Diesmal bekommen Sie meine Antworten auf neue Fragen, die im Rahmen von Statements führender Medien oder bei meinen sich häufenden Video-Konferenzen und Webinaren im direkten Kontakt mit den angemeldeten Anlegern gestellt wurden.
Bei meinen zahlreichen Vorträgen, Webinaren, Videokonferenzen, Interviews, Telefonanfragen und E-Mails häufen sich bestimmte Anlegerwünsche um Information. Freilich wird dabei oft über das Ziel hinausgeschossen. Es geht nicht an, gleich 30 Fragen zu beantworten oder sogar noch das im Anhang beigefügte Depot zu begutachten. Da bliebe mir keine Zeit mehr, auch nur noch ein einziges Buch oder eine einzige Kolumne zu schreiben. Ein oder zwei kurze, konkrete, eng gefasste Fragen beantworte ich gern. Ich gebe nun die häufigsten Fragen inhaltlich auf den Punkt gebracht in Kurz-Kommentaren wieder.
Setzen Sie jetzt auf physisches Gold als Krisenwährung in Form von Barren oder Münzen bzw. auf Gold-ETC und Minenaktien?
Jetzt, Anfang MAI 2020, konzentriere ich mich nicht auf physisches Gold und Edelmetall-Minenaktien, weil ich mich aktuell auf abgestürzte Qualitätsaktien mit hoher Dividenden-Rendite stürze, um langfristig guten Kurschancen zu nutzen. Dies gilt vor allem für die führenden Versicherungsunternehmen, die ihre Dividende weder kürzen noch streichen, eher sogar erhöhen wollen, weil dies zu ihrer Unternehmenskultur gehört. Ich halte 5 % bis 15 % Goldanteil für vertretbar.
Wenn eine Aktie um 50 % sinkt bei gleichbleibender Ausschüttung, erhöht sich die prozentuale Dividenden-Rendite um 100 %. Also eine Verdoppelung. Ein Beispiel mit gerundeten Zahlen: Bei einem Kurs von 300 € und einer Ausschüttung von 12 €, beträgt die Dividenden-Rendite 4 %.
Bei einem Kursrutsch um die Hälfte sind es attraktive 8 %. Die Formel lautet: Dividende multipliziert mit 100 dividiert durch den aktuellen Kurs (1200:300=4; 1200:150=8).
Wie stehen Sie zu Investments in deutsche Familienunternehmen, vor allem solche mit nachhaltigen Geschäftsmodellen?
Familienunternehmen als das pulsierende Herz des deutschen Mittelstands wirtschaften im Allgemeinen flexibler und innovativer als viele Dickschiffe. Sie bauen sich interessante Marktnischen auf. Ebenso entwickeln sie als manövrierfähige Schnellboote eher nachhaltige Geschäftsmodelle mit einer ethisch einwandfreien Firmenkultur. Ausgerüstet mit dem Erfinder- und Entdecker-Gen sind sie Wachstumstreiber in wichtigen Zukunftsmärkten. Gerade jetzt, in den für die Wirtschaft so ruinösen, verheerenden Corona-Crashzeiten, regieren viele kleine und mittlere eigentümergeführte Firmen mit flacher Hierarchie, wie man in Nachfragelücken vorstoßen kann, um die drohende Erderwärmung aufzuhalten. Dies gilt z. B. für nachhaltige Infrastruktur und Umstellung auf erneuerbare Energien.
Da entwickelt ein Maschinenbauer, dem das Wasser bis zum Hals steht, im Überlebenskampf als neues Geschäftsfeld Beatmungsgeräte. Ein Möbelbauer stellt sich auf Klinikbetten um. Ein Holz- und Papier-Verarbeiter bietet Gesichtsmasken an. Ein Chemikalienunternehmen produziert als neues Geschäftsfeld Desinfektionsmittel. Ein Spezialist für Berufskleidung stellt nun Schutzkleidung her. Und eine Biotechfirma arbeitet mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen das Corona-Virus. All diese Beispiele zeigen, das Jammern und Klagen über schlechte Zeiten nichts nützt. Vielmehr ist zu überlegen, wie man sich als familiengeführtes Unternehmen selbst aus der Patsche mit drohendem Niedergang befreien kann. Da rücken plötzlich andere Sorgen wie Klärung der Nachfolge in den Hintergrund.
Haben Sie Aktien im Depot, die trotz Corona-Crash auf einem Jahres- oder sogar Allzeithoch notieren?
Da kann ich zum April-Monatsende einige Titel nennen. Dies gilt aktuell für den Laborausrüster Sartorius aus dem MDAX/TecDAX, den Onlinehändler Amazon vom Nasdaq 100 sowie den Pharmakonzern AstraZeneca aus dem Stoxx 50. Schließen wir den gesamten Corona-Crash mit ein, sind auch die durch Übernahmeangebote gestärkten Isra Vision und RIB Software vom SDAX sowie Qiagen vom TecDAX/MDAX zu nennen. Im Aufwärtstrend befinden sich ferner Mensch & Maschine aus SCALE, LPKF Laser und Shop Apotheke als SDAX-Aufsteiger sowie MDAX-Neuling Teamviewer.
Für Begeisterung sorgen auch Netflix und Nvidia vom Nasdaq 100, Nintendo vom Nikkei 225, Electronic Arts aus dem Nasdaq 100, Thermo Fisher vom S&P 500 und SolarEdge aus Israel. Eine Kursrallye legten auch der kanadische Onlinehändler Shofity sowie der Organisator von Video-Konferenzen ZOOM hin. Auch Arzneimittelentwickler Dermapharm, beste Neuemission 2018, und der Medtech-Konzern Drägerwerk, beide SDAX, befinden sich im Aufwind. Gleiches gilt für den Essenslieferanten HelloFresh, ein neues MDAX-Mitglied.
Angst beim Handel mit Auslandsaktien? Was ist bei der Order und den Steuersätzen zu beachten?
Angst vor dem Handel mit Auslandsaktien ist völlig unbegründet. Es gibt zwar einige Depotbanken, die bei DAX-Aktien etwas weniger berechnen und an sogenannten von der Deutschen Börse AG veranstalteten DAX-Tagen überhaupt keine Gebühr auf DAX-Einzelaktien und DAX-ETFs berechnen. Aber ansonsten besteht beim Handel mit deutschen und ausländischen Titeln bezüglich Transaktionskosten gar kein oder nur ein geringfügiger Unterschied. Es bringt also nichts, die Order direkt an den ausländischen Heimatbörsen vorzunehmen. Dies würde sich nur bei hohen Beträgen lohnen. Die Besteuerung der Auslandsaktien ist uneinheitlich. Bislang fällt in Großbritannien keine zusätzliche Steuer an. Es wird beim Verkauf und den Ausschüttungen nur die deutsche Abgeltungsteuer von 25 % und im laufenden Jahr 2020 noch der volle Solidaritätszuschlag sowie, falls Mitglied, die Kirchensteuer berechnet. In einigen Ländern aus dem Euro Stoxx 50 kommt die hohe Belastung durch das Doppel-Steuerabkommen hinzu. Unterschiede gibt es bei den Dividenden. In den USA wird viermal jährlich ausgeschüttet.
Ist nach den in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gehandhabten aufgelockerten Beschränkungen nun alles vorbei?
Jede Woche eher in die Rückkehr gewisser, stufenweise erfolgender Normalität bewahrt die Wirtschaft vor weiteren milliardenschweren Verlusten und neuen Firmenpleiten. Beim Gesundheitsschutz darf es nicht nur um ein längeres Leben, sondern vor allem um mehr Lebensqualität gehen. Von daher ist jede Lockerung zu begrüßen, mag damit auch die Gefahr einer neuen Corona-Krise steigen. Machen Sie als Anleger nun selbst das Beste aus den sich bietenden Veränderungen und Neuausrichtungen von Unternehmen. Die in dieser Kolumne genannten Sieger dürften sich großteils auch fortan nach oben bewegen. Doch auch die großen Verlierer der Corona-Krise haben Aufwärtspotenzial. Dies betrifft vor allem die gesamte Tourismusbranche und die Export-Industrie.
Beate Sander ist Bestseller-Autorin und hat mittlerweile über 50 Fachbücher zum Thema Börse und Geldanlage veröffentlicht. Der "Aktien- und Börsenführerschein" zählt sogar zu den TOP 10 Wirtschaftsbüchern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.
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