Wenn sich der Zins-Knoten löst...

Mittwoch, 12.10.05 14:11
Guten Tag liebe Leserinnen und Leser,

an den Finanzmärkten gibt es eine Art Zins-Knoten, den Volkswirtschaftler schon lange nicht mehr erklären können. Niemand kann sagen, wann sich diese Verspannung auflösen wird, doch dass die Aktienmärkte damit neue Schubkraft entwickeln werden, ist ziemlich wahrscheinlich. Denn:

Obwohl Alan Greenspan den Diskontsatz in mittlerweile 11 Schritten seit Juni 2004 auf zuletzt 3,75% angehoben hat, treten 10-jährige US-Anleihen seit mehr als zwei Jahren mit einer Rendite von rund 4,3 Prozent auf der Stelle. In Deutschland ist die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen im September sogar auf 3% gefallen, was einem Niveau entspricht, das es zuletzt zu Kaiser Wilhelms Zeiten vor 100 Jahren gegeben hat!

Die Anhebung der kurzfristigen US-Zinsen kommt am Markt der langfristigen Zinsen also nicht an und mit jeder weiteren Zins-Erhöhung wächst ungewöhnlicherweise sogar der Optimismus. Denn die Anleihe-Investoren gehen davon aus, dass die Leitzinsen vor ihrem Gipfel stehen, also bei Anleihen bald wieder Kursgewinne winken. Dabei verhindern zahlreiche Faktoren eine Abwärtswende der Anleihenmärkte. Konkret:

Zum einen haben Unternehmen in den letzten Jahren ihre Bilanzen bereinigt, d.h. Schulden reduziert und Kreditaufnahmen gedrosselt. Dabei hat auch der internationale Währungsfonds (IWF) jüngst die ungewöhnlich niedrigen weltweiten Investitionsraten der Unternehmen betont, was insbesondere für Europa und Asien gilt. Während also Konzerne ihre Kreditnachfrage markant reduziert haben, wurden gleichzeitig Aktien zurückgekauft und Dividenden erhöht, was wiederum Liquidität freigesetzt hat, die nach Investitionsmöglichkeiten sucht. Parallel dazu führten veränderte Anlagerichtlinien für Pensionsfonds zu einem bisher noch nicht gesehenen Nachfrageboom für langlaufende Staatsanleihen. Und dazu kommen die seit langer Zeit äußerst pessimistischen Investoren, die mit einem Zusammenbruch der amerikanischen Wirtschaft rechnen und folglich in vermeintlich „sichere“ Anleihen investieren. Doch:

Dass Staatsanleihen auch zum Totalverlust führen können, wissen nicht nur unsere Vorfahren, die in Anleihen des russischen Zaren oder in Kriegsanleihen des Deutschen Reiches investiert hatten. Natürlich waren das Jahrhundert-Ereignisse, doch viel bedeutender - weil „sicher“ - ist die Auswirkung der Inflation, die Anleihen langsam, aber stetig dahinschmelzen lässt. Die Inflation ist zwar heute noch kein Thema an den Finanzmärkten, doch die September-Teuerung von +2,5% in Deutschland lässt aufhorchen, da wir damit den höchsten Preisanstieg seit vier Jahren hatten. Und wenn die US-Zahlen für den Oktober veröffentlicht werden, könnten einige Anleihen-Anleger ins Schwitzen kommen. Deshalb:

Setzen Sie nicht auf Anleihen, sondern auf Aktien, die als Sachwert von der Inflation profitieren. Selbst heute - trotz der kräftigen Kursgewinne - können viele Champions bereits durch ihre Dividenden-Rendite mit Staatsanleihen konkurrieren (16 Champions kommen z.B. auf eine Ausschüttungs-Rendite von mehr als 3%). Vor allem:
Wenn sich der Zins-Knoten löst, dürfte ein jahrelanger Trend von Umschichtungen aus den Anleihen- in die Aktienmärkte einsetzen. Dann müssten die Aktienkurse eigentlich durch die Decke gehen!

Mit bester Empfehlung
Ihr

Thomas Müller
Herausgeber
boerse.de-Aktienbrief

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Thomas Müller ist seit Anfang der 1980er-Jahre Herzblut-Börsianer, seit 1987 Verleger von Börseninformationen, begeisterter Entwickler von Anlagestrategien, Autor,...

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