020 den Betriebsgewinn um 42,6 Prozent auf umgerechnet 17,8 Milliarden Dollar und schmiedet Expansionspläne: Um in Europa Fuß zu fassen, erwarb Ant Financial 2019 den britischen Geldtransfer-Dienstleister World First. Im März 2020 beteiligte sich der chinesische Ameisen-Konzern außerdem am schwedischen Payment-Service-Provider Klarna.

In den USA hat Ant jedoch mit politischem Gegenwind zu kämpfen. US-Politiker und Verbraucherschützer fürchten, dass die chinesische Regierung auf sensible Bankdaten von künftigen US-Nutzern der Ant-Zahlungs-App Alipay zugreifen könnte. Deshalb will das US-Außenministerium Ant auf die “schwarze Liste” setzen, die es US-Unternehmen untersagt, mit den betreffenden, chinesischen Konzernen Geschäfte zu betreiben.

Prima IPO-Klima


Die Drohungen der US-Regierung dürften den Ant-IPO jedoch nicht weiter tangieren - zumal das Börsenklima in China derzeit äußerst positiv ist. Zwar gilt die Stadt Wuhan als “Brutstätte” des Coronavirus, doch dank strikter Quarantäneregeln ist die Pandemie im Land des Lächelns weitgehend unter Kontrolle. Während des Lockdowns entdeckten außerdem viele Chinesen ihre Liebe für teils riskante Aktiengeschäfte. Infolgedessen stieg der Shanghai Composit-Index um über 11 % innerhalb der vergangenen 12 Monate. Zudem wirkte der Lockdown wie ein Brandbeschleuniger auf die ohnehin rasch fortschreitende, chinesische Digitalisierung und spielt Tech-Unternehmen wie Ant Finance in die Hände.

Trotz positiver Vorzeichen ist der Ant-IPO mit Vorsicht zu genießen. Denn zum einen fehlen dem erst 2014 gegründeten Fintech-Startup “Champions-Qualitäten”, wie eine mindestens zehnjährige, erfolgreiche Börsenhistorie. Zum anderen teilt sich die Alibaba-Tochter den Markt mit einem mächtigen Konkurrenten: der Payment-App WeChat von Tencent. Welcher chinesische Dienst langfristig da meiste Potenzial birgt, ist momentan nicht abzusehen. Klar ist jedoch, dass Tech-Champion Tencent mit im Mittel 32% Rendite p.a. innerhalb der vergangenen zehn Jahre bereits eine hohe Anlagequalität auf der Langstrecke bewiesen hat. Der Ant Financial-IPO ist dagegen - wie alle Börsenneulinge - höchstens als spekulative Depotbeimischung zu werten.

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